Die Online-Schlammschlacht zwischen Geoff Tate und den verbliebenen QUEENSRYCHE Mitgliedern ist zum Glück vorbei, verwirrend bleibt es dennoch. Denn nun heißt es plötzlich QUEENSRYCHE vs. QUEENSRYCHE. Tate´s Version legte kürzlich ganz gut vor, nun ist es an der Zeit für Rockenfield, Jackson, Wilton, Lundgren und ihr neues Stimmwunder Todd La Torre (CRIMSON GLORY) nachzulegen. Diese Version von QUEENSRYCHE hat sich entschieden ihr neues Album ebenso wie die aller erste EP der Band schlicht „Queensryche“ zu betiteln, was so viel wie einen Neuanfang symbolisieren soll, was ja natürlich nicht verwunderlich ist.
Nachdem ich mich eingehend mit beiden QUEENSRYCHEs beschäftigt habe, verstehe ich zwar beide Seiten, dass sie den über 30 Jahre alten Namen nicht ablegen wollen, etwas Lächerliches hat das Ganze aber trotzdem. Aber nun zur Musik, dem wirklich Wichtigen.
„X2“ ist recht entbehrliches Intro, dafür beginnt „Where Dreams Go To Die“ sehr spannend, kann aber sein ganzes Potential nicht entfalten. Tolle Riffs und schöne Melodien, aber ein hinterherhinkender Refrain lassen den Song noch zweischneidig erscheinen. Todd klingt wie eine junge Version von Geoff und gibt vorerst einen würdigen Einstand. Das Prog-rockige „Spore“ ist gefühlvoll sowie eingängig ausgefallen, doch erst danach gehen QUEENSRYCHE endlich aufs Ganze. Es folgt mein Lieblingstrack „In This Light“. Der Song klingt durch und durch nach den alten Tagen der Band. Die gefühlvollen Melodien, die dichte Atmosphäre und ein Refrain zum Niederknien ließen mich schnell süchtig werden. Todd zeigt nun endgültig, dass er QUEENSRYCHE leiten kann und auch die Klassiker live fantastisch präsentieren wird. Das bereits auf der Bühne präsentierte und heavy tönende „Redemption“ lässt im Anschluss auch nichts anbrennen. Treibende Rhythmik und grandiose Vocal-Line lassen auch diesen Song zu einem Highlight, der das Zeug zum Klassiker hat, werden. Doch dem nicht genug mit „A World Without“ haben die Amerikaner noch ein weiteres großes Ass im Ärmel. Der Song beginnt mit leicht nach Western klingender Gitarre, steigert sich immer mehr und ist an Intensität nicht zu toppen. Gänsehaut garantiert. Es gelingt QUEENSRYCHE sehr gut uns immer mal wieder an alte Tage und deren Meisterwerke „Empire“ oder „Rage For Order“ zu erinnern, ohne diese kopieren zu wollen.
Neben diesen drei Übernummern gibt es aber auch noch weiteres gute Material, das den Ausrutscher „Dedicated To Chaos“ und den rausgeworfenen Hauptsongwriter Tate komplett vergessen macht. Das flotte „Vindication“ glänzt durch gelungene Dynamik und hohen Vocals von La Torre, während „Don´t Look Back“ einen soliden Prog-Rocker abgibt und „Open Road“ zum Schluss nochmal für Atmosphäre sorgt.
Zwar können nicht alle Songs das Niveau halten und der 1-Minüter „Midnight Lullaby“ wäre auch nicht nötig gewesen, aber „Queensryche“ ist ein durch und durch gelungenes Werk mit grandiosen Momenten, die man der Band lange nicht mehr zugetraut hat. Man muss aber auch noch kritisieren, dass ein Album mit 33 Minuten plus das einmütige Intro und Zwischenspiel, etwas mager ist. Aber besser kurz und knackig, als unnötige Lückenfüller. Sorry Geoff, aber die Jungs haben klar die Nase vorne.
Tracklist „Queensryche“:
1. X2
2. Where Dreams Go To Die
3. Spore
4. In This Light
5. Redemption
6. Vindication
7. Midnight Lullaby
8. A World Without
9. Don´t Look Back
10. Fallout
11. Open Road
Gesamtspielzeit: 35:05