MÄDHOUSE ist der neue Glam Rock-Stern am Österreichischen Himmel. Mit den nötigen Klischees und dem ehemaligen ECLIPTICA Sänger haben die Jungs aus Wien schon einige gute Argumente und dazu gesellt sich nun auch das Zweitwerk „Bad Habits“. Welche schlechten Angewohnheiten unter anderem die Bandmitglieder noch haben, wollten wir in einem Interview rausfinden.
Hi Jungs, es freut mich hier eine noch relativ neue Band interviewen zu dürfen. Erzählt doch kurz, wie die Einlieferung ins MÄDHOUSE abgelaufen ist.
Mikky: Hey! Den Ursprung hat Mädhouse in einer 80´s Tribute Show im September 2017 in der Szene Wien. Ich hab damals gemeinsam mit Fire (BooKings), Rickey Dee und Wolfgang „12er“ Pendl eine Show organisiert, wo ca.20 Musiker aus der österreichischen Szene vertreten waren und ein dreistündiges Set an Coversongs von MÖTLEY CRÜE, SKID ROW, POISON und allen unseren Helden aus den 80ern unter dem Banner „Hard´n´Heavy Tribute Show“ abgeliefert haben. Der Abend war echt legendär! Und uns war schnell klar, dass es mit dem einen Event nicht getan war. Wir wollten mehr, und haben nach der Show die „Hard N Heavy Tribute“ Band gegründet, mit der wir dann auch einige Auftritte hatten.
Wir wollten allerdings relativ bald weg von der Coverband Schiene und ich hab angefangen, eigene Songs zu schreiben. Der erste war „Hard n Heavy“ zu dem wir dann auch unser erstes Video gedreht haben. Das war der Startschuss -oder eben die Einlieferung- für/ins MÄDHOUSE!
Wenn ich das richtig verstanden habe hat Tom ECLIPTICA verlassen, um sich vollends auf MÄDHOUSE zu konzentrieren. Kannst du da mehr Licht in die Sache bringen, oder mich natürlich auch gerne korrigieren, wenn ich da etwas falsch interpretiert habe.
Tommy: Dass ich ECLIPTICA verlassen habe, hat nur bedingt mit MÄDHOUSE zu tun. Die Zeit war einfach reif zu gehen. Das war ein sehr zäher und schwieriger Prozess, weil man ja nicht so einfach nach so langer gemeinsamer Zeit seine Band verlässt, aber ich spürte, dass ich mich verändern und weiterentwickeln musste um wieder die Freude und den Enthusiasmus an der Musik zurück zu bekommen, die ich in den Anfangstagen verspürt habe. MÄDHOUSE kam zur richtigen Zeit in mein Leben. Ich war ja nie auf der Suche nach einer anderen Band und wie so oft im Leben war es Zufall, dass alles so gekommen ist, wie es heute ist.
Mit Mädhouse habe ich eine Möglichkeit gefunden mich in einer Art und Weise auszudrücken, die ich mir die letzten Jahre nicht (mehr)vorstellen konnte. Ich entdeckte völlig neue Seiten meiner Stimme und meiner gesanglichen Möglichkeiten. Das alles hab ich Leuten zu verdanken, die haargenau wissen was sie tun und wir passen zusammen wie die berühmte Faust aufs Auge. Ich habe auch nicht mehr das Gefühl Kompromisse eingehen zu müssen in welcher Art auch immer. Deswegen habe ich auch meinen Namen in Tommy Lovelace geändert um dadurch noch konsequenter in meiner neuen Rolle aufzugehen. Im Grunde bin ich mir jetzt selbst näher als je zuvor.
Mikky: Da wir ja als Band und persönlich einen guten Draht zum Markus Winkler (Gitarrist von Ecliptica) haben, war es mir auch sehr wichtig, dass das niemals ein Ding zwischen MÄDHOUSE und ECLIPTICA sein sollte. Ganz im Gegenteil, wir haben unser erstes Album beim Markus unter Mars Music Productions herausgebracht als Tommy ja auch noch bei ECLIPTICA war. Es gab also niemals böses Blut zwischen unseren Bands.
Ihr spielt geradlinigen und launigen (Glam) Rock. Es scheint, als ginge es vorrangig um den Spaß im Proberaum, Studio und auf der Bühne. Liege ich da richtig?
