DIMMU BORGIR - Deathcult Armageddon
DIMMU BORGIR
Deathcult Armageddon
(Symphonic Black Metal)

 


Label: Nuclear Blast
Format: (LP)

Release: 2003


Zusammen mit den englischen Megasellern CRADLE OF FILTH gehört die norwegische Formation DIMMU BORGIR nicht nur zu den zwei umstrittensten und meist diskutierten Bands des Black Metal-Genres, sondern vorallem auch zu jenem Klientel an Genrevertretern, denen seit ihrem (größtenteils durchaus berechtigten) Durchbruch sowie Major Deal-Verträgen Verrat am Szenegut vorgeworfen wird. Die gefühlsbetonte, intensive Musik der Frühwerke „For All Tid“ sowie „Stormblåst“ wurde – folgt man der zumindest öffentlich publizierten Meinung eines Großteils der Pandafraktion – vom kommerziellen Denken der Musiker überschattet, der „reine Ur-Black Metal“ wich – spinnt man dieses Denken fort – einer am Mainstream orientierten Popversion jener Musikrichtung, die seit ihrer „Erfindung“ stets für eine kleine Elite bestimmt war – und nun? Ja, nun spielten die einstigen Geheimtipps vor zig Tausenden in riesigen Arenen, konnten sich dank finanzieller Unterstützung seitens der Majors bessere Produktionen als – bei allem Respekt – aktuelle Tiefstapler (sowohl in musikalischer als auch geistiger Hinsicht) wie NARGAROTH, JUDAS ISCARIOT, KRIEG, MOONBLOOD, INFERNO und wie sie alle heißen mögen, leisten – und wagten es gar, ihren musikalischen Horizont zu erweitern.

1997 war mit der Veröffentlichung von „Enthrone Darkness Triumphant“ für DIMMU BORGIR jene Zeit gekommen, sich schlagartig an die Speerspitze des modernen Black Metals zu katapultieren, und zugleich eine Heerschar an Neidern und Puristen gegen sich zu wenden. Seit je her galt es, sich unter der fürsorglichen Obhut seitens Nuclear Blast immer weiter zu perfektionieren, den mittlerweile ureigenen Sound immer mehr auszubauen, wofür diesmal sogar das 48-köpfige Prager Orchester angeworben wurde.

Während CRADLE OF FILTH insbesondere in letzter Zeit oft unfreiwillig in kitschige Ebenen abdrifteten und nicht selten einen eher komischen als bedrohlichen Unterhaltungswert abgeben, so konnten sich die norwegischen Kollegen bei aller Vielseitigkeit ihre gewohnte Aggressivität und im gewissen Sinne auch Rohheit ohne Reibungsverluste auf „Deathcult Armageddon“ bewahren – geschickt pendelt man zwischen atemberaubenden, orgiastischen Parts und schneidendem Riffing sowie passend eingeflochtenen, orchestralen Elementen und episch-düsteren Passagen, sodass das Gesamtkunstwerk nicht nur eine enorme Vielseitigkeit aufweisen kann, welche von klaustrophobischen Gefühlsängsten, steriler Kälte, Depressionen bis hin zu den finstersten Gedanken eines jeden von uns reicht, sondern zudem auch noch eine derartige Eiseskälte ausstrahlt, dass selbst während der vergangenen Sommermonate – und die waren beliebe nicht sonderlich erfrischend – das Bier in der Hand gefroren wäre…

Mit den unterschiedlichen Gesangstechniken, sehr variablen Instrumentierungen und dem gewohnt hervorragendem Gefühl für anspruchsvolle, dennoch stets schlüssige Songstrukturen erschufen DIMMU BORGIR meiner bescheidenen Meinung nach nicht nur den Zenit des modernen Black Metals, sondern auch einen episch-morbiden Soundtrack, welcher – stets originell – sowohl mit der etwas roheren, geradlinigeren Seite („Lepers Among Us“), als auch mit den bombastischeren Kreationen wie „Unorthodox Manifesto“, der Opener „Allegiance“, „Blood Hunger Doctrine“ und insbesondere auch Progenies Of The Great Apokalypse“ ein selbst für DIMMU BORGIR-Verhältnisse ungewöhnlich hohes Maß an Genialität und Durchhaltevermögen bietet.

Es steht außer Zweifel, dass „Deathcult Armageddon“ dank der perfekten Produktion und durchwegs nicht minder grandiosem Songmaterial einen neuen Höhepunkt in der Geschichte von DIMMU BORGIR markiert, und selbst der britischen Kollegschaft schwer zu denken geben sollte. Als einziger – allerdings im Hause Nuclear Blast bereits gewohnter – Nachteil präsentiert sich die mehr als breite Vielfalt an Formaten, auf denen das mir hier vorliegende Meisterwerk seinen Weg in die heimischen Regale finden soll – here we go:

Für den vielleicht etwas vorschnellen oder auch aufmachungstechnisch anspruchsloseren Anhänger hätten wir da zum ersten die Basisauswahl zwischen CD und Digipack, wobei zweitere mit einer BATHORY-Covertrack aufgewertet wurde, während der CD ein (eher unspektakulärer) Sticker beigefügt wurde. DVD-Liebhaber bekommen mit einer Audio-Only-DVD ebenfalls einen weiteren Glanzpunkt für die Sammlung geboten, und können neben dem Video-Edit zu „Progenies Of The Great Apocalypse“ auch auf jene drei Bonustracks zugreifen, welche auch den Vinylfanatikern auf der Doppel-LP zur Verfügung gestellt wurden, nämlich obig angesprochenes Cover von BATHORY sowie zwei orchestrale Versionen von „Progenies Of The Great Apocalypse“ und „Eradication Instincts Defined“. Für jene mit etwas dickerer Brieftasche gibt es dann im Normalhandel auch noch die äußerst üppig aufgemachte Buchversion (CD mit Bonustrack), während jene, die sich bereits vor Monaten direkt beim Label gemeldet haben, sogar eine kultige Metallbox (25 x 20 x 5 cm) inklusive dem obig angesprochenen Buch samt CD, Samttuch und Postkarten-Set zum stolzen Preis von 66,60 EUR ihr Eigen nennen dürfen.

Das ist Labelpolitik, so zieht man den Fans ihr Geld aus der Tasche – und das Prinzip wirkt, leider. Dennoch: Ohne Zweifel das bisher ausgereifteste Album von DIMMU BORGIR, welches sich selbst hinter den Werken von EMPEROR nicht verstecken muss – und ich wage sogar zu behaupten, jenen noch einiges beibringen könnte.

 


Tracklist „Deathcult Armageddon“:
1. Allegiance
2. Progenies Of The Great Apocalypse
3. Lepers Among Us
4. Vredesbyrd
5. For The World To Dictate Our Death
6. Blood Hunger Doctrine
7. Allehelgens Dod I Helveds Rike
8. Cataclysm Children
9. Eradication Instincts Defined
10. Unorthodox Manifesto
11. Heavenly Perverse
Gesamtspielzeit: 53:37



www.dimmu-borgir.com

 

DIMMU BORGIR - Deathcult Armageddon
DIMMU BORGIR – Deathcult Armageddon
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