MACHINE HEAD sind, wie Gitarrist Phil Demmel im Interview mit EARSHOT im Rahmen der letzten Europa-Tournee gemeint hat, ein Global Player. In dieser Position ist es mehr als obligatorisch über lang oder wohl eher kurz mit einer DVD aufzuwarten. Bisweilen sind da recht fette Teile rausgekommen wie „Used And Abused“ von IN FLAMES oder RAGEs „From The Cradle to The Stage“ genauso wie eher lahme Angelegenheiten – JUDAS PRIESTs „Live In London“ habe ich als höchst unspannend in Erinnerung.
Man könnte meinen, dass daher aus Fehlern der Konkurrenz genauso gelernt werden kann, genauso wie sich Standards etablieren. Was bieten also MACHINE HEAD, um der Ankündigung, die ultimative DVD zu veröffentlichen, Folge zu leisten? Kurz: ihr bekommt für den Kaufpreis einer durchschnittlichen DVD den Mitschnitt eines etwa neunzigminütigen Konzerts in der Londoner Brixton Academy. Gespielt wird ziemlich genau das Set, das auf eben dieser Tour allerorts zum Besten gegeben wurde. Dazu gibt´s Videoclips zu „Imperium“ und „Days Turn Blue To Gray“, ein Making Of zu ersterem Clip und Interviews, die in einer Art Seelenstrip – METALLICAs „Some Kind Of Monster“ lässt grüßen – den Entstehungsprozess des letzten Albums kommentieren, sowie die Krise in der sich Band nach den gefloppten Versuchen, das vierte Album „Supercharger“ auf eine kommerzielle Art und Weise zu vermarkten, befand.
Auf Grund der großen Worte im Vorfeld habe ich länger versucht, die verschiedenen Bewertungspunkte in den Kriterien Quantität und Qualität zu betrachten und bin zu folgendem Schluss gekommen: „Elegies“ ist im Vergleich zu anderen Releases im guten Mittelfeld anzusiedeln.
Was da ist, ist aus qualitativer Sicht betrachtet gut, da sowohl der Sound als auch die Kameraführung und der dazugehörige Schnitt beim Konzert gut gemacht sind – Live-Feeling und Sehgenuss sind also garantiert. Es besteht auch die Möglichkeit zwischen einem Concert-Movie und der reinen Show auszuwählen, wobei bei ersterem immer wieder Tour-Sequenzen und Fans zu sehen sind beziehungsweise das Konzert unterbrechen. Ihr seht zum Beispiel weshalb touren laut Auffassung der Band lustig ist, um im nächsten Moment das Statement „Touring is boring“ aufs Auge gedrückt zu bekommen hehe…
Blickt man zur Aufmachung der DVD, dann ist es mit der Qualität schon nicht mehr soweit her. Im Vergleich zu den aufwendigen Digibooks oder ähnlichen Specials der Konkurrenz stinkt die Minimalaufmachung dieser DVD gewaltig ab. Muss ja nicht sein, der ganze Schnickschnack, aber allein ein Booklet hätte die Sache gleich einen Zacken exklusiver wirken lassen. Was man dieser Tatsache als Vorteil abgewinnen kann, ist dass sich der Preis auf einem gesund niedrigen Niveau halten dürfte, da ihr gerade mal einen Silberling und eine stinknormale Hülle mit dürftigem Inlay bekommt. Das war jetzt nicht zynisch gemeint, sondern entspricht dem Lieferumfang.
Quantität. Mehr als Durchschnitt findet sich in der Beziehung auf „Elegies“ nicht. Jetzt ist ja das vorhandene wie gesagt durchaus von guter Qualität, nur bleibt man – obwohl das ultraexklusive Hammerteil angekündigt wurde – was den Umfang der DVD betrifft auf absolut durchschnittlichem Level. Ziehe ich nochmals Vergleich zu anderen Bands, die ihren Release exklusiv schimpfen, so gibt es sicherlich zwei DVDs mit wenn möglicherweise zwei Konzerten oder etwa allen Videoclips auch Archivaufnahmen. Erinnert sich vielleicht jemand an das kultige Tourdiary, das anlässlich der „Burn My Eyes“-Tour auf MTVs Headbanger´s Ball gelaufen ist? Das und ähnliche Geschichten als Bonus würden den Titel etwas Besonderes zu machen, rechtfertigen. Zu guter Letzt zeigt ein Blick auf die Setlist des mitgeschnittenen Konzerts, dass genau die Standardnummern gespielt wurden und mit 90 Minuten die durchschnittliche Spielzeit der Band kaum überschritten wurde. Zwei Abende mit einem unterschiedlichen Set oder ein längeres Konzert zu filmen, wäre daher eine feine Sache gewesen…
Fazit: es wäre wohl einfacher gewesen, in kurzen Worten zu schreiben, dass auf dieser DVD alles cool ist, das Review soll euch aber davor bewahren, euch am Ende genau über einen der angesprochenen Punkte zu ärgern. So und jetzt zum Schluss nochmals: „Elegies“ ist ein definitiv gutes Livedokument einer charismatischen Liveband sowie einer der wichtigsten Bands, wenn es darum geht wie der Metal modernere Formen angenommen hat, nur wird die DVD nicht den Ankündigungen der Band, die ultimative DVD zu präsentieren, gerecht. Für Fans aber sicherlich die Investition wert.
Tracklist „Elegies“:
1. Imperium
2. Bite The Bullet
3. Left Unfinished
4. Elegy
5. In The Presence Of My Enemies
6. Days Turn Blue To Gray
7. Vim
8. All Fall Down
9. Wipe The Tears
10. Descend The Shades Of Night
Gesamtspielzeit: 53:51