Mikky: Mit Spaß im Proberaum, im Studio und auf der Bühne ist eigentlich eh alles abgedeckt worum es als Musiker geht ;)…ok, hinter der Bühne gehört auch noch dazu… haha… Es kommt darauf an, wie man es sieht…natürlich wollen wir in erster Linie gute Laune und Partystimmung verbreiten. Unsere Musik und Texte sind nicht dazu da, die ernsten Dinge des Lebens zu beleuchten. Wir wollen niemanden belehren oder gar irgendeine fucking politische Meinung aufs Aug drücken. Allerdings ist Mädhouse auch keine reine Spaßtruppe. Dazu steckt einfach viel zu viel harte Arbeit dahinter. Ich produziere die Alben in meinem Studio selbst, jeder in der Band opfert sich vollends für Mädhouse auf und seit dem Wechsel zu Rock of Angels Records wird die Arbeit nicht weniger, weil sich nun alles auf einer viel professionellen Ebene abspielt. Wir sind 24/7 mit der Band beschäftigt, was zwar natürlich Spaß macht aber eben auch Arbeit ist.
Gibt es da bewusste Vorbilder und Einflüsse?
Mikky: Vorbilder weniger. Bewusst noch weniger. Aber musikalische Einflüsse gibt es natürlich schon. Die sind allerdings sehr breit gefächert. Abgesehen von den gemeinsamen Wurzeln, die wir in den 80er Hair Metal und Glam Rock Acts wie MÖTLEY CRÜE, SKID ROW, GUNS´N´ROSES usw. haben, bringt jeder auch etwas aus einer anderen Richtung in die Band. Erst letzte Woche hab ich ein paar Coversongs just for fun eingespielt, Tommy kam gleich rüber ins Studio und hat dazu eingesungen…da kommen dann doch recht witzige Covers von SEX PISTOLS bis Rocky Horror Picture Show raus…hahaha… Das macht zwischendurch echt Spass und vielleicht releasen wir ja mal so etwas, für uns eher Untypisches, in der Zukunft. Rickey hat früher bei Full Contact gespielt, also eher die Thrash Richtung, ich hab mit Before the Fall auch eher die härtere Fraktion bedient und unser ehemaliger Drummer, Mike, spielt bei Shirenc plays Pungent Stench. Dass wir uns damals alle gefunden haben um den Glam Rock zu huldigen, ist schon eine witzige Sache und dementsprechend kommen sehr viele verschiedene Einflüsse in die Band!
Wie und wann sind die Songs für das Zweitling „Bad Habits“ entstanden?
Mikky: Ich hab eigentlich nahtlos nach der Release von unserem Debüt Album „Money Talks Bullshit Walks“ weitergemacht Songs zu schreiben und so haben sich in relativ kurzer Zeit ein Haufen an potentiellen Tracks für das neue Album angesammelt. Die Vorgehensweise ist bei uns eigentlich fast immer dieselbe. Wir sind keine Band, die im Proberaum Songs schreibt. Da ich sowieso den ganzen Tag im Studio verbringe, bin ich eben auch ständig am Aufnehmen und Songs basteln. Dann hämmert jeder seine Parts ein und wir gehen in den Proberaum und testen die Songs auf ihre Live-Tauglichkeit, was zwar aufgrund ständig wechselnder Verordnungen derzeit gar nicht so easy ist, aber wir haben schon angefangen die neuen Songs zu proben und sie fühlen sich live extrem geil an!
Wo seht ihr die Unterschiede zum Vorgänger?
Mikky: „Bad Habits“ ist praktisch der logische Nachfolger von „Money talks…“
Da beide Alben in einem relativ kurzen Zeitabstand entstanden sind, ist der inhaltliche, musikalische Unterschied nicht all zu groß… und trotzdem ist das neue Album ausgefeilter und in gewisser Hinsicht auch reifer. Der größte Unterschied besteht für uns eigentlich in den Band internen Gegebenheiten, die sich natürlich auch auf die Musik auswirken. Wir haben als Band zu uns gefunden, was zu „Money talks…“ Zeiten auch aufgrund von öfteren Besetzungswechseln viel chaotischer war. Mit Rickey Dee am Bass und den Neuzugängen Casey (Drums) und Thommy (Gitarre) sind wir zu einer Einheit geworden, die am selben Strang zieht und die viele verschiedene Facetten ins Irrenhaus bringt. Rickey hat einen Mörder Bassound, kernig, metallisch…genau, wie ich es liebe, Thommy hat eine sehr bluesige Note in seinem Spiel und ist ein riesen Talent, Casey ist super tight an den Drums und Tommy übertrumpft sich derzeit selbst und geht gesanglich voll auf. Das sind alles Dinge, die die Band definitiv pushen! Anfang des Jahres haben wir bei Rock of Angels Records unterschrieben, was der bis dato größte Schritt nach vorne war. Dort läuft alles sehr professionel ab, unsere Alben sind nun weltweit erhältlich und werden super promotet. Aber wie gesagt, musikalisch ist und bleibt es auch in Zukunft rotziger, catchy Glam Rock!
