CRYSTALLION starteten einst als Epic Power Metal Truppe und konnten schnell erste Erfolge erzielen. Nach einigen Auf und Abs, sowie Pausen, sind ist die bayrisch-österreichische Truppe mit neuer Sängerin und verändertem Stil retour. Wir sprachen mit Bassist und Gründungsmitglied Steve Hall über das neue Album, die Vergangenheit und auch die Zukunft von CRYSTALLION.
Hey, wie geht es euch und was tut sich aktuell in der Band?
Grüß Dich Max, uns geht´s gut. Das Album kommt demnächst raus, die ersten Resonanzen sind überwiegend positiv, wir freuen uns auf den Release, danke der Nachfrage.
Die aktuell recht obligatorische Frage zuerst: War Corona Hilfe oder Hindernis bei der Entstehung eures neuen Albums?
Also eigentlich weder noch. Klar, man konnte sich nicht mehr treffen. Proben, Studio und Videodrehs waren gar nicht bzw. nur eingeschränkt möglich. Aber in der heutigen Zeit geht das auch alles auf anderen Wegen. Deswegen würd ich gar nicht von einem großartigen Hindernis sprechen. Etwas komplizierter… ja…aber trotzdem alles machbar.
CRYSTALLION hat eine bewegte Vergangenheit. Es war offensichtlich nicht immer leicht, wenn man sich Änderungen im LineUp und die größeren Veröffentlichungslöcher ansieht. Wie blickt ihr auf 18 Jahre Bandgeschichte zurück?
Eine „bewegte Vergangenheit“…ja, das kann man so sagen. Im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden mit unserem Schaffen, obwohl ich natürlich das ein oder andere gerne anders gemacht hätte. Wir haben auch Fehler gemacht, die uns womöglich einiges an Erfolg gekostet haben… und damit mein ich nicht die musikalische Seite. Aber gut, es ist wie´s ist, wir sind immer noch da, und zu spät ist auch noch nichts. Viel lieber blicke ich auf 18 weitere Jahre Bandgeschichte nach vorn.
Aber nicht nur im LineUp, auch in der Ausrichtung hat sich ja in letzter Zeit etwas geändert. Am auffälligsten ist natürlich, dass „Heads Or Tails“ nun mit Kristina zum ersten Mal eine Dame am Micro präsentiert. Wie kam diese Entscheidung?
Das war reiner Zufall. Wir haben nach keinem bestimmten Geschlecht gesucht. Es hat sich einfach so ergeben, dass Kristina am besten gepasst hat, that’s it. Wir haben uns beim LineUp nie großartig im Vorfeld Gedanken gemacht. Auch, dass wir jetzt nur noch zu viert sind war nicht geplant. Wir haben damals einfach keinen neuen Keyboarder gefunden…dann haben wir halt ohne weitergemacht. Wir haben uns immer der jeweiligen Situation angepasst, sonst gäb’s uns schon lange nicht mehr. Wir hatten nie Regeln, Vorgaben, oder sowas…von der Hand in den Mund sozusagen.
Schon mit „Killer“ seid ihr weg vom epischen Power Metal mit historischem Konzept weg gegangen. Und so ist auch der Nachfolger nun ein eher rockig ausgerichtetes Heavy Metal Album. Als Konsument und Fan der ersten Werke, kann ich da schwer von einer logischen Weiterentwicklung sprechen, wie seht ihr diesen Wandel?
Nö, logisch ist das nicht. Wir machen das worauf wir Bock haben. Wir haben schon zwei („Hundred Days“ geht da ja auch schon etwas weg) Melodic-Power-Metal-Alben. Das reicht, alles weitere wären nur noch Wiederholungen. „Hattin“ können wir eh nicht toppen, also warum sollen wir dann Kopien davon abliefern? Das wurde uns natürlich immer wieder um die Ohren gehauen… wird’s noch, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Ich will nicht stillstehen, ich will mich verändern, andere Sachen machen. Mir gefallen so viele Genres, warum soll ich mich limitieren? Nein, ich als Songwriter mach das worauf ich Lust habe, wo ich 100%ig dahinter stehe. Und live sind die alten Nummern ja auch nach wie vor im Programm. Da kommen also auch die Fans der ersten Scheiben auf ihre Kosten.
So kommt mir das neue Album, wie soll ich sagen, spontaner und weniger geplant vor. Also mehr Ecken und Kanten, straighter, roher und frei von der Leber weg – aber alles auf sehr professionelle und sympathische Weise. Würdet ihr mir da in gewissen Punkten zustimmen?
