Schon zeitig in der Früh kämpften wir uns noch leicht verschlafen den Hügel hinunter um rechtzeitig um 11 Uhr den Jungs von NEONFLY die Aufwartung zu machen. Da noch nicht recht viel los war um diese Zeit, ging der Weg durchs Gelände recht flott und man bekam noch zwei Songs einer Truppe mit dem Namen ANDY ROCKS mit, von der eigentlich keiner bisher hörte. Die Eigenkomposition klang ganz nett, konnte die Müdigkeit jedoch nicht vertreiben, erst der letzte Song der Deutschen mit der sympathischen Sängerin Andrea Weiß steigerte die Besucherzahl vor der Stage. Man wählte „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ einer gewissen australischen Band und sorgte so für mitsingende Zuseher. ACDC geht eigentlich immer und den Namen der vier Musiker kann man sich dann doch merken.
Masters Of Rock und NEONFLY das passt einfach perfekt zusammen. Schon 2011 als sie noch auf der kleine Bühne spielten, hatte man die tiefe Verbindungen zwischen dem Festival, den Zusehern und der Band gespürt. Jetzt sind sie hier fast als Dauergast gebucht. Dementsprechend ist die Vorfreude auf die Engländer groß. Leider spielte diesmal das Wetter nicht so richtig mit und kurz vor NEONFLY schüttete es wie aus Kübeln, wodurch sich leider vor der Bühne sehr wenig abspielte.
Zum ersten Lied „Highways To Nowhere“ eines von zwei Liedern aus dem Set, die nicht auf den neuen Album „The Future, Tonight“ sind, ließ der Regen nach. Während dem Gig interagiert Frontman Willy Norton sehr viel mit dem Publikum. So wird öfters der Regen beschimpft und er schüttete sich aus Sympathie mit den Zuschauern Wasser aus einer Flasche über den Kopf. Dann in der Mitte des Konzerts, als es wieder aufhörte zu regnen, wurde das Nass von oben als besiegt erklärt. Mit einen „Fuck Boris Johnson“ wurde es auch kurz politisch und der Humor kam nicht zu kurz. Aber auch Gitarrist Frederick Thunder bringt sich zur Abwechslung als Feuerspucker mit ein. Bei „This World is Burning“ kletterte der Sänger auf das Bühnengerüst, was bei dem Wetter nicht ganz ungefährlich war. Beim letzten Lied „Morning Star“, der zweite ältere Song, sprang Willy Norton von Bühne einen Stock tiefer, wo er fasst das Gleichgewicht verlor. Aber Norton fing sich wieder und auch der Security Mitarbeiter wäre bereit gewesen ihn aufzufangen, was der Sänger mit einen Daumen nach oben würdigte, und somit alles gab um den Fans ganz nahe zu sein.
So ging eine energische Show zu Ende, die der Band und dem Publikum sichtlich viel Spaß bereitete, auch wenn der Regen die Stimmung etwas trübte. Somit freuen wir uns auf ein baldiges Wiedersehen mit NEONFLY am Masters Of Rock.
Setlist NEONFLY:
Highways To Nowhere
Last Of Our Kind
Beating Hearts
The Future, Tonight
Another Eden
Steal The World
This World is Burning
Morning Star
Nach den Engländern gönnten wir uns eine Pause, kosteten uns durch die tschechischen Spezialitäten, die an Vielfalt wohl nicht zu überbieten sind. Auch die Preise zogen seit 2019 verständlicherweise etwas an, sind aber im Vergleich zu einheimischen Anbietern sehr human gehalten und man kann sich daher ohne schlechtes Gewissen kulinarisch verwöhnen lassen. Was einem leider recht schnell auffällt ist die geringe Zahl an Merchandise Ständen, die von Jahr zu Jahr abnimmt und anscheinend der Krise geschuldet ist. Da das Gelände doch recht groß ist und man zwischen einigen Bierzelten wählen konnte, wurde auf die Auftritte der Griechen von AMALGAMA, der neu gegründeten Formation BLACK SONIC PEARLS und auf den Melodic Death Metal der Deutschen NOTHGARD verzichtet.
Erst die Eidgenossen von SHAKRA konnten uns erneut vor die Bühne ziehen, um ihren Schweizer Hard Rock zu lauschen. Leider gab es das erste Mal an diesem Wochenende Probleme mit dem Sound, da das Mikro von Sänger Mark Fox immer wieder kurz ausfiel. Doch dieser Schaden wurde schnell behoben und die Band funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk. Die Reihen wurden schnell voller, denn der kernige Rock kam richtig gut an. Mit einem neuen Album im Gepäck spielt es sich noch etwas leichter. „Mad World“, im Jahr 2020 veröffentlicht, erklomm die Charts in ihrer Heimat und schaffte den Sprung auf Platz zwei, was wahrscheinlich vorher nur den Kollegen von KROKUS gelang. Aus den Anfangstagen sind nach wie vor drei Herren mit an Bord, die ihre Sache routiniert durchzogen, besonders Thomas Blunier an der Gitarre suchte immer wieder die Nähe zu den Anwesenden und zählte zu den Aktivposten.
