Texas, sengende Hitze, wirr flackernde Schlieren winden sich am Horizont aus dem Asphalt und verzerren das näherkommende Land. Der Bolide brüllt, die Frisur sitzt. Helldorado zieht vorbei und Chainsaw Charlie hat das Steuer fest in der Hand. Die Frisur sitzt immer noch. Endstation Titty Twister, eine versiffte, kleine Bar an einem endlos scheinenden Highway. Der Wagen bremst sich sachte zusammen und an der flackernden Leuchtreklame vorbei gerollt, kommt er schließlich zu stehen. Eine Reklame verkündet, dass nicht Tito & Tarantula spielen, sondern 100 Prozent roadtauglicher Heavy Metal gastieren soll. Die Türen der anvisierten Kaschemme fliegen auf und „The Neon God“ steht heute Abend auf dem Programm. W.A.S.P.s Blackie Lawless und sein Gefolge sind auf der Bühne und… ach ja, die Frisur sitzt.
„Overture“ eröffnet den Reigen und stimmt die Anwesenden auf einen schillernden Abend ein. Wuchtige Drums, leidenschaftlich rockende Gitarren, fetter Rock´N´Roll frisch aus Hölle herauf gesprungen am Bass und eine brutal schmachtende Hammond Orgel bringen das Haus zum Beben, bevor Blackie Lawless unter Jubel die Bühne betritt. Bewaffnet mit einer akustischen Gitarre stimmt er kurzer Hand „Why I Am Here“ an, um dann mit „Whishing Well“ loszurocken. Kurzweilig zieht dann dieser erste Song vorbei und „Sister Sadie (And the Black Habits)“ baut sich auf. Ein Song, der sich locker mit Klassikern wie „Murders in the New Morgue“ messen kann.
Chainsaw Charlie hat seine Freude und rockt gewaltig mit – die Frisur weist erste Verschleißerscheinungen auf. „The Rise“ führt das gewaltige Thema des vorhergehenden Songs weiter und „Why I Am Nothing“ zieht genauso balladesk wie viel Material auf „The Crimson Idol“ weiter. Mit „Asylum #9“ holt Mr. Lawless die Menge wieder aus schwebenden Sphären auf den dreckigen Boden des Rock´N´Rolls zurück. „The Red Room of the Rising Sun“ bringt Vorlieben für 70er Jahre Sounds und kredenzt harmonische Spielereien, wie sie einst bekifften Hippiehirnen entsprangen.
Schließlich sollen alle schwebenden Geister mit einer meisterhaften Ballade aus ihrem Höhenflug herausgerissen werden – auf den Namen „What I´ll Never Find“ hört das gute Stück, das in einem Gitarrensolo, in der Art wie sie einst gewichtige Rocksongs veredelt haben, gipfelt. Der passende Soundtrack zur eingangs beschriebenen Umgebung. In der Folge fährt die Band noch zweimal mit den Gefühlen Achterbahn – von tiefer Schwermut zu heftigst rockenden Riffs und wieder zurück. Unter heftigen Zugaberufen verlassen W.A.S.P. mit „Raging Storm“ die Bühne, nicht ohne anzukündigen, dass ein zweiter Teil in Bälde im selben Haus für eine überkochende Stimmung sorgen werde.
Schweißgebadet verlässt Chainsaw Charlie die Bar, lässt den Motor aufröhren und zieht dahin – ach ja, die Frisur ist im Arsch – der „Neon God“ lässt kein Auge trocken und selbst der extremste Sunsetstrip-Haarspray-Overkill kann ihm nicht standhalten.
Tracklist „The Neon God Part I“:
1. Overture
2. Why Am I Here
3. Wishing Well
4. Sister Sadie (and The Black Habits)
5. The Rise
6. Why Am I Nothing
7. Asylum #9
8. The Red Room Of The Rising Sun
9. What I´ll Never Find
10. Someone To Love Me
11. X. T. C. Riders
12. Me & The Devil
13. The Running Man
14. Raging Storm
Gesamtspielzeit: 50:43
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