PORCUPINE TREE-Gitarrist und Sänger STEVEN WILSON denkt aktuell noch nicht seine legendäre Prog-Band wieder zu reanimieren – warum auch? – liefert er doch bereits sein viertes Solowerk mit dem ominösen Album „Hand. Cannot. Erase“, und die stehen allesamt seiner auf Eis gelegten Band in nichts nach. Vor allem das zuletzt veröffentlichte Epos „The Raven That Refuset To Sing (And Other Stories)“ begeisterte Fans und Kritiker zugleich.
Anstatt aber den Weg dieser Platte weiterzugehen, ändert Wilson seine Richtung auf „Hand. Cannot. Erase.“ erneut und liefert eine Melange aus unzähligen Genres, anstatt sich wieder über den Jazz- und Retro-Rock herzumachen. Außerdem holte er sich Inspiration von einer wahren Geschichte über eine Frau, die einen tragischen Tod starb und erst zwei Jahre später entdeckt wurde. Somit ist natürlich so manch melancholische Minute auf dem Album nicht verwunderlich, doch auch Hoffnung, Frohmut und viele weitere Emotionen sind auf diesem Mammut-Werk mit zwei Songs jenseits der zehn Minuten zu entdecken. Auch Alan Parsons ist nicht mehr als Produzent tätig, dennoch hört man beim glasklaren und sehr transparenten Sound das ALAN PARSONS PORJECT mehr heraus denn je, aber auch DREAM THEATER, PORCUPINE TREE, RUSH, FLYING COLORS oder MANIAC STREET PREACHER sind neben weiteren möglichen Einflüssen hinein zu interpretieren. STEVEN WILSONs Handschrift ist sowieso immer erkennbar, egal ob man heftige Prog-Metal Attacken wie es sie im Theater der Träume zu Hauf gibt, ruhige Ambient-Ausflüge, elektronische Spielereien oder etwas poppig-eingängige Melodien, liefert, hier passt alles perfekt zusammen und ist bis ins kleinste Detail durchdacht und durcharrangiert.
Das Material ist bei Weitem keine leichte Kost, auch wenn einem gerade im Einstieg verträumte Piano-Klänge einlullen und perfekt in die Prog-Welt von Wilson eintauchen lassen. Viele Stimmungs-, Tempi- und Emotionswechsel machen „Hand. Cannot. Erase.“ zur Achterbahnfahrt der Gefühle und laden zum Forschen und Entdecken ein. Da ist das ruhige, rockige und fast schon radiotaugliche Titelstück wohl der beste Einstieg, verfügt aber dennoch über genügend verspielte Details und Überraschungen, um als echte Prog-Hymne durchzugehen. Der Meister überlässt da sicher nichts dem Zufall und schmückt seine Songs mit einigen Gimmicks aus, die Genrefans zur Verzückung bringen. Richtig heftig, hektisch und eben progressiv wird es bei den Herzstücken „Home Invasion“ und „Regret #9“ die eine komplette Bandbreite an heavy Riffs, verschachtelten Keyboard-Ausflügen und pumpenden Drums zu bieten hat. Wohingegen die Ballade „Happy Returns“ natürlich eine ganz andere Seite aufzeigt. Neben begnadeten Musikern wie Adam Holzman, Guthrie Govan, Nick Beggs und Marco Minnemann, holte sich der Meister auch noch Verstärkung am Mikro in Form von der israelischen Sängerin Ninet Tayeb.
STEVEN WILSON ist mit „Hand. Cannot. Erase.“ ein kleines Meisterwerk gelungen, das Genrefans absolut zu schätzen wissen werden. Die große Revolution im Genre ist das zwar nicht, wie an manchen Orten behauptet wird, doch der unscheinbare Brite hat einmal mehr sein Talent und Genie unter Beweis gesetzt.
Tracklist „Grace For Drowning“:
1. First Regret
2. 3 Years Older
3. Hand. Cannot. Erase.
4. Perfect Life
5. Routine
6. Home Invasion
7. Regret #9
8. Transience
9. Ancestral
10. Happy Returns
11. Ascendant Here On…
Gesamtspielzeit: 65:44
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