Tommy Johansson hat in den letzten Jahren ein paar gewaltige Karrieresprünge hingelegt. Nachdem er lange mit REINXEED und GOLD RESURRECTION eher als Geheimtipp galt, stieg er bei SABATON ein und konnte sich dann vor Aufmerksamkeit nicht mehr retten, was aber vorrangig an seinem Fleiß und natürlich Talent lag. Gastauftritte bei DRAGONY, MEMORIES OF OLD oder ASTRALIUM, sowie die kurzfristige Einsprung-Aktion am Micro von TWILIGHT FORCE, halfen dem Multitalent zusätzlich. Letztes Jahr wurde dann aus REINXEED plötzlich MAJESTICA und da hauten die Schweden mit „Above The Sky“ einen Instant-Hit raus. Power Metal wie ihn HELLOWEEN eigentlich heute spielen sollte, konnte man sagen. Verspielt, flott und voller Elan spielten sich die Herren mühelos in unsere Herzen.
Nun steht mit „A Christmas Carol“ ein etwas überraschendes, zweites Album an. Weihnachts-EPs und Alben sind ja jetzt nichts Neues im Dezember, doch ein komplettes Power Metal-Album mit dem Thema ist schon sehr mutig. Doch MAJESTICA schaffen es einmal mehr haarscharf an der Kitschgrenze zu schrammen und doch ein geniales Album abzuliefern.
Tommy und seine Jungs bieten einmal mehr astreinen Power Metal mit viel Tempo, einprägsmaen Melodien und mitsingkompatiblen Refrains, wie sie im Buche stehen. Hooks ohne Ende, starke Soli und so manch Überraschung, sowie Einflüsse von den ganzen Großen des Genres sind natürlich auch wieder mit dabei. Nur wurde das halt einfach alles mit Weihnachtsthemen versehen, genauer gesagt dem berühmten Charles Dickens Roman „A Christmas Carol“, der Geschichte über Ebeneezer Scrooge, der Weihnachten nicht leiden kann und darum seinen Mitmenschen die Feiertage vermiest, aber von den drei Geistern der Weihnacht bekehrt werden kann.
So beginnt das Album bombastisch mit Orchestrierung und erinnert sofort an 90er Familienfilme wie „Kevin Allein Zu Haus“, „Beetlegoose“ oder eben „Die Geister die Ich Rief“ – John Williams und Danny Elfman lassen sogleich grüßen.
Im weiteren Verlauf gibt besagten Power Metal mit Orchestrierung, knackigen Riffs, Speed-Attacken, schwindeleregend hohen Vocals und zahlreichen Ohrwürmern. Wer es nicht glauben mag, der höre die bereits veröffentlichte und süchtig machende Single „Ghost Of A Christmas Past“. Sämtliche Songs würden nämlich auch ohne dem Weihnachtsthema in einer ähnlichen Form wunderbar funktionieren, haben so aber natürlich einen einzigartigen Charme. Da die Lyrics großteils in Dialogen stattfinden erinnert vieles auch an Power Metal Operas á la AVANTASIA, weshalb nicht überrascht, dass man auch ein paar Gastvocals von Mitgliedern von VEONITY und HOT BEEF INEJCTION sowie allen weiteren MAJESTICA-Mitgliedern einsigen ließ. Auch „Ghost Of Marley“ ist ein echter Ohrwurm mit dynamischer Rhythmik und vielen Chören, „A Christmas Story“ überzeugt mit abgefahrenen Tempiwechsel, wohingegen „The Joy Of Christmas“ theatralisch und minimalstisch die Orchestrierung und Tommys Stimme in den Vordergrund stellt. Aber hier macht einfach jeder Song eine Menge Spaß.
Also übt schon mal mit euren Omis und Opis für die Teams- oder Skype-Weihnachtsfeier 2020! Was auch gar nicht so schwer sein mag, da die Schweden auch so manch bekanntes Weihnachtslied hier als Inspirationsquelle für ihre Melodien verwendet haben. Zu guter Letzt tobt sich die Truppe mit dem Instrumental „A Majestic Christmas Theme“ nochmal in Sachen Soundtrack gewaltig aus.
So skeptisch ich auch diesem Weihnachtsalbum gegenüberstand, so sehr belehrten mich Tommy und MAJESTICA eines Besseren. Power Metal und Kitsch gehören ja seit jeher irgendwie zusammen und so ist dieses Album ein überaus gelungenes und sympathisches Werk, das eventuell in den nächsten Advent-Zeiten auch wieder hervorgekramt wird.
Tracklist „A Christmas Carol“:
1. A Christmas Carol
2. A Christmas Story
3. Ghost Of Marley
4. Ghost Of Christmas Past
5. The Joy Of Christmas
6. Ghost Of Christmas Present
7. Ghost Of Christmas To Come
8. A Majestic Christmas Theme
Gesamtspielzeit: 41:20
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