Lovelorn
(Symphonic Metal)
Label: SPV
Format: (LP)
Release: 2004
Liv Kristine Espenaes Krull ist ja bekannt für ihre wundervolle Stimme. THEATRE OF TRAGEDY wäre ohne sie undenkbar gewesen. Im gesanglichen Zwischenspiel mit Raymond I. Rohonyi ergaben sich daraus exzellente Lieder mit unfassbarer Tragik – in erster Linie auf den alten Scheiben, als sich die Band noch dem Gothic verschrieben hatte. Aber auch auf neueren Scheiben, die in die poppigere Ecke gehen, harmonieren die beiden wie fast kein anderes Sängerpaar in der Metal-Szene. Irgendwann entschloss sich Liv Kristine sich musikalisch selbständig zu machen. Ihr erstes selbstbetiteltes Projekt mit dem Album-Titel „Deus Ex Machina“ war nicht wirklich der Bringer. Heute bewegt sich die Sängerin mit LEAVES EYES im Geschäft. „Lovelorn“ heißt das aktuelle Album und trägt eine ganz bestimmte Handschrift: die von ATROCITY-Mastermind Alex Krull, bekanntlich Livs Ehemann. Die Produktion ist bombastisch und kommt mit einer tupfengleichen Exzellenz wie ATROCITYs neues Werk „Atlantis“ daher.
Liv Kristine glänzt vor allem dann am Mikrofon, wenn sie ihr Organ kraftvoll einsetzt. Davon ist auf „Lovelorn“ aber nichts zu hören. Lieblich lässt sich ihr Gesangsstil beschreiben, den sie alle elf Lieder durchhält. So lieblich, dass es sich schon fast als flach und dünn bezeichnen lässt. Dieser Umstand macht die Scheibe eintönig und oberflächlich. Mehr zu variieren, hätte dem Album gut getan. Interessant wird die Scheibe dann, wenn Alex Krull seine Growls einstreut. Sehr selten, aber er tut es. Dann fühlen wir uns an die alten Zeiten von THEATRE OF TRAGEDY erinnert. Denn: Zum früheren Stil der norwegischen Band hat Liv Kristine mit ihrem Engelsgesang sehr gut gepasst. Wenn sie aber durchwegs nahezu alleine singt, fehlt der Kontrast. Der Kontrast aus der „Schönen und dem Biest“, wie sich T.O.T. metaphorisch umschreiben lässt. Musikalisch gesehen plätschert LEAVE’S EYES dahin. Keine wirklichen Höhepunkt, zu wenig Abwechslung. Obwohl die Musiker mehr können, immerhin steckt die Mannschaft von ATROCITY dahinter. Als bestes Lied kristallisiert sich „The Dream“ heraus. Das rangiert auf einem sehr hohen musikalischen Niveau mit eingängigem Refrain. Mehr davon.
„Lovelorn“ ist eine Scheibe für die Herbst-Tage, wenn der Wunsch nach lieblichem Gothic Metal mit verträumten Anleihen größer wird. Für mehr reicht es nicht. Leider. Interessanter wird es erst dann, wenn Alex Krull jedem Lied sein böses Organ als Kontrast leiht. Die „Schöne“ mit einem neuen „Biest“ – nicht despektierlich gemeint, nur metaphorisch. Wie schon bei THEATRE OF TRAGEDY.
Tracklist „Lovelorn“:
1. Norwegian Lovesong, Tale Of The Sea Maid
2. Ocean’s Way
3. Lovelorn
4. The Dream
5. Secret For Amelie
6. Temptation
7. Into Your Light
8. Return To Life
9. Into Your Light (videoclip)
Gesamtspielzeit: –
Band-Links: