Eine weitere Band, die den Lockdown mehr als sinnvoll nutzte – die Rede ist von den deutschen Power Rockern von ORDEN ORGAN. Machte man mit dem gelungenen Album „Gunman“ im Jahr 2017 noch einen Ausflug in den wilden Westen, begibt man sich im neuesten Werk „Final Days“ in die fernen Gefilde des Weltraums und hält mit kritischen Texten der Menschheit den eigenen Spiegel vor das Gesicht.
Gegründet 1996 im deutschen Arnsberg, ging der Weg der fünf Musiker kontinuierlich steil nach oben. Auf jede Veröffentlichung folgte eine Entwicklung, mal wurde hier ein Rädchen nachgestellt, mal wurde da etwas nachjustiert. So ist es auch bei dem neuesten Streich „Final Days“, das von Minute eins zeigen will, wir sind nicht hier um euch auch nur eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Auch wenn die Vorzeichen nicht immer ganz günstig standen, so verletzte sich Sebastian „Seeb“ Levermann am Daumen und konnte nicht mehr Gitarre spielen und auch im Band Karussell gab es ein paar Veränderungen. Doch diese Hindernisse wurden anscheinend souverän gemeistert wenn man sich das neue Material zu Gemüte führt.
Allein der Opener „Heart Of The Android” macht mit seinem dröhnenden Doublebass Feuerwerk von der ersten Sekunde an Lust auf mehr. Die markante Stimme von Sänger Sebastian gepaart mit der wuchtigen Soundwand die die Jungs abfeuern, lässt einen sofort ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Schon zu Beginn den wahrscheinlich stärksten Song abzufeuern, spricht entweder von einer ordentlichen Portion Mut oder einfach nur mega Selbstbewusstsein. Die Deutschen lassen es auch bei „In The Dawn If The AI“ mit seiner Kritik an der Computerabhängigkeit oder „Inferno“ nicht ruhiger angehen und laden zum Nachdenken ein. Da wird ein Riff nach dem anderen abgefeuert, während Dirk Meyer-Berhorn eine unglaubliche Power am Schlagzeug beweist und wohl den einen oder anderen Muskelkater einheimste. Wie gewohnt setzt man auf eingängige Melodien, die wohl von den Fans live perfekt mitgesungen werden können und für Gänsehautmomente wie gemacht sind.
Passend zum Science Fiktion Thema kommen auch diverse Effekte vom Keyboard oder Stimmverzerrer in den Songs vor. Jedoch nie störend oder übertrieben eingebaut, sondern immer passend, um die Atmosphäre besser zur Geltung zu bringen und für die richtige Stimmung zu sorgen.
„Let The Fire Rain“ kann mit eingängigem Chorus überzeugen, der an Kollegen wie BLIND GUARDIAN erinnert ohne als Kopie abgestempelt zu werden, währen man sich für „Interstellar“ Verstärkung an der Axt holte. Niemand Geringerer als GUS G, seines Zeichens Gitarren Hero (OZZY OSBOURNE, FIREWIND) drückt mit seinem Stil dem Song seinen Stempel auf, Mittelteil-Soli natürlich inklusive.
Für „Alone In The Dark“ dem einzigen langsameren Song holte man sich ebenfalls Verstärkung. Diesmal jedoch weibliche. Ylva Eriksson von BROTHERS OF METAL aus Schweden liefert ein kraftvolles Duett mit Sebastian ab, das mich teilweise an WITHIN TEMPTATION erinnert. Gelungene Abwechslung mit jeder Menge Bombast ab dem Mittelteil.
Genug verschnauft, den „Black Hole“ gibt wieder ordentlich Gas. Kraftvolle Nummer, bei der das ganze Team wie eine gut geölte Maschine läuft. Bei „Absolution For Our Final Days“ regieren die Herren an den Äxten und jagen feine Riff Feuerwerke auf die Hörer los. Das Finale gehört, wie sollte es auch anders sein, „It Is Over“. Sebastian brüllt ein letztes Mal alles was er hat raus aus seiner Lunge und sorgt für eine leichte Prise Melancholie. Eine weitere starke Nummer, die den würdigen Abschluss der Scheibe bildet.
ORDEN OGAN schaffen es erneut eine Schippe oben drauf zu legen. Spannend, abwechslungsreich und ohne sich zu wiederholen liefert man ein saustarkes Album ab. Kann man nur noch zu hoffen, dass man das neue Material bald auch mal live erleben darf.
Tracklist „Final Days“:
1. Heart Of The Android
2. In The Dawn If The Ai
3. Inferno
4. Let The Fire Rain
5. Interstellar
6. Alone In The Dark Feat. Ylva Eriksson
7. Black Hole
8. Absolution For Our Final Days
9. Hollow
10. It Is Over
Gesamtspielzeit: 60:37