Der Austro-Pop ist tot – es lebe der Austro-Russ-Ska-Punk! In den letzten Jahren tut sich in Österreich musikalisch wieder so einiges, denn da die alte Garde am Aussterben ist, so übernehmen nun Punk-Truppen wie TURBOBIER oder eben RUSSKAJA das Zepter und das nicht mal schlecht. Während die biertrinkenden, arbeitslosen Punks aus Wien in den Charts und auf Festivals für Furore sorgen, schicken RUSSKAJA nun mit „Kosmopoliturbo“ ihr neues Album als weiteren Favoriten für das Party-Album des Jahres ins Rennen.
Auch wenn das Russisch-österreichische Gespann eine Menge Spaß beim Komponieren und Musizieren hat, so kann man das neueste Werk der Truppe auf jeden Fall auch ernst nehmen. Schon „Hey Road“ zeigt sich als erster Hit-Kandidat und gibt die Richtung vor. Neben typischem russischen Flair, Ska, Trompete und Violine hat sich nämlich ein sonniger Vibe eingeschlichen, der der Band richtig gut zu Gesicht steht. Das liegt zum einen an der erwähnten Trompete, aber auch am Gesang von Fronter Georgij Alexandrowitsch Makazaria, der immer wieder irgendwo zwischen Sommer-Hits und Reggae agiert. Auch „Alive“ transportiert diesen Flair, überrascht mit spanischen Melodien, hätte sich aber die poppige Hip Hop Einlage sparen können. Ebenso verzichtbar ist der Verzerrer in Georgijs Stimme im folgenden „Still In Love“, das offensichtlich von den Bravo (Sommer) Hits inspiriert wurde und demnach recht poppig daher kommt. Und wieder dieses Insel-Feeling mit Cocktails, Strand und Sonne.
Doch RUSSKAJA haben noch weitere Ideen und gehen mit „Hello Japan“ Ska-rockig in den fernen Osten, jedoch musikalisch eher in den Alternative-Rock. Die Trompeten tönen bekannt, vor allem wenn man regelmäßig den Herren Stermann und Grissemann bei Willkommen Österreich zusieht und der Beat lässt einen kaum ruhig sitzen. So auch beim dynamischen „Cheburashka“, dass mit seinen Stimmungswechsel und spannender Bridge als eines der Highlights des Albums zu nennen ist. Dazu kommt ein saucooles 80s Rock Riff. In „La Musica“ geht es wieder in Richtung Spanien; dieses Mal sogar auch lyrisch, während es bei „Chef De Cuisine“ die Austro-Russen ins Nachbarland Frankreich zieht. Und noch mehr Multi-Kulti gibt es bei „Volle Kraft Voraus“, das entgegen dem Titel doch recht ruhig, pathetisch und schmalzig daher kommt. Ein kleiner Dämpfer mitten in der Partysammlung, die nur vom kitschigen Finale „Send You An Angel“ getoppt wird. Und auch „Mare Mare“ mag mit seiner Theaterstadel-Atmosphäre nicht ganz ins Bild passen, doch die EAV-Anleihen gefallen dann doch wieder.
Nach einer guten halben Stunde bleibt ein spaßiges, energisches, tanzbares und doch ernst zu nehmendes Album, das die Wiener Herren und Dame von RUSSKAJA abwechslungsreicher und stärker denn je präsentiert. Dass nicht alles Hits sein können ist dabei kein großes Problem und trübt den Hörspaß kaum. „Kosmopoliturbo“ wird Fans der Truppe definitiv gefallen.
Tracklist „Kosmopoliturbo“:
1. Hey Road
2. Alive
3. Still In Love
4. Hello Japan
5. Volle Kraft Voraus
6. Mare Mare
7. Cheburaschka
8. La Musica
9. Chef De Cuisine
10. Send You An Angel
Gesamtspielzeit: 37:30