Keep your head up son you’ll be allright
With God behind the wheelHoly Roller
Es gibt kaum Bands, die einen so abrupten Stilwechsel von einem Album zu anderen so gekonnt hinbekommen und trotzdem irgendwie ihre Trademarks beibehalten. Während „Audrey Horne“ noch düsteren und schwer zugänglichen Post-Rock bot, kamen die Norweger mit Mitglieder von Black Metal Bands wie ENSLAVED und SAHG bei „Youngblood“ mit komplett neuem Classic Rock Sound daher. Aufgrund der guten Resonanz und dem Erfolg ihrer insgesamt vierten Platte, war eigentlich klar, dass die Jungs diesen Stil auf dem Nachfolger „Pure Heavy“ weiterverfolgen werden.
AUDREY HORNE gehen sogar noch einen Schritt weiter und klingen noch klassischer denn je. Bereits das soft dahintreibende „Wolf In My Heart“, das schon auf der letzten Tour live ausprobiert wurde, klingt so verdammt retro, dass man gar nicht glauben kann, dass „No Hey Band“ oder „Le Fol“ von der selben Band stammen. Obwohl mir der Track als Opener dann doch etwas zu soft ausgefallen ist, können Frontmann Torkjell „Toshie“ Rød und seine Jungs hier alle Trümpfe ausspielen. Hier regieren ohne Ausrede die 70s. Gerade im Riffing zeigen sich Arve Isdal und Thomas Tofthagen authentisch und ideenreich, wobei sie sich auch gerne mal bei bekannten Größen bedienen. So muss ich aber auch gleich einen Tiefpunkt erwähnen, denn „Out Of The City“ dümpelt als THIN LIZZY Homage langweilend vor sich hin, dafür weiß „Gravity“ mit seinen VAN HALEN Einflüssen zu überzeugen, während „Volcano Girl“ mit seinen IRON MAIDEN Leads und Soli als einer der großen Hits bezeichnet werden darf und sich zur Live-Hymne aufschwingen wird. Auch „Holy Roller“ gefällt mit knackigem Riffing, während „High And Dry“ bald nicht mehr aus dem Gehörgang weichen will. AUDREY HORNE schaffen es mit unzähligen Hooks, Mitsingpassagen und einprägsamen Riffs dem Hörer unzählige Ohrwürmer einzupflanzen. „Tales From The Crypt“ ist etwas ganz besonderes mit seinem Klatsch-Rhythmus, dem zum Mitbrüllen einladenden Refrain, während man mit dem kurzen Intermezzo „Diamond“ dank Toshies Einsatz doch noch etwas an die alten Tage erinnert und mit dem finalen Doppelschlag „Waiting For The Night“ und dem treibenden „Boy Wonder“ doch noch etwas gewohnten Tiefgang einbringt.
Auch wenn „Youngblood“ und eben nun auch „Pure Heavy“ zwei wirklich mehr als gelungene Werke sind, muss ich zugeben, dass ich heute die Einzigartigkeit und der melancholische Unterton von AUDREY HORNE schmerzlich vermisse. Im direkten Vergleich zum Vorgänger fehlt „Pure Heavy“ sowohl etwas an Power und natürlich der Überraschungsmoment – warum das bisher mit den softesten Gitarrentönen ausgestattete Werk diesen Namen bekommen hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Classic-Rocker werden mit dem Werk aber durchaus schöne Stunden verbringen können, denn AUDREY HORNE wissen einfach wie man geile Songs schreibt und vor allem wie man auf der Bühne die Sau raus lässt.
Tracklist „Pure Heavy“:
1. Wolf In My Heart
2. Holy Roller
3. Out Of The City
4. Volcano Girl
5. Tales From The Crypt
6. Diamond
7. Into The Wild
8. Gravity
9. High And Dry
10. Waiting For The Night
11. Boy Wonder
Gesamtspielzeit: 42:04