Das zehnte FATES WARNING-Album, ebenso betitelt und aus genauso vielen Songs bestehend, selbstproduziert von Gitarrengott Matheos und Sangessirene Alder, geschmückt mit einem gewohnt ansprechenden Cover. So viel zum Allgemeinen.
„Left Here“ – fast schon psychedelische Riffs in einer sperrigen, etwas trägen aber atmosphärisch dichten Komposition. Extrem vielschichtige Instrumentierung, die zwischen unzählige Breaks gepackt ist; insgesamt eine Idee zu lang – definitiv ein mutiger Opener, der einem einiges an Konzentration abfordert.
„Simple Human“ ist im Gegensatz dazu viel vitaler und im Songwriting direkter, Alder misshandelt seine Stimme anfangs mit einem Verzerrer, der heftige Gitarrensound erinnert gar an GODSMACK. Mit das Aggressivste, zudem FATES WARNING im Stande sind, und dennoch hochkomplex und anspruchsvoll. „River Wide Ocean Deep“ – eine geschmackssichere und wohl austarierte Mischung aus unterschwelligen Akustik-Akkorden und Elektronik, gepaart mit einer Songstruktur, die deutlich Parallelen zu TOOL aufweist. Überhaupt ist das gesamte Programming bilderbuchhaft, zweck- und songdienlich in die zehn Tracks eingewoben.
„Another Perfect Day“ ist nicht allein der schönen Gesangslinien wegen eng mit ENCHANT verwandt und ein echter Ohrenschmeichler, der allerdings erheblich mehr Zähne zeigt als die Label-Kollegen aus San Francisco. So ziemlich der einzig relaxte Moment auf dem Album, das sonst durchgängig von der FW-typischen Melancholie geprägt ist.
„Heal Me“ – lässt sich im Grunde mit Track zwei vergleichen, dabei elegischer und beherrschter und durch eine Sitar-Passage experimenteller. Alder liefert absolute Höchstleistungen und spendiert einen 1A-Refrain. Mit über sieben Minuten der längste Song in zentraler Position.
„Sequence #7” könnte auch dem Fundus von Matheos’ Side-Project O.S.I. entstammen, soll heißen: massiver Einsatz von Programming und Samples in Instrumentalform mit ähnlichen Produktions- und Sythezisereffekten. „Crawl” – reiht sich stilistisch zwischen den Tracks zwo und fünf ein, ist noch straighter und schnörkelloser, verfügt darüber hinaus über eine Mörder Hookline und echt böse Riffs. „A Handful Of Doubt” hernach stellt eine reinrassige, riffbetonte Halbballade dar, die sich nicht halb so widersprüchlich anhört wie ihre Schilderung.
„Stranger” – der einzig richtiggehend schnelle Song mit fantastisch treibendem Bassspiel, einem packenden Refrain, lässigen Arrangements und eines der auf dieser Scheibe raren, sehr coolen Gitarrensoli. Sticht dank seines Tempos prägnant aus dem Albumkontext heraus und bereichert die Dynamik von „FWX“ ungemein.
„Wish“ beendet das Album würdig mit einfach geil klingenden Westerngitarren und diese kontrastierenden Samples, was jedoch prima funktioniert und mit einem Pianosolo ergänzt wird.
Tracklist „FWX“:
1. Left Here
2. Simple Human
3. River Wide Ocean Deep
4. Another Perfect Day
5. Heal Me
6. Sequence #7
7. Crawl
8. A Handful Of Doubt
9. Stranger (with A Familiar Face)
10. Wish
Gesamtspielzeit: 52:19