NOCTE OBDUCTA - Umbriel (Das Schweigen Zwischen Den Sternen)
NOCTE OBDUCTA
Umbriel (Das Schweigen Zwischen Den Sternen)
(Black Metal | Avant-Garde)

 


Label: MDD Records
Format: (LP)

Release: 2013


„Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen)“ wie das aktuelle Album von NOCTE OBDUCTA in typischer Manier benannt wurde, beginnt mit „Kerkerwelten – Teil I“ und gibt damit auch schon die grundsätzliche Richtung des Albums vor. Es dominieren die ruhigen Töne, Keyboard und nur langsam baut sich etwas dichtere Atmosphäre auf. Die ersten Tremolo-Riffs werden dann auch bald von Gekeife begleitet, im Vordergrund steht aber der erstmals eingesetzte wirkliche Klargesang, der hier nicht nur wie früher gesprochen wird.

Diese Elemente finden sich dann auch im restlichen Album in ähnlicher Form wieder, so wird zwar immer noch häufig die eine oder andere Variante von Growling oder Keifen eingesetzt, aber man bekommt nie das Gefühl als würde man ein Black Metal Album hören. Zu sehr überwiegt die Stille, oder besser gesagt, die musikalisch ausgefüllte Stille, in Form ausgedehnter Ambient-Passagen. Ein Beispiel dafür ist der quasi-Titeltrack „01-86 Umbriel“ welcher völlig ohne jeden Gesang auskommt und erst nach einem langen Synthie-Intro auch den anderen Instrumenten Gelegenheit gibt zur allgemeinen Nachdenklichkeit beizutragen, allem voran die Gitarre mit wunderschönen Leads. Das anschließende „Dinner auf Uranos“ setzt die auf das frühere Schaffen der Band bezogene Titelgebung fort und könnte als Zusammenfassung des ganzen Albums gelten, da es alle genannten Merkmale verbindet. Bemerkenswert der kurze, fast jazzige Part und der durch Synthies vorgestellte und doomig stampfend fortgesetzte Mittelteil.

Auch mit dem vielleicht für manche vielversprechend betitelten „Mehr Hass“ gibt es keinen klassischen Black Metal zu hören, er erinnert immerhin an das Vorgänger-Album und verzichtet völlig auf klaren Gesang, das Tempo bleibt aber gemächlich. Mit über 14 Minuten ist das folgende „Leere“ das längste Stück auf Umbriel und meiner Meinung nach eines der besten. Klare Gitarren, klarer Gesang und klare Gänsehaut, selten war ein Lied passender benannt. Nach fast vier Minuten gibt’s erstmals stark verzerrte Gitarrenakkorde zu hören, dahinter setzt sich aber die Melodie vom Anfang weiter fort. Und diese Melodie ist nicht unterzukriegen. So ist es ja bekannt, dass NOCTE OBDUCTA Meister darin sind ein einzelnes Thema über lange Strecken zu variieren und interessant zu halten, aber hier wird es auf die Spitze getrieben. Man muss sich oft konzentrieren um den roten Faden nicht aus den Augen (oder eher Ohren) zu verlieren, aber wenn man sich auf die Musik einlässt, hört man diese eine Melodie in allen möglichen Varianten und Spielweisen und versteckt hinter anderen Riffs über tatsächlich die gesamte Dauer dieses Liedes. Hammer!

Abgeschlossen wird das Album mit zwei zweiten Teilen. Zuerst „Reprise Dinner auf Uranos“ welches ebenfalls instrumental bleibt und die Atmosphäre und Wirkung des ersten Teils weiterführt. Den endgültigen Abschluss bildet dann „Kerkerwelten – Teil II“ welches seinen ersten Teil nicht nur musikalisch sondern auch textlich direkt ergänzt. Das bringt mich zu einem weiteren erwähnenswerten Aspekt der Scheibe und der Band allgemein. NOCTE OBDUCTA zählen ja für mich zu den begnadetsten Textern deutscher Zunge im (Black) Metal und auch das aktuelle Werk bildet dabei keine Ausnahme. Es ist nur insofern anders, als die Menge an Text deutlich zurückgefahren ist. Sie sind dabei aber glücklicherweise nicht weniger poetisch, sie müssen nur mit weniger Worten auskommen und greifen deshalb verstärkt auf andere Bilder und Zeichen zurück, die früher sozusagen in reich ausgeschmückten Gedichten vorgetragen wurden. Sie sind also weiterhin unbedingt lesenswert und wichtiger Bestandteil des Gesamtwerkes.

Das Um und Auf für den Anklang den „Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen)“ bei seinen Hörern finden wird, bleiben aber die langen instrumentalen und ambientlastigen Passagen, die sich durch das gesamte Album ziehen und nicht zuletzt die Bereitschaft sich noch weiter zu öffnen als das schon bisher für die Band nötig war. Ich kann mir deshalb auch gut vorstellen, dass die Scheibe bei vielen Fans seine Wirkung verfehlt und dann wohl schnell in Langeweile umschlagen kann, alle bei denen das nicht der Fall ist, dürften mit diesem Album hochzufrieden sein.


Tracklist „Umbriel (Das Schweigen Zwischen Den Sternen)“:
1. Kerkerwelten Teil 1
2. Gottverreckte Finsternis
3. 01-86 Umbriel
4. Dinner Auf Uranos
5. Mehr Hass
6. Leer
7. Ein Nachtmittag Mit Edgar
8. Reprise Dinner Auf Uranos
9. Kerkerwelten Teil 2
Gesamtspielzeit: 68:48


www.nocte-obducta.de

 

NOCTE OBDUCTA - Stille (Das Nagende Schweigen)
NOCTE OBDUCTA – Umbriel (Das Schweigen Zwischen Den Sternen)
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