EVERY TIME I DIE - Radical
EVERY TIME I DIE
Radical
(Mathcore | Hardcore | Metalcore)

 


Label: Epitaph Records
Format: (LP)

Release: 22.10.2021


Eigentlich hätte das inzwischen schon neunte Album der Hardcore-Band aus Buffalo, New York schon voriges Jahr erscheinen sollen, man beschloss aber den Release zu verschieben, da es keinen Sinn machen würde “Radical” zu veröffentlichen ohne es mit ausgiebigem Touren verbinden zu können, und an letzteres war ja aufgrund der prekären Covid19 Situation nicht zu denken. Um die Fans aber bei Laune zu halten, gab es mit den brachialen “Desperate Pleasures” und “AWOL” einen kleinen Vorgeschmack., die die Erwartungen in das neue Album erst recht in die Höhe getrieben hat. Und das Warten hat sich mehr als gelohnt, soviel kann man dem Review schon voranstellen.

Fünf Jahre sind inzwischen ins Land gezogen seit dem von Kritikern gefeierten “Low Teens” Album des Quintetts rund um die Brüder Keith und Jordan Buckley, sowie Gitarristen Andy Williams, die die Band 1998 aus der Taufe gehoben haben. Seither wusste die Truppe mit großartigen Alben wie “Hot Damn”, “Gutter Phenomenon”, “New Junk Aesthetic” oder “Ex-Lives” ,um nur einige zu nennen, zu überzeugen.

So machen EVERY TIME I DIE auch auf “Radical”  keine Gefangenen, denn “Dark Distance” beginnt mit wuchtigen Feedbackgefliepe und Sänger Keith brüllt einem “Spare only the ones I love, slay the rest” an den Kopf, bevor das gewaltige Riffing klar macht wohin die Reise in den kommenden knapp 50 Minuten gehen soll. Kompromissloser Mathcore, gepaart mit, von Will Putney fett produziertem Metalcore, Southern Rock und einem Gespür für grandioses Songwriting, was das darauf folgende “Sly” nur eindrucksvoll unterstreicht.

In “Planet Shit” bekommt man die wohl bis dato politischsten Lyrics der Band zu hören und Keith keift den Rechtsauslegern wie Alt-Right oder den Proud Boys und religiösen Fanatikern bis hinauf zum Ex-Präsidenten Trump ordentlich seine Meinung. Musikalisch wird dies mit einem fiesen Mathcore Ritt stimmig untermalt. Bevor ETID auf “Post-Boredom” erstmals etwas an Tempo rausnehmen, nicht aber an Wucht, denn allein die eröffnende Bassline von Stephen Micciche sucht seines Gleichen, findet dann aber dennoch seinen Meister in dem äußerst eingängige Refrain, der an vergangene melodische Großtaten wie “Wanderlust” oder auch “Map Change” erinnert.

Allerdings wurde hier nur einmal kurz Luft geholt denn mit dem brutalen Doppel “A Colossal Wreck” und “Desperate Pleasures” zeigen sich ETID so hart wie selten zuvor in ihrer Karriere. Wie es sich schon in der Vergangenheit eingebürgert hat, gibt es ja inzwischen pro Album zumindest zwei Gastauftritte von befreundeten oder bekannten Vocalisten. So darf etwa Josh Scogin der in der Vergangenheit u.a. Mit THE CHARIOT für mehr als gepflegten Krach sorgte und inzwischen mit dem Duo ‘68 einem Art Rock ‘n’ Roll-Core frönt, in “All This And War” nach zwei Minuten das gesangliche Heft in die Hand nehmen und sich die Seele aus dem Leib kotzen.

Und wenn wir schon bei Gästen sind, dann sind wir auch schon bei einem Highlight der Platte, der einerseits absolut untypischen, aber dennoch mit jedem Ton nach EVERY TIME I DIE klingenden quasi Ballade (ja Ballade) “Thing With Feathers”, der Andy Hull von den Indierockern MANCHESTER ORCHESTRA mit seiner einprägsamen Stimme, eine ganz besondere Note verleiht. Gewidmet haben die Brüder Buckey diesen Song ihrer viel zu früh verstorbenen Schwester Jaclyne. Generell haben die TeExte von Keith auf “Radical” eine äußerst persönliche Note, so verarbeitet er nicht nur seine überwundene Alkoholsucht sondern auch seine gescheiterte Ehe und seine wiedergefundene Vaterrolle.

Doch dies sollte die letzte Verschnaufpause vor der zweiten Albumhälfte sein, die einem das Quintett von der Ostküste gönnt, denn mit “Hostile Architecture” und “AWOL” drücken sie das Hardcore Pedal wieder ordentlich durch, lediglich aus “White Void” verlassen sie nochmals die Mathcore Komfortzone um an die stadioneske Souveränität der DEFTONES zu erinnern, ansonsten machen EVERY TIME I DIE in Songs wie “sexsexsex” keine Gefangenen mehr.

Die Band aus Buffalo legt mit “Radical” das mitunter beste Album ihrer Karriere vor, dass noch dazu zum rechten Zeitpunkt erscheint und all die aufgestauten Emotionen der vergangenen 18 Monate in eine musikalische Tour de Force gießt. Dies wird in diesem Jahr nicht mehr zu toppen sein, definitv der heißeste Anwärter auf das Album des Jahres.


Tracklist „Radical“:
1. Dark Distance
2. Sly
3. Planet Shit
4. Post-Boredom
5. A Colossal Wreck
6. Desperate Pleasures
7. All This And War
8. Thing With Feathers
9. Hostile Architecture
10. AWOL
11. The Whip
12. White Void
13. Distress Rehearsal
14. sexsexsex
15. People Verses
16. We Go Together
Gesamtspielzeit: 51:29


www.everytimeidie.net

 

EVERY TIME I DIE - Radical
EVERY TIME I DIE – Radical
LineUp:
Keith Buckley (Vocals)
Jordan Buckley (Gitarre)
Andy Williams (Gitarre)
Stephen Micciche (Bass)
Clayton Holyoak ( Drums)
9.5
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