So, nachdem mir schon eine Vorabproduktion des Albums einen ersten Einblick über die bereits siebente Langrille verschaffen konnte und mir Paavo etwas zu den einzelnen Songs erzählt hat, liegt mir nun endlich die finale Version von „7th Symphony“ vor. Leider habe ich nur die zehn Track Version bekommen, aber ich habe mir die fehlenden zwei Tracks besorgt und soviel schon vorab, es lohnt sich die 12 Track Variante zu holen!
Die Eröffnung bildet das siebenminütige „At The Gates Of Manala“, zu Deutsch „am Eingang zum Reich der Toten“ – der Track zeigt schon, was einem auf dem Album erwartet und wo im großen und ganzen die Unterschiede zu den Vorgängern sind. Ersten experimentieren die Jungs mehr als zuvor und andererseits sind die Songs extrem klar produziert und erscheinen dadurch sowohl fragiler, als auch direkter – man muss sich mit dem Album mehr auseinandersetzen; und das auch von der musikalischen Seite her.
Es stecken verdammt viele Details in den Songs, die die Bindung an die Lieder schaffen, sofern man sich ihnen öffnet! Bei oberflächlichem Durchhören kann man schnell den Eindruck bekommen, hier schnell zusammengeschusterte Noise-Instrumentale und ein paar Gesangsnummern vorgesetzt zu bekommen. Ist dem so? Hier kann man klar mit NEIN kommentieren und ich muss Paavo hier, was die Qualität der Songs angeht zustimmen, mag ich noch so geschockt gewesen sein nach dem ersten Hören der Preproduction.
Wir werden dieses Review diesmal etwas anders angehen und die Scheibe in mehrere Teile teilen und mit dem ersten – den Gesangsnummern – beginnen. Hiervon sind vier vertreten und mit an Bord geholt hat man sich Gavin Rossdale von BUSH („End Of Me“),Brent Smith von SHINEDOWN, Lacey von FLYLEAF und Joseph Duplantier von GOJIRA. Und so unterschiedlich dies Musiker sind, so unterschiedlich fallen auch die Zusammenarbeiten auf diesem Album aus. „End Of Me“ ist eine wenig überraschende Nummer die zweifellos rockt und mit Gavin eine gute Stimme verliehen bekommt, mich aber nicht unbedingt vom Hocker reißt. Ich hätte hier „Not Strong Enough“ als erste Singleauskopplung vorgezogen, aber hier kann man eben nicht mit einem Gavin Rossdale werben. Das soll den Song nicht schlecht machen, der nämlich durchaus seine Momente hat.
Und noch eine Frage an die Leser – wem kommt das Anfangsriff des Songs noch so bekannt vor wie mir? Alles Einbildung oder hab ich es wirklich schon wo gehört – klärt mich auf!
Bei „ Not Strong Enough“ fahren die Jungs volle Geschütze auf und präsentieren den mit Abstand am besten gesangsveredelten Song auf dem Album – hier passt einfach alles und der Track entwickelt sich immer mehr zu einer Hymne – je öfter man ihn hört. Somit präsentiert er sich irgendwo zwischen einer melancholischen Ballade und positiven Vibes, die einen nach vorne treiben – „…so hard to choose between the pleasure and the pain…“
Lacey verleiht „Broken Pieces“ ihren Charm – Paavos Pop Song, der eigentlich ziemlich rockt und einige neue Celloelemente offenbart. Eine schöne Nummer, die mehr innehat als es vielleicht scheint. Song Nummer Vier und „ausgefallenste“ Nummer auf dem Teil ist wohl „Bring Them To Light“. Die Nummer hat definitiv etwas und ist mehr als ein klischeehafter Versuch auf böse zu machen – alleine die Passage ab Minute 1:20 macht den Song zu einer Perle. Der Song ist einfach erfrischend und die Symbiose aus Musik und Gesang passt hier auch perfekt und so schafft es der Track hinter „N.S.E.“ auf den zweiten Platz der Gesangsnummern; Platz drei fällt ex equo auf Lacey und Gavin.
Teil Zwei bilden die Turboboost Tracks mit hohem Noise Faktor, den dritten Teil wird die Schwermut der Finnen dominieren.