Was soll der Albumtitel aussagen?
Mikky: Jeder hat seine schlechten Angenwohnheiten. Und im Grunde sind die meisten davon ein Teil dessen, was jemanden ausmacht. Deswegen sollte man gar nicht dagegen ankämpfen, sondern sie zelebrieren.
Und wie passt das Artwork dazu?
Mikky: Dass „schlechte Angewohnheiten“ auch sexy sein können, und die Lady am Cover offensichtlich scharf wird, wenn sie einen rauchenden, saufenden, mit Nutten tanzenden Glam Rocker vor sich stehen hat…hahaha
Ganze 15 Songs sind es geworden. Eine beachtliche Menge. Wart ihr so in Fahrt, konntet ihr euch von keinem der Tracks trennen oder hattet ihr einfach Bock drauf?
Mikky: Ursprünglich wollten wir sogar ein Doppelalbum machen, weil wir letztendlich 25 Songs für das neue Album parat hatten und irgendwie so keiner davon es nicht wert gewesen wäre , nicht veröffentlicht zu werden. Ich kann mich jetzt gar nicht erinnern, warum wir es letztendlich doch nicht gemacht haben..haha…aber der Vorteil ist, dass wir mit den nicht veröffentlichten Tracks von „Money talks…“ und „Bad Habits“ ca. 15 Songs im Peto haben, wo es der eine oder andere sicherlich auf zukünftige Alben schafft.
Glam Rock ist ja ein Genre, das von Klischees lebt. Wie steht ihr zu den üblichen Klischees in Genres? Muss das Ganze mit Maß und Ziel sein, oder darf man da heute auch gerne mal übertreiben?
Mikky: Wenn man die Klischees tatsächlich lebt, sind es ja eh keine Klischees mehr. Ob man es eher bleiben lassen soll oder übertreiben darf, hängt vom Klischee ab, würde ich sagen. Einem Black Metaller, der dem Klischee nachkommen will, Kirchen abzufakeln (nicht, dass ich ein Fan dieser Einrichtungen wäre -höchstens aus architektonischen Gründen) würde ich eher abraten es zu übertreiben. In unserem Fall ist das nicht so tragisch, weil was gibts gegen Sex, Drugs & Rock´n´Roll schon einzuwenden! Und „Maß und Ziel“ ist sowieso nicht unseres!
Gibt es Songs, die euch besonders am Herzen liegen? Wenn ja, warum?
Mikky: Das Album ist für mich noch so frisch (obwohl ich es jetzt schon gefühlte 2 Millionen Mal gehört habe), dass ich noch gar keine Favourites nennen kann. Was mir positiv auffällt ist, dass mir noch immer keine Nummer langweilig wird. Das ist nicht immer so bei eigenen Songs, da man sie im Laufe der Produktion bis zum Erbrechen hört!
Tommy: „Atomic Love“…weil da springt bei mir sofort das Kopfkino an. der Song ist extrem bildhaft und wenn man ein wenig auf den Text hört wirkt es wie ein Film vor dem inneren Auge. Den könnt ich mir gut als (animiertes) Video vorstellen.
Thommy: „Money Talks Bullshit Walks“ war der erste Song den ich von MÄDHOUSE gehört habe Ende 2019, von dem Zeitpunkt an war ich in den MÄDHOUSE Bann gezogen. Hätte ich den Song damals nicht im Radio gehört, wäre ich heute wahrscheinlich nicht da. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.
Casey: Vom ersten Album ist „Knuckle Sandwich“ mein Favourite. Vor Allem wegen dem Schlusspart. Der groovt wie Sau!
Rickey: „Say Nothing At All2 … geiler Groove, cooles Gitarren-Lick, catchy Mitsing-Pre-Chorus, einfach eine rundum starke Nummer. Hätte genauso gut auf EUROPE´s „Prisoners in Paradise“ Album erscheinen können.
Wie liefen die Video-Aufnahmen zu „Sick Of It All“ ab? Sieht so aus, als ob ihr Situations-konform alles einzeln aufnehmen musstet.