Ja, würd ich so stehen lassen. Der Songwritingprozess war im Allgemeinen auch ungewöhnlich schnell abgeschlossen, also für unsere Verhältnisse. Kam ziemlich aus dem Bauch heraus alles. Ich denke, das hört man. Da wir auch nur noch zu viert statt zu sechst sind wird die Musik automatisch eher straighter, zumindest war das bei uns so.
Da ich „Killer“ vorher nicht wirklich kannte, überraschte mich das Ganze zunächst schon und eine gewisse Umgewöhnung war nötig, dann gefiel mir die Handvoll Hits, Hymnen und Ohrwürmer wirklich gut. Wie war da (vielleicht auch schon beim Vorgänger) generell die Resonanz der Fans.
Sehr durchwachsen, das muss ich zugeben. Ich glaube der Cut zwischen „Hundred Days“(das wirklich sehr gut ankam!) und „Killer“ ist schon etwas größer, obwohl auf HD schon mehr Groove drin steckt als noch auf den ersten beiden Alben. Ich steh nach wie vor voll hinter den Songs auf „Killer“. Aber die Produktion war die Hölle! Da hat gar nichts gepasst. Das haben wir alle gemeinsam in den Sand gesetzt. Die Scheibe läuft einfach nicht rund, da fehlt´s hinten und vorne. Live kommen die Nummern aber immer sehr gut an. Die können also gar nicht sooo schlecht sein!
Was wollt ihr mit dem Titel „Heads Or Tails“ ausdrücken und wie passt das Artwork dazu?
Der Titel soll nur sagen „jetzt oder nie“, „hopp oder top“ quasi. Übersetzt heisst das ja „Kopf oder Zahl“, und das wollten wir mit dem Cover umsetzen, mit der geschnippten Münze. Ein kleiner Gimmick ist übrigens noch die farblich hervorgenommen Zahl „V“, das soll zum Ausdruck bringen das „Heads Or Tails“ das fünfte Album ist.
Was waren so eure Einflüsse für die Lyrics?
Unsere Heimat Bayern, na ja, zumindest die von Kristina, Martin und mir. Sven ist ja Österreicher, deswegen geht es bei seinem Song „The Sleeping Emperor“ um eine österreichische Legende. Fast jeder Song beschreibt irgendwas das mit Bayern zu tun hat. Z.B. über einen überregional bekannten Wahrsager („Under The Spell“), über einen Räuber („I´m On Fire“), über einen legendären und grausamen König („The King Is Rising“) um nur ein paar zu nennen.
Gibt es einen oder mehr Songs die ihr besonders, aufgrund des Textes, der Musik, der Entstehung oder sonstigen Gründen hervorheben möchtet?
Ich für mich kann nur „Thunderclouds“ hervorheben. Den Text hab ich für meinen kleinen Sohn geschrieben, deswegen hat der natürlich eine besondere Bedeutung für mich. Bin mal gespannt was er in einigen Jahren darüber sagt wenn er das versteht. Aber ich glaube das wird ihm gefallen.
Konntet ihr vor den Lockdowns auch schon live mit dem aktuellen LineUp performen und alte Songs mit Kristina ausprobieren?
Ja, ein paar Auftritte haben wir noch geschafft. Da haben wir logischerweise überwiegend alte Songs gespielt. Da hat Kristina überhaupt keine Probleme mit, und vor allem das „Killer“-Material klingt sehr gut mit ihr.
Habt ihr aktuell Live-Aktivitäten in Planung oder wartet ihr noch ab, bis sich alles beruhigt hat und man wieder wirklich planen kann?
Wir hatten natürlich auch einige Gigs und auch ne Tour geplant. War schon so gut wie in trockenen Tüchern. Aber das hat sich logischerweise alles zerschlagen. Von dem her kann ich aktuell gar nichts dazu sagen. Wir müssen einfach abwarten. Vor allem die erste Zeit nach dem Lockdown, sofern sowas überhaupt noch kommt, seh ich als sehr schwierig an. Da werden sich alle um die wenigen, sinnvollen Termine prügeln. Na ja, unsere Chancen werden kommen, und die heisst es dann zu nutzen.
Danke für die Zeit! Ich wünsche euch alles Gute mit dem Album und hoffe auf baldige Live-Taten! Gibt es noch etwas, was ihr auf dem Herzen habt?
Ja, ich wünsche mir den Weltfrieden, niemand soll mehr hungern und ALLE Menschen auf diesem Planeten sollen ein verdammt glückliches Leben haben! Ist das zu hoch gegriffen? Mag sein, aber genau das wünsche ich mir. Ich bedanke mich bei dir für das Interview, Max, hat wirklich Spass gemacht. Wünsche Dir alles Gute und hoffe wir hatten nicht zum letzten Mal miteinander zu tun.