Die Causa RHAPSODY ist aktuell so konfus wie kaum ein anderer Band-Split. Bei den Italienern kann man mittlerweile sogar schon von mehreren Splits und Reunionen reden. Um das Ganze kurz und knackig zu halten, erwähne ich hier nurmehr, dass es nun drei Re-Inkarnationen gibt. Die Ur-Version ist hier Thema und heißt ja bekanntlich schon länger RHAPSODY OF FIRE und wird nurmehr vom letzten Gründungsmitglied und Keyboarder Alex Staropoli zusammengehalten, während Luca Turilli mit siner ganz eigenen Version und Sänger Alessandro Conti unter dem Namen LUCA TURILLI´S RHAPSODY zwei Alben veröffentlichte, doch da er nun eine Reunion mit allen anderen relevanten Mitgliedern der Ur-RHAPSODY unter dem Namen TURILLI / LIONE RHAPSODY startete, ist die Zukunft dieser Inkarnation natürlich ungewiss.
Puh, soviel dazu. RHAPSODY OF FIRE haben sich gewaltig verjüngt und mit Sänger Giacomo Voli (Ex-TEODASIA) einen guten Ersatz für die unglaublich großen Fußabdrücke von Fabio Lione gefunden. Alex hat jedoch den Fehler begangen als Debüt ihn gleich alle Klassiker einsingen zu lassen. Klar, der Mann hat ganze Arbeit geleistet, doch einen Lione macht man einfach nicht so schnell vergessen. Dennoch ging ich ganz unvoreingenommen an das nun elfte Album „The Eighth Mountain“ heran.
Und siehe da, „Heroic Deeds“ bringt gleich alles mit, was die Band groß gemacht hat und lässt kaum etwas vermissen. Härtegrad und Riffs stehen klar im Vordergrund und das Cineastische ist wieder weiter in den Hintergrund gerückt. Dafür und ebenso für die Neoklassik war ja vor allem Luca Turilli verantwortlich. Wir sehen uns also quasi zurückversetzt zu Alben wie „Dawn Of Victory“ oder „Symphony Of The Enchanted Lands“. Klar, qualitativ brauchen wir hier nicht 20 Jahre zurück zu gehen und herum zu jammern. Doch fette Doublebass-Attacken, knackige Riffs von Roberto Di Micheli (SINESTASIA) sowie die bekannten Symphonic und Bombast Elemente in Form von Orchestrierung, Keys und Chören sind vorhanden und gefallen. Auch „Master Of Peace“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und geht gut nach vorne. Einzig die Mitsing-Refrains und so manch Überraschung lassen RoF hier trotz starkem Songwriting, bekannten Keyboardteppichen und verspielten Soli etwas vermissen. „Rain Of Fury“ stellt aber, fast wie bestellt, sofort den Bombast etwas weiter in den Vordergrund und hier kann Giacomo seinen Stand als neuer Fronter trotz leicht nasalem Gesang sofort festigen und man brüllt den Refrain sofort mit gereckter Faust mit – so muss RHAPSODY! Im weiteren Verlauf gibt es noch allerlei wichtige Elemente wie etwas Drama („White Wizard“), Flötenspiel und somit Folk („Warrior Heart“), Herz („The Wind, The Rain And The Moon), Speed und Power („Clash Of Times“) und natürlich auch Episches. In den beiden 10-Minütern „March Against The Tyrant“ und „Tales Of A Heroes Faith“ zeigt Staropoli einmal mehr, dass auch ohne Turilli fette Epen möglich sind und man auch auf die nötige Prise Kitsch, Theatralik und Pathos nicht verzichten muss. Nur frage ich mich, wo er die gesprochenen Parts in theatralischen Finale von Christopher Lee (oder einem verdammt guten Imitator?) ausgegraben hat.
RHAPSODY OF FIRE sind definitiv noch da und sollten Fans, die über den Verlust von Lione hinwegsehen können, auf jeden Fall zufriedenstellen. Wenn man ehrlich ist, ist „The Eighth Mountain“ nicht nur RHAPSODY in Reinkultur, sondern auch das beste Album seit längerer Zeit, vielleicht sogar seit „Symphony Of The Enchanted Lands II“. Dennoch bin ich ebenso wie alle Fans der Italiener gespannt, was denn die andere Version rund um Turilli hier entgegen zu setzen hat.
Tracklist „The Eighth Mountain“:
1. Abyss Of Pain
2. Seven Heroc Deeds
3. Master Of Peace
4. Rain Of Fure
5. White Wizard
6. Warrior Heart
7. The Courage To Forgive
8. March Against The Tyrant
9. Clash Of Times
10. The Legend Goes On
11. The Wind, The Rain And The Moon
12. Tales Of A Hero´s Fate
Gesamtspielzeit: 64:19