„Start From The Dark“ war für die schwedischen Rockstars EUROPE ein gelungenes Comeback, doch erst mit „Last Look At Eden“ konnten sie die wirklich große Aufmerksamkeit auf sich ziehen und das natürlich verdient. Nach ausgedehnten Tourneen lechzen die Fans natürlich nach einem Nachfolger und der steht uns jetzt mit „Bag Of Bones“ ins Haus. Dabei gehen Joey Tempest, John Norum und ihre Jungs aber ganz andere Wege. Weg mit dem Bombast und zurück durch die Zeit in bluesige Gefilde.
Produzent Kevin Shirley hat den Jungs auch einen wirklich perfekt passenden Sound für dieses Werk gebastelt. Wer das letzte BLACK COUNTRY COMMUNION Album gehört hat, der weiß, dass der Südafrikaner es mühelos schafft, den klassischen Rocksound in das neue Jahrtausend zu transportieren. Während „Riches To Rags“ noch ein fast typischer EUROPE Rocker mit großem Live-Potential ist, gibt „Not Supposed To Sing The Blues“ an, was die Schweden auf diesem Album für ein Grundkonzept verfolgen. Bluesiger Sound der einen in die 80er und sogar bis hin zurück in die 70er katapultiert. Gerade das Riffing ist stark von Helden wie Angus Young, Jimmy Page und allem voran Joe Bonamassa, der hier auch noch einen Gastauftritt absolvieren wird, beeinflusst. Die Drums sind sehr schlicht gehalten und die Keyboards viel weiter im Hintergrund als noch auf „Last Look At Eden“, was dem ganzen einen viel rockigeren und „älteren“ Sound verpasst. Bei „Firebox“ geht es aber dann doch etwas mehr zur Sache, denn die Keyboards von Meister Mic Michaeli nehmen etwas mehr Raum ein und man variiert im Tempo. Der Song mutiert nach spannendem Aufbau auch sehr schön zur Hymne mit richtig viel Energie. Außerdem gibt es ein orientalisches Zwischenspiel, das für Auflockerung sorgt. Der Titeltrack braucht etwas um zu zünden, aber entwickelt sich zum Highlight der Platte. Akustikgitarren und ein bluesig singender Joey leiten den Song ein, bis sich das Teil dann zur richtigen Stadion-Hymne mit Ohrwurmcharakter entwickelt und zum Mitbrüllen einlädt.
Auch wenn EUROPE sehr viel Pulver gleich zu Anfang zünden, bleibt es spannend, denn das kurze melancholische Zwischenspiel „Requiem“ gefällt gut und dient als Überleitung zum groovenden Schwermüter „My Woman My Friend“. „Deamon Head“ rockt wie Schwein und wird sicher ins Live-Set finden, die akustische Country Nummer „Drink And A Smile“ ist ein gelungenes Experiment und den flotten Rocker „Doghouse“ kennt der eine oder andere bereits von Auftritten letzten Herbst und er hat sich den Platz auf dem Album auf jeden Fall verdient. Zum Schluss macht „Mercy You Mercy Me“ dank fettem Groove sehr viel Spaß, der Rausschmeißer „Bring It Home“ will jedoch einfach nicht zünden. Zu schnulzig und verwässert plätschert die Ballade nach dem ganzen anderen Material unbemerkt an uns vorbei.
„Bag Of Bones“ tönt ganz anders als sein Vorgänger, steht diesem musikalisch jedoch in nichts nach, bietet einige Überraschungen und klingt doch vollkommen nach EUROPE. Ein zweites „Last Look At Eden“ hätten die Männer zwar bestimmt hinbekommen, aber das wäre nur halb so spannend gewesen. Ein absolut gelungenes Werk, das gehört werden sollte und das mehrmals und laut!
Tracklist „Bag Of Bones“:
1. Riches To Rags
2. Not Supposed To Sing The Blues
3. Firebox
4. Bag Of Bones
5. Requiem
6. My Woman My Friend
7. Demon Head
8. Drink And A Smile
9. Doghouse
10. Mercy You Mercy Me
11. Bring It All Home
Gesamtspielzeit: 40:55