Zwar sind LORNA SHORE bereits seit 2010 unterwegs und liefern aktuell mit „Pain Remains“ ihren vierten Longplayer, doch irgendwie fühlt es sich an als wären die neuen Symphonic Metal Superstars aus New Jersey gerade erst aus dem Nichts erschienen und feiern aktuell gewaltige Erfolge. Wir trafen einen begeisterten und fast schon überwältigten Adam De Micco kurz nach ihrer Summer Breeze Show vor zig-tausend Zuschauern, um über besagtes Album zu sprechen.
Hallo Adam, schön, dich in diesem Interview zu treffen! Zunächst einmal, was für eine tolle Show! Es war so intensiv. Wie war es für dich?
Es war der Wahnsinn! Da waren Leute, so weit ich sehen konnte. Das bin ich nicht gewohnt, und die anderen aus der Band auch nicht. Es war super überwältigend. Besonders so früh, so viele Leute zu sehen. Es war einfach verrückt. Eine unglaubliche Erfahrung.
Es ist eure erste große Festival-Tour…
Ja, das ist unsere erste Tour mit diesem Lineup und wir haben auch noch nie so große Festivals gespielt. Aber dieses Jahr waren wir auf dem Summer Breeze, Bloodstock und Alcatraz, und es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung. Wir haben auf Videos gesehen, wie andere Bands auf Festivals spielen. Aber wenn man sich Videos von anderen Bands anschaut, weiß man immer noch nicht, was einen erwartet. Für uns ist das hier etwas ganz anderes, als das, was wir bisher gemacht haben.
Also war das heute sozusagen die größte Show bis jetzt?
Ja, es war die größte Show, die wir je gespielt haben. Es war der Wahnsinn.
Ihr hattet vorher kleinere Clubshows und auch euer neuer Sänger Will war vorher in viel unbekannteren Bands. Könnt ihr euren großen Schritt nach vorne jetzt realisieren? Das muss so überwältigend sein.
Ich denke, das ist für uns alle gleich. Auch wenn Will in verschiedenen kleineren Bands gespielt hat. LORNA SHORE haben auch Shows in der gleichen Größe gespielt. Wir haben noch nie etwas auf diesem Niveau und in dieser Größenordnung gemacht. Also denke ich, dass es für uns alle sehr überwältigend ist. Ja, genau!
Ihr seid jetzt seit einigen Jahren dabei und „Pain Remains“ ist euer viertes Album, aber es fühlt sich an, als hättet ihr mit eurer neuen EP „…And I Return To Nothingness“ richtig losgelegt. Es fühlt sich wie eine Art Neustart an, auch weil Will jetzt in der Band ist.
Ja. Ich glaube, jetzt hat alles geklappt, weil wir jetzt die perfekte Besetzung haben