Mikky: Der „Dreh“ zu „Sick Of It All“ war eigentlich das low budgetste, was ich je gemacht hab..hahah…wir haben uns im Proberaum getroffen und einfach drauf los gefilmt. Mit dem Handy!! Wir hatten vom Label die Auflage, zwei Videos abzuliefern, was aufgrund derganzen Scheiße mit Lockdown hin und her nicht gerade einfach war. Ja, räumlich bedingt war es notwendig viel einzeln zu filmen. Ich finde es aber trotz Allem ein geiles Video, weil, obwohl null Story dahinter, ein ziemlicher Drive vorhanden ist.
Warum wurde gerade „Sick Of It All“ als erste Single gewählt und welche folgt als zweite?
Mikky: Es standen mehere Songs zur Auswahl. Wir haben einfach bandintern für „Sick Of It All“ als erste Release gestimmt. Die Nummer ist auch ein wenig anders als die anderen ,weil sie nicht DIE Party Nummer ist, sondern ein wenig düsterer daher kommt. Sowohl musikalisch wie auch textlich. Es hätte aber in Wahrheit auch jede andere sein können.Es war einfach eine Entscheidung aus dem Bauch. Die nächste Video Release wird „I Walk The Ponygirl“ sein…hier ist der Name Programm 😉 Da war die Produktion wesentlich aufwendiger. Aber überzeugt euch selbst…am 16. April kommt das Video raus!
Können wir uns live auf eine spezielle Show freuen – ich meine STEEL PANTHER sind zwar ein Extrem-Beispiel aber gerade Glam Rock Bands haben oft eine sehr inszenatorische Ader auf der Bühne.
Mikky: Was kann man erwarten? Das weiß man nie so genau…auf einem Mädhouse Konzert kann alles passieren. Alles. Von gesmashten Gitarren bis zu Exzessen jeglicher Art ist alles möglich. Fix ist, es gibt mächtig eines auf die Ohren!
Tommy: Auf jeden Fall. Wir haben trotz den derzeitigen Umständen bereits mir den Proben begonnen und jede Idee für die Bühnenshow wird probiert. Ich denke es wird eine Mischung aus (dezenter) Choreografie und Bühnendeko werden. Seid gespannt, wir haben viel vor!
Casey: Casting mit den Escort emmm…. GoGo Girls… läuft schon.
Was sind bisher eure Highlights und Tiefpunkte in der Karriere von MÄDHOUSE?
Mikky: Eines der Highlights war sicherlich der Labelvertrag. Überhaupt die Tatsache, dass wir nun unser zweites Album herausbringen, ist für uns ein Highlight. Jede einzelne Show, die wir spielen und mit unseren Leuten Party machen ist ein Highlight. Radioshows, die uns am anderen Ende der Welt spielen…es passiert gerade sehr viel bei uns und das ist ein einziges Highlight… hahaha! Richtige Tiefpunkte haben wir zum Glück noch keine erlebt, da es uns ja auch noch nicht so lange gibt.
Da eine reguläre Release-Party aktuell nicht wirklich möglich ist, gibt es Pläne, um das Ganze anders zu zelebrieren?
Mikky: Ich steh nicht wirklich auf Alternativen zu einer Live Show. Das ist unersetzbar. Auch wenn es derzeit viele kreative Ideen gibt, seine Musik auf anderem Weg zu teilen. Bestes Beispiel war das Pojekt vom Boris „Zu Gast im Proberaum“. Eine echt coole Sache. Nichts desto trotz bin ich dafür, die Release Party einfach nachzuholen, sobald es wieder möglich ist!
Danke für die Zeit, wollt ihr noch etwas loswerden?
Mikky: Danke für das Interview! Wir wollen uns bei all jenen bedanken, die uns unterstützen.
Hier Namen aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, aber wir haben die beste Community, die man sich vorstellen kann, sich aufopfert und uns wachsen lässt.
Am 26.April kommt unser neues Album heraus. Am 16. April das neue Video. Checkt das aus und ich hoffe wir sehen uns alle bald wieder IN THE PIT!
Mädhouse wurde 2017 von Gitarrist Mikky Stixx (ehemals Sänger von Before the Fall) sowie Gitarrist Freddie Heart (ehemals Blind Petition) und Bassist Ben Walker ins Leben gerufen. Mit Sänger Tommy Lovelace (ehemals Ecliptica) und Schlagzeuger Ken Shuri (Shirenc plays Pungent Stench) sowie dem Neuzugang am Bass Rickey Dee (ehemals Black Cage) formierte sich die Band zu einem angesagten Act des New Wave of Hair Metal. Mehr auf: Wikipedia