PAIN OF SALVATION, sicher keine Gruppe, die jedem bekannt ist oder gar jeden anzusprechen vermag, wenngleich hier auch sicherlich nicht von Underground die Rede sein kann. Ich selbst muss sagen, dass ich bisher musikalisch nur sehr wenig von dieser Formation gehört habe, aber ansonsten immer nur sehr neugierig machende Aussagen zu Gehör bekam, sodass ich umso interessierter an ihrem neuen Album „Be“ war, welches seit Ende September im Handel erhältlich ist.
Manche werden sich nun fragen, warum das Review so spät kommt. In diesem Fall war es vor allem der Grund, dass „Be“ ein Werk ist, welches man nicht nach 2-3 Durchläufen besprechen und bewerten kann. Aufgrund dessen nahm ich bewusst viel Zeit, ließ es eine Weile wirken und wage mich erst jetzt daran, meinen Senf dazu abzugeben.
Nun, was macht „Be“ zu einem so schweren Silberling? Überraschenderweise sind es nicht (nur) die Musik und die Texte, viel mehr sind es die Gedankengänge, die sich dahinter verbergen und so umfangreich, tiefgehend und oftmals erschreckend nüchtern sind, dass man erst nach und nach begreift, was der Autor (in diesem Fall der grandiose Daniel Gildenlöw) überhaupt ausdrücken und erzielen will. Hauptsächlich sind das Denkanstöße von solcher Größe, dass, sie zu verarbeiten, eine ordentliche Aufgabe ist, die sicher nicht jeder auf sich nehmen will.
Dennoch bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sinnlos wäre, hier über den Inhalt des (Konzept-)Albums „Be“ zu philosophieren, da es erstens zu zeitintensiv und zweitens vor allem sinnlos wäre, sollte es doch jedem einzelnen überlassen sein, wie er seine Attitüde abstecken will. Verraten sei aber die Grundidee, welche sich mit dem „Sein“ selbst in seiner reinen Form beschäftigt und sich doch gewisse Dinge herausnimmt, die scheinbar damit gar nichts zu tun haben und gleichzeitig so nahe an dem Ganzen stehen, wie nur irgend möglich. Was für ein Aufwand es war, „Be“ zu erschaffen, liegt wohl weit entfernt von dem, was ich mir vorstellen kann.
Wenn es auch schwierig erscheint, und zunächst beinahe nicht in den Kopf hinein will, schafft die Gruppe jedoch musikalisch ein ebenso imposantes Bild wie lyrisch. Ein breit gefächertes Klangbild, welches von Folk bis hin zu progressivsten Tönen alles in sich birgt, zum gleichen Zeitpunkt eine durchgehende Linie verfolgt und am Ende den Kreis schließt, der so makellos ist, wie eine solche Form nun mal sein muss.
Man merkt wahrscheinlich meine Begeisterung für dieses Werk, das für mich schlichtweg einen Meilenstein darstellt. Einen Meilenstein in Sachen Symbiose aus textlich ausgereiften Gedanken und der perfekten musikalischen Umsetzung dieser. Endlich eine Band, die ihren Kopf öffnet und scheinbar kaum Grenzen kennt, und genau dadurch ihre eigene Welt schafft, die sie von beinahe allem Bestehenden abhebt.
Vorsicht ist nur jenen geraten, die ihren Horizont nicht erweitern wollen, und/oder nicht bereit sind, länger als die Dauer der CD auf diese einzugehen.
Tracklist „Be“:
1. Animae Partus
2. Deus Nova
3. Imago
4. Pluvius Aestivus
5. Lilium Cruentus
6. Nauticus
7. Dea Pecuniae
8. Vocari Dei
9. Diffidentia
10. Nihil Morari
11. Latericius Valete
12. Omni
13. Iter Impius
14. Martius/Nauticus II
15. Animae Partus II
Gesamtspielzeit: 75:59