Mit PINK CREAM 69 durften erneut Gäste aus unseren deutschen Nachbarland zeigen was sie können. Die Herren aus Karlsruhe gingen bisher spurlos an mir vorüber und wenn man diversen Einträgen im Internet Glauben schenken darf, gelang der große Durchbruch auch nicht wirklich. Gegründet 1987 hat man jedoch schon einige Jahre am Buckel, viel Erfahrung und den ein oder anderen bekannten Namen in der Bandhistorie. Man nehme nur den ehemaligen Sänger Andi Deris (HELLOWEEN) oder Bassist Dennis Ward (Ex-UNISONIC), der unter anderem mit Größen wie GUS G. oder MAGNUM zusammen arbeitete. Doch diese Namen sind Geschichte und man fokussiert sich auf die Gegenwart, die lautet 35-jähriges Bandjubiläum und dass großteils tschechische Publikum wusste diesen Anlass zu würdigen und so blieb nicht viel Platz vor der Bühne um gemeinsam zu feiern.
Sänger David Readman hat eine kraftvolle Stimme und animierte ununterbrochen zum Mitsingen, was sehr sympathisch wirkte. Besonders in Erinnerung blieb mir der Song „Walls Come Down“ mit seinem stampfenden und eingängigen Refrain. Mit „Lost In Illusions“ oder „Talk To The Moon“ finden sich noch weitere Perlen im Repertoire der Germanen wieder. Tolles Konzert einer talentierten Truppe, bei der man sich die Frage stellen darf, warum hat es nicht für mehr reichte. Auf meinem Radar bleiben sie auf Jeden Fall.
Setlist PINK CREAM 69:
Keep Your Eye On The Twisted
Welcome The Night
Break The Silence
Carnaby Road
Hell’s Gone Crazy
Lost In Illusions
The Spirit
Walls Come Down
Livin‘ My Life For You
Talk To The Moon
Seas Of Madness
Do You Like It Like That
Shame
Nun war es an der Zeit für etwas Power Metal, und dieses Genre repräsentierten heute BEAST IN BLACK aus dem finnischen Helsinki. Die Formation kann man ohne schlechtes Gewissen als das Geschwisterchen von BATTLE BEAST bezeichnen, stammt doch mit dem Gitarristen und Songwriter Anton Kabanen ein wichtiger Teil der alten Truppe. Doch die Vergangenheit ist vergessen und mit Album Nummer drei, das wie sein Vorgänger ebenfalls Platz eins in den finnischen Charts eroberte, besitzt man reichlich Material um eine 50-minütige Show am MoR abzuliefern. Erneut schlich sich der Tonteufel ein, denn teilweise hörte man gar keine Geräusche von der Bühne. Bei dem Song „Beast In Black“ sang sich Yannis Papadopoulos die Seele aus dem Leib wie man deutlich sehen konnte, doch zu hören war nichts. Zum Glück wurden auch diese Probleme behoben und Songs wie das mächtige „No Surrender“, „Highway To Mars“ vom neuesten Werk oder „End Of The World“ vom Debüt sorgten für Glückliche Headbanger. Und die Stimme von Yannis konnte dann doch noch begeistern.
Optisch überzeugte ein riesiges Transparent hinter der Band mit dem neuen Album Cover und auch der Bass von Mate Molnar hatte es in sich. Am Hals den Instrumentes hält sich ein kleiner Teufel fest, der in einem Kochtopf rührt, der dann den Korpus bildet. Echt verrückt und so wohl auch einzigartig.
Zum Verabschieden lief dann noch „Burning Heart“ von SURVIVOR aus den Boxen, was die Meute zu lautstarkem Mitsingen animierte und so einen starken Auftritt abrundete.
Setlist BEAST IN BLACK:
Blade Runner
From Hell With Love
Beast In Black
Highway To Mars
Born Again
Cry Out For A Hero
Moonlight Rendezvous
Hardcore
No Surrender
Sweet True Lies
Die By The Blade
One Night In Tokyo
Blind And Frozen
End Of The World
Kurz bevor die Nacht hereinbrach, war es Zeit für den heutigen Headliner und den ersten großen Star des Festivals, eine Legende der Rockgeschichte. Mr. Glenn Hughes seines Zeichens ehemalige Stimme von DEEP PURPLE oder BLACK SABBATH. Recht viel mehr müsste man eigentlich über diesen stimmgewaltigen Mann nicht mehr erzählen sowie „Burn“ und „Stormbringer“, zwei der wichtigsten Alben in der Geschichte des Rocks, hat dieser Herr eingesungen. 2012 lernten sich die beiden Musiker Jon Stevens und David Lowy kennen und gründeten THE DEAD DAISIES. Man ging auf Tour mit diversen Größen der Szene. Es kamen neue Leute dazu und es verließen auch wieder Musiker die Truppe. 2016 stieß mit Doug Aldrich (DIO) ein Meister seiner Klasse dazu und 2019 konnte man Glenn gewinnen.
