Taival
(Thrash Metal | Extreme Metal)
Label: Sakara Records
Format: (LP)
Release: 12.10.2018
Wie konnte denn das passieren? Seit meinem ersten Finnland-Besuch, beziehungsweise kurz davor, als ich mich über die am Tuska Festival auftretenden Bands schlau machte, stieß ich auf die, in ihrer Heimat schon lange überaus populären Herren von STAM1NA und vor allem deren zu dem Zeitpunkt aktuellen Hit „Valtiaan Uudet Vaateet“ (seht euch das Video dazu an!). Seither verfolge ich die Truppe mit dem ganz eigenwilligen Mix aus Death, Thrash, Power und Modern Metal mit Spannung. Doch das aktuelle Werk „Taival“, das bereits 2018 erschien, ging mir irgendwie durch die Lappen. Doch Spotify sei Dank, kam auch dieses mir in die Finger und will einfach nicht mehr aus meiner Playlist – die Faszination ist wiedererwacht!
„Taival“ beginnt spannend mit „Hyvää Yötä“, das als Mix aus Song und Intro schon einen enormen Spannungsbogen aufbaut und auch zeigt, dass STAM1NA sich treu geblieben sind. Soll heißen, die Finnen bleiben ihrer Muttersprache treu und bieten weiterhin einen abgefahrenen Mix, der aus einer guten Portion Härte, dichter Atmosphäre und der paradoxen Kombination aus Prog und Eingängigkeit besteht. Hier treffen gerne hektische Rhythmen auf verträumte Keyboardteppiche, aber auch vertracktes Riffing auf eingängige Refrains. Die Finnen schaffen es auch dieses Mal wieder mühelos diese Gegensätze zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen. „Solar“ beginnt düster und heftig, startetet nach kurzem Vorgeplänkel auch gleich brutal mit Thrash-Beats los, Fronter Anti „Hyrde“ Hyyrynen“ gibt auch stimmlich ziemlich Gas und man zeigt hier schon sein Können an den Instrumenten mit Frickelriffs und abwechslungsreichen Beats. Im Refrain bleibt man auf der härteren Schiene und verzichtet auf cleane Vocals. Dennoch lädt man zum Mitsingen, oder besser gesagt Mitbrüllen ein.
Mit „Elämänlanka“ folgt aber dann schon der erste Hitkandidat. Dennoch muss man, wie auch auf den Vorgängern, den Hits auch seine Zeit zum Entfalten geben. Das liegt zum Einen natürlich an den finnischen Vocals, die etwas brauchen um sich festzukrallen, aber eben auch am hohen Prog-Faktor. In dem Song darf nun auch Keyboarder Emil mitmischen. Gemütliche Keyboardteppiche wechseln sich hier mit abgehackten Riffs und heftigen Death-Einschüben ab. Im verträumten Refrain glaubt man sich plötzlich in einem anderen Song und die vielen Tempi-Wechsel fordern einen, doch der Track will bald nicht mehr aus dem Kopf. Kontrastreich ist auch der nächste Hitkandidat „Enkelinmurskain“, der trotz ein paar heiseren Black Metal Vocals alles in allem etwas softer ausgefallen ist und sich perfekt als Single und Live-Kandidat anbietet. Bei „Gaian Lapsi“ holte man sich mit Anna Eriksson auch weibliche Verstärkung an den Vocals. Das gelungene Duett wäre zumindest im Refrain auch verdammt radiotauglich, bietet aber sonst auch wieder heavy Riffs und gilt als weiterer Anspieltipp.
Herzstück von „Taival“, was übrigens so viel wie „Der Weg“ bzw. „Reise“ beideutet, ist der abwechslungsreiche Dreiteiler „Metsästäja“ (zu Deutsch: „Jäger“). Modern, aber brutal leitet das Einstiegsriff ein und steigert sich immer weiter im ersten Part „I Metsästaja“ und geht trotz wieder abgehackten Rhythmen gut ins Ohr und gefällt dank einiger Chöre, ehe „II Ero“ das Tempo rausnimmt und melancholische Keyboard-Atmosphäre in den Vordergrund stellt und „III Ylösalainen“ sich vorerst noch weiter zurücknimmt und verdammt hoffnungslos tönt, ehe Hyrde mit inbrünstigem Gesang wieder für Hoffnung und kurz auch Gänsehaut sorgt. Viel brutaler, aber nicht weniger dramatisch tönt das von Björgvin Sigurdsson (SKALMÖLD) unterstützte Thrash-Feuerwerk „Sudet Tulevalt“, das dem eingangs erwähnten Hit verdammt nahe kommt.
Bevor ich den Rahmen nun komplett sprenge und diese weiteren kleinen Meisterwerke seziere, fasse ich zusammen, dass das gedankenverlorene „Merivälimatka“, die rasante und zungenbrecherische Hymne „Kannoin Sinut Läpi Hiljaisen Huoneen“ sowie das eigenwillige Finale in Form des ruhigen „Kajo“ ebenso erwähnens- wie hörenswert sind, wie der Rest, wodurch STAM1NA hier wieder ein echtes Meisterwerk abgeliefert haben und es zudem einmal mehr vollbrachten, dass kein Album dem anderen gleicht und doch voll und ganz nach STAM1NA klingt.
Tracklist „Taival“:
1. Hyvää Yötä: Solar
2. Elämänlanka
3. Enkelinmuskain
4. Gaian Lapsi
5. Metsästäjä, I Metsästäjä
6. Metsästäjä, II Ero
7. Metsästäjä, III Ylösalainen
8. Sudet Tulevat
9. Merivälimatka
10. Kannoin Sinut Läpi Hiljaisen Huoneen
11. Kajo
Gesamtspielzeit: 41:19