Doch nun erstmal zur Sturm und Drang Phase des Albums, die Mit „At The Gtaes Of Manala“ gestartet wurde. Die ersten Töne könnten hier auch von einer Death Metal Kapelle stammen, bevor hier der Cello Zug abfährt und vor sich hin schrammt und teilweise auch nerven kann. Der Sound ist ziemlich direkt und klar und dadurch teilweise auch schrill und vielleicht nicht jedermanns Sache. Eines ist sicher – ein Song wie dieser ist ein absoluter LIVE KILLER und ich freue mich jetzt schon auf die Show, nur auf CD ist er eben nicht immer ganz einfach zu hören. Bei 2:40 wird dann der Turbo Boost das erste Mal gezündet und die Köpfe können gekreist werden, der Himmel öffnet sich und man bekommt einen dichten und vielfältigen Sound zu hören, den ich mir bei solchen Songs von Anfang an wünschen würde. Der Beginn des Songs ist für meinen Geschmack zu schleppend und will nicht so recht zünden. Zweiter Höhepunkt des Songs folgt ab 4:40 bis zum Ende – das sind APOCALYPTICA, wenn sie all ihre Stärken ausspielen. Für „2010“ holte man sich wieder Dave Lombardo hinters Schlagzeug. Viereinhalb Minuten Cello meets Metal und keine besonderen Vorkommnisse – außer vielleicht, dass (wohl Perttu) seinem Cello mal wieder das „Grunzen“ beigebracht hat (Minute 3:30). „Rage Of Poseidon“ bildet den eigentlichen Schlusstrack auf der normalen Albumversion und passt wieder perfekt in die se Kategorie, die besonders LIVE zu überzeugen wird wissen. Ab der dritten Minute in etwa lässt man sich wieder voll aus und ich kann mir vorstellen, das hier viel der Spontanität zu verdanken ist – aber vielleicht können wir bei einem Interview im Herbst noch klären, bei welchen Songs im Studio besonders improvisiert wurde.
Ein Bindeglied zum dritten Teil bildet einer der Bonustracks der Deluxe Version, nämlich „ Through Paris In A Sportscar“, der sicher zu den besten Songs des Albums gehört und eine gewisse beklemmende Atmosphäre aufweist und sich wohl perfekt in einem Soundtrack schlagen würde. Auch „ On The Rooftop With Quasimodo“ schlägt in eine ähnliche Kerbe – knapp fünf Minuten Emotionen und große Songkonstrukte und Melodien. Auch der Sound und diverse Soundeffekte sorgen hier wieder für eine gewisse Dynamik.
Die ganz großen Tracks unter den instrumentalen Stücken sind sicherlich „Beautiful“, „Sacra“ und auch „The Shadow Of Venus“. Apocalyptica haben es also nicht verlernt Schwermut, Melancholie und Melodie gekonnt zu vereinen!
„Beautiful“ – kaunis – schön – sehr schön und fragil – auf dem Schlagzeuger Mikko Sirén seinen Einstand am Bass gab und zur Feier dieser Tatsache und zur Förderung der Fragilität, nahm man den Song nackt im Studio auf, in einem Take – unverhüllt und verletzlich ohne Effekte – es ist die reine Akustik der Cellos. Das nächste Überlied in dieser Kategorie liefert „Sacra“ – schwer zu sagen, welches der Lieder das andere an Intensität übertrifft.
Der zweite Bonustrack und Endsong der Deluxe Version fällt schwerer und intensiver aus – so ist “The Shadow Of Venus“ ein von Emotionen geprägter Song, der einfach auf die Scheibe gehört. Allein schon das Package aus „Beautiful“, „Sacra“ und „ The Shadow Of Venus“ würde dann schon den Kauf des Albums rechtfertigen, zumal es mit „Not Strong Enough“ eine hochklassige Gesangsnummer gibt und auch „ On The Rooftop With Quasimodo“ und „ Through Paris In A Sportscar“ in der oberen Liga spielen. In der 12 Track Version eine wirklich gelungene Scheibe, die es aber für mich zumindest noch nicht zur besten APOCALYPTICA Veröffentlichung geschafft hat und wahrscheinlich auch nicht schafft (in der 10 Track Version schon gar nicht) – denn ein Song wie „Farewell“ muss erstmal übertroffen werden. So gibt es für mich sechs gute Punkte für das Album, die mit den Bonustracks an der Höchspunktezahl kratzen und die Zuversicht, dass diese Songs live perfekt funktionieren werden! Also nehmt alle die Möglichkeiten wahr, euch von sympathischen Jungs in einer Location eurer Wahl musikalisch verwöhnen zu lassen, den Alltag zu vergessen und in die APOCALYPTICA Welt einzutauchen.
Tracklist „7th Symphony“:
1. At The Gates Of Manala
2. End Of Me
3. Not Strong Enough
4. Through Paris In A Sportscar
5. Beautiful
6. Proken Pieces
7. On The Rooftop With Quasimodo
8. Bring Them To Light
9. Sacra
10. Rage Of Poseidon
11. The Shadow Of Venus
Gesamtspielzeit: 57:06