Stimmlich erwischte Mr. Hughes einen perfekten Tag, die Eigenkompositionen klingen nach Rock aus den alten Tagen, doch so wirklich interessieren tut es nur wenige. Viel Platz blieb vor der Ronnie James Dio Stage und dadurch war die Stimmung auch eher bescheiden. Wahrscheinlich wussten viele nicht wer hier eigentlich am Musizieren ist. Erst bei einem der vielen Cover Songs, wie dem phantastischen „Fortunate Son“ von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL kam Festivalstimmung auf, die sich immer mehr steigerte. Doug hat auch mit fast 60 noch ein Sixpack und präsentiert es den Damen im Publikum während er sein Instrument beherrscht wie wohl nur wenige.
Besonders gegen Ende trumpften die vier Musiker nochmal richtig auf und überzeugten auch den Rest der Anwesenden. „ Mistreated“ in einer 8-Minuten-Version und den Rausschmeißer „Burn“ vom gleichnamigen Album kennt wohl jeder Rocker, der etwas von sich hält und so verging dieses Konzert wie im Flug. Von Altherren-Truppe kann hier ganz sicher keine Rede sein.
Setlist THE DEAD DAISIES:
Long Way To Go
Unspoken
Rise Up
Dead And Gone
Radiance
Bustle And Flow
Fortunate Son (CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL)
Mistreated (DEEP PURPLE)
Shine On
My Fate
Like No Other (Bassline)
Holy Ground (Shake The Memory)
Encore:
Midnight Moses (The Sensational Alex Harvey Band)
Burn (DEEP PURPE)
Der letzte Slot des Tages gehörte den Italienern von LACUNA COIL mit ihrem Alternative Metal. Die Formation rund um das Gesangsduo Andrea Ferro und Cristina Scabbia dürfte hier in Vizovice recht beliebt sein, wenn man sich die Zuschauerzahlen vor der Bühne ansieht. Wer um diese Zeit noch mit an Bord war, der erlebte die bisher beste Stimmung am diesjährigen MoR. Die beiden Sänger schafften es von Beginn an ihre Fans mitzureißen. Fast bei jeder Nummer animierten LACUNA COIL die Anwesenden zum Springen und dieser Aufforderung wurde umgehend Folge geleistet.
Christina und Andrea sind ein eingespieltes Team, sowohl gesanglich wie auch im Interagieren mit ihrem Publikum. „End Of Time“, das düstere „Apocalypse“ und „My Demons“ funktionieren an diesem Abend sehr gut und werden brav mitgesungen und mitgeklatscht.
War man 2017 noch ganz in Weiß mit einigen Blutspritzern bekleidet, erschien man diesmal ganz in schwarz. Immer wieder setzte man sich die Kapuzen auf um noch düsterer zu wirken. Nur die Männer an den Äxten in Skelett – Anzügen brachten etwas Abwechslung auf die Bühne. Da die Kollegen von DEPECHE MODE zu den Vorbildern von LACIUNA COIL zählen, dufte der Cover-Song „Enjoy The Silence“ auch diesmal nicht fehlen. Feine Version eines großartigen Songs.
Die Zeit verflog nur so und schon war es Zeit für die letzte Nummer des Tages. „Nothing Stands In Our Way“ konnte als das Motto des Rückweges genommen werden, wenn man sich in der Dunkelheit, leicht angeheitert auf den nach Hause Weg zum Zelt machte. Starker Abschluss der Italiener, die nicht zu Unrecht ordentlich abgefeiert wurden.
Setlist LACUNA COIL:
Blood, Tears, Dust
Trip The Darkness
Kill The Light
Reckless
Apocalypse
Now or Never
Downfall
Veneficium
End Of Time
Layers Of Time
My Demons
Sword Of Anger
Delirium
Enjoy The Silence (Depeche Mode)
Encore:
Our Truth
The House Of Shame
Heaven’s a Lie
Nothing Stands In Our Way
So endete Tag zwei und dank einiger starker Auftritte freute man sich auf Tag 2. Der wohl das größte Highlight des diesjährigen Masters Of Rock bot. Gute Nacht.
Bericht von [Andy Van Halen] und [Bennyman]
Ein Dank an Sabine und MoreMetal für die freundliche Bereitstellung der Fotos!