Nuclear Blast veröffentlicht nun also das bereits im September 2010 in den USA erschienene Album inklusive zweier Live Bonustracks. Ob das wirklich notwendig ist, sei mal dahingestellt, da in Zeiten wie diesen es kein Problem ist, das Album zu bekommen, auch wenn es nur in den USA veröffentlicht wird.
Musikalisch haben sich FLOTSAM AND JETSAM so weit von ihren Wurzeln entfernt, dass alle die auf ihre genialen 80er Jahre Alben „Doomsday For The Deceiver“ und „No Place For Disgrace“ stehen, nicht mehr weiterzulesen brauchen.
Nach sehr durchwachsenen Alben in den 90ern und den schlicht überflüssigen Alben 2001 und 2005 („My God“ und „Dreams Of Death“) muß man der Band allerdings auf ihrem aktuellen Output „The Cold“ eine ziemliche Leistungssteigerung zugestehen. Thrashnummern sucht man mit Ausnahme von „K.Y.A.“ zwar leider vergebens, aber mal der Reihe nach.
Mit „K.Y.A.“ enthält das Album einen wahrhaft genialen Midtempo/Melodicthrash Hammer allererster Güte. Geht sofort gut ins Ohr und bleibt auch hängen. Geniale Riffs , großartige Soli und ein dauernd dahinstampfendes Schagzeug, gepaart mit ausgezeiichnetem Gesang lassen irgendwie 80er Feeling aufkommen. Klar der beste Song des Albums.
„Secret Life“ besticht nach langsamen Beginn mit extremer Power, obwohl man sich immer im Midtempobereich bewegt und immer wieder langsame Parts einstreut. Eine hochklassige Metalnummer, an der es nichts auszusetzen gibt. Selbiges gilt auch für „Black Cloud“, welches nach leicht rockigem Beginn in eine flotte Metalnummer übergeht, die bis zum Schluss so richtig knallt, obwohl man weitgehend auf Soli, herausragende Riffs und ähnliche Spielereien verzichtet.
„Hypocrite“ entwickelt sich nach sehr langsamen Beginn zu einem sehr interessanten Song, den man öfters hören muss, bis er wirkt. Nach etwa einer Minute wird’s thrashig. Schreiende Gitarren liefern sich Duelle mit einem extrem rhythmischen und powervollen Schlagzeug. Danach bewegt man sich wieder in gemäßigtere Gefilde um zum Ende des Songs noch mal ordentlich Gas zu geben. „Blackened Eyes Staring“ entwickelt sich nach sehr thrashigem Beginn zu einem sehr starken Midtempo Metaller, der sehr stark an QUEENSRYCHE erinnert, speziell vom Gesang bei den melodischeren Parts her, und vermutlich mehr geniale Riffs enthält als viele andere Alben gesamt.
„The Cold“ ist eine gut gemachte Halbballade, die durch den kraftvollen Gesang bei den flotteren Parts besticht. Muss man ebenfalls öfter hören, bis sich das gesamte Potential erschließt. „Falling Short“ und „Always“ sind zwei annehmbare Metalnummer wobei „Falling Short“ bei den langsameren Parts manchmal etwas an QUEENSRYCHE erinnert. Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger.
Ebenso weiß „Take“ nicht vollends zu überzeugen. Ein gut gemachter Song, der trotz guter Instrumentierung und gutem Gesang irgendwie speziell durch die langsameren Parts fad wirkt. „Better Off Dead“ ist eine Ballade, die sich mir trotz mehrmaligem Hören nicht wirklich erschließen will. Ich finde sie bis auf den Refrain einfach nur fad.
Alles in Allem das beste FLOTSAM AND JETSAM Album seit langem und trotz einiger durchschnittlicher Songs absolut empfehlenswert.
Tracklist „The Cold“:
1. Hypocrite
2. Take
3. The Cold
4. Black Cloud
5. Blackened Eyes Staring
6. Better Off Dead
7. Falling Short
8. Always
9. K.y.a.
10. Secret Life
Gesamtspielzeit: 52:20