Lucifer Incestus
(Death Metal | Black Metal)
Label: Napalm Records
Format: (LP)
Release: 24.11.2003
Frankreich ist bekannt für sein intimistisches, psychologisches Autorenkino, das mancherorts sogar als zu literarisch gilt – jedoch sorgte nicht nur Gaston Leroux´ Meisterwerk „Le Fantôme de l’Opéra“ als literarisch-opernhaftes Schauergemälde und Vorlage für zahlreiche Verfilmungen (unter anderem von Kultregisseur Dario Argento) für Gesprächsstoff, sondern vor allem auch die nach einem Roman von Arthur Bernède im Original 1965 ausgestrahlte Fernsehserie „Belphégor: Le Mystère du Louvre“ gilt heute – unter anderem mit Größen der französischen Filmlandschaft wie Juliette Gréco und Francois Chaumette – als unangefochtenes Meisterwerk des frühen französischen Genrefilms.
Bernède greift in seinem neben „Judex“ wohl bekanntesten Werk den – bereits von Leroux populär gemachten – Mythos eines Phantoms auf, das auf der Suche nach der ewigen Ruhe ist und sich auf dieser für zahlreiche mysteriöse Ereignisse im größten Museum der Welt, dem Louvre, verantwortlich zeichnet.
Auch das österreichische Pendant hierzu – BELPHEGOR aus dem beschaulichen Salzburg – kommt einem Mythos gleich – oder viel mehr einem Mysterium. Die Band selber beschreibt sich als ein Attribut, eine Ausgeburt der Hölle, als infernalische Perfektionisten in jeglicher Hinsicht und als alles andere als zaghafte Schoßhündchen des umgarnten Höllenfürstens höchstpersönlich, was bereits der Vorgänger „Necrodaemon Terrorsathan“ mehr als deutlich zu besiegeln suchte.
Der neueste Output – sinnlich mit „Lucifer Incestus“ betitelt und über Napalm Records als reguläre CD, Digipack mit Videoclip oder im Vinylformat in Umlauf gebracht – verspricht bereits mit der lasziven Introduktion als würdiger Nachfolger durchzugehen, als auch die acht nachfolgenden diabolischen Ejakulationen für ein serviles Winseln der bereits zahlreich um sich gescharrten Anhängerschaft sorgen dürften. Man würde nicht auf den Namen BELPHEGOR hören, wäre man nicht ein Garant für sowohl stetige kompositorische als auch spieltechnische Weiterentwicklung – zeichnete sich bereits mit „Necrodaemon Terrorsathan“ ein immenser Schritt im Vergleich zu den Frühwerken „The Last Supper“ und „Blutsabbath“ ab, wird das neue Machtwerk von einer schier unglaublichen Aneinanderreihung abartig infernalischer Stakkatoorgien dominiert, welche nicht nur in puncto Geschwindigkeitsexzesse alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen, sondern auch in Hinsicht Abwechslungs- und Ideenreichtum neue Maßstäbe setzen. „Lucifer Incestus“ zeigt das Quartett von seiner bisher zügellosesten, bestialischten Seite, morbide und irrwitzige Melodiken paaren sich hierauf mit epischen Modulationen und ufern in einer penetranten Intension aus, wobei hierfür nicht allein das mit bis zu 260 bpm ausufernde Getrümmere von Neuzugang Torturer an den Kesseln verantwortlich ist, sondern auch das gewohnt inhumane Wechselspiel der teilweise völlig divergierenden Harmonieansätze von Sigurd und Helmuth, welche den geneigten Hörer an die Grenzen des Erträglichen treiben dürfte.
Abwechslungsreich und höllisch präzise, das sind jene Attribute, die seit jeher von BELPHEGOR gepachtet scheinen, „Lucifer Incestus“ zeigt aufs Neue, zu welchen Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist. Es zeigt sich, dass sich die Salzburger ihrem guten Ruf aufs Neue gerecht werden und erneut ein Album abliefern, welches nicht nur für die eigenen Verhältnisse als momentaniger Zenit gewertet werden darf, sondern auch in Hinblick auf die globale Szene einen schwerst zu erreichenden Meilenstein darstellen sollte. „Lucifer Incestus“ zeigt die Band gewachsen, hungrig – manisch; sich hingebungsvoll im nebulösen Traumzustand zum absoluten – einzigartigen – Exzess hocharbeitend, welcher sich schlussendlich in einem Urknall gleichen Sinnesrausch entlädt. Ein unbarmherziger Höllenritt, unaufhaltsam. Tödlich. Ein Streifzug quer durch Sodom und Gomorrha – vom Leibhaftigen höchstpersönlich geleitet, vor schierem Hass nur so lodernd.
Glücklicherweise wusste auch Produzent Alex Krull (u.a. ATROCITY), die komplexen Kreationen passend umzusetzen, was bei teilweise bis zu neun Gitarrenspuren definitiv keine Leichtarbeit war und auch von ihm bei derart präzisem Gemetzel Höchstleistungen abverlangte. Der Versuch, sowohl eine morbide Atmosphäre auszustrahlen, als auch eine klangliche Transparenz zu schaffen, ist in der Tat gelungen, womit es nicht allzu weit hergeholt scheint, dass sich in naher Zukunft – um genau zu sein, am 1. Dezember dieses Jahres – die devote Anhängerschaft um die stattliche Erektion des Gehörnten (in Form von BELPHEGORs „Lucifer Incestus“) rangeln wird.
Tracklist „Lucifer Incestus“:
1. Intro: Inflamate Christianos
2. The Goatchrist
3. Diaboli Virtus In Lumbar Est
4. Demoniac Staccato Erection
5. Paradise Regained
6. Fukk The Blood Of Christ
7. Lucifer Incestus
8. The Sin-hellfucked
9. Fleischrequiem 69 / Outro
Gesamtspielzeit: 36:08