Tell me what I feel like to you
Is it coming to an end?
I don’t understand it
Colossus
Colossus, ariseColossus
Die Schweden AVATAR haben sich ihren aktuellen Erfolg mit viel Arbeit, Kreativität und Engagement nicht nur erarbeitet, sondern auch verdient. Von modernen, aber heftigen Death Metal Alben wie „Black Waltz“ (2012) und „Hail The Apocalypse“ (2014) über das abgefahrene Metal-Märchen „Feathers & Flesh“ (2016) bis hin zum noch abgedrehteren „Avatar Country“-Konzept mitsamt phänomenaler Bühnenshow, hat die Truppe rund um den düsteren Clown Johannes Eckerström in den letzten Jahren immer wieder überzeugen und überraschen können.
Da keines der Alben wirklich dem anderen gleicht und sich AVATAR immer wieder etwas Neues einfallen lassen, war ich gespannt, was die Schweden nun mit dem schon achten Werk „Hunter Gatherer“ liefern. Überraschend wenig Neues, dafür aber gewohnt hohe Qualität. Auch wenn man vorab schon mit einigen Teasern und Videos ein moderneres und düsteres Konzept anteaste, so bewegt sich das Album wieder eher in der region der beiden erstgenannten Werke. So startet „Silence In The Age Of Apes“ heftiger als alles auf den beiden zuletzt veröffentlichten Platten, verzichtet komplett auf cleane Vocals und thrasht halt einfach mal fett drauf los, inklusive der wichtigsten Trademarks, wie einem unverkennbaren Riff und den Shouts von Johannes. Es mag dem Song etwas an Eingängigkeit oder einem Gewissen Etwas mangeln, doch das Teil geht gut ab.
„Colossus“ geht dann gleich in eine komplett andere Richtung. Synthies und Industrial-Elemente, sowie tief gesprochene Vocals erinnern irgendwo in Richtung DEATHSTARS oder auch MARILYN MANSON. Eckerstörm singt später mit hoher, cleaner Stimme, der Refrain groovt und die Atmosphäre ist grandios. Zudem lädt der Refrain zum Mitbrüllen ein und sollte so neben Dauerbrennern wie „Paint Me Red“ und „The Eagle Has Landed“ mühelos bestehen können. „A Secret Door“ geht dann mit gefühlvollen Melodien in Kombination mit treibenden Riffs und gepfiffenen Parts fast noch besser ins Ohr. Der ruhige Start erinnert zudem an SYSTEM OF A DOWNs „Toxicity“, weshalb man sich eigentlich gleich wohlig heimisch fühlt, ehe man wieder nach vorne Thrasht und der Fronter es nach acht Alben wieder einmal schafft eine neue Facette seiner sowieso schon unglaublich vielseitigen Stimme zu präsentieren.
Man merkt „Hunter Gatherer“ eine gewisse Befreitheit an, die man seit „Hail The Apocalypse“ nicht mehr hatte. Da das Konzept-Korsett nicht so eng gestrickt ist und sich AVATAR einfach austoben können, tun die Jungs das einfach auch. So gibt es zwar keine ganz großen Überraschungen, und eine Art „back to the roots“-feeling, aber im Detail doch einige Spielereien. Vielleicht mag „God Of Sick Dreams“ etwas abfallen, weil dem Track irgendwo der letzte Kick fehlt und auch die überraschend verträumte Radio-Ballade „Gun“ will vermutlich nicht jedem Fan gefallen, doch AVATAR fokussieren ihre Stärken und liefern mit „Child“ noch ein herrlich schauriges Märchen mit tiefgründigen Lyrics und starken Melodien, mit „When All But Force Has Failed“ einen kurzen Thrash-Death Metal Orkan der abgefahrenen Sorte und mit „Scream Until You Wake“ einen Track der als Extreme Rocker durchgeht und auch live sicher verdammt knallt. Abgerundet wird das mit „Justice“, der auch wieder an „Hail The Apocalypse“ erinnert und dem finalen „Wormhole“, das sich Old-School Death Metal Elemente á la MORBID ANGEL bedient und mit starken Soli und zahlreichen Details nochmal besticht.
Zunächst war ich enttäuscht, dass AVATAR nun mit „Hunter Gatherer“ wieder einen Schritt zurück gehen und hier keine großen Risiken eingehen oder ganz große Experimente wagen. Andererseits war „Avatar Country“ abseits vom Live-Konzept eh nicht gerade das beste Album der Schweden, da war es nur logisch, dass die Jungs sich jetzt mal aufs Wesentliche Konzentrieren und zeigen, dass sie nun endgültig ihren Sound gefunden haben. „Hunter Gatherer“ ist AVATAR in Reinkultur und liefert, alles was die Band in den letzten Jahren groß gemacht hat. Nur, dass das Teil halt ein paar mehr Durchläufe braucht als seine Vorgänger um sich vollends zu entfalten.
Tracklist „Hunter Gatherer“:
1. Silence In The Age Of Apes
2. Clossus
3. A Scret Door
4. God Of Sick Dreams
5. Scream Until You Wake
6. Child
7. Justice
8. Gun
9. When All But Force Has Failed
10. Wormhole
Gesamtspielzeit: 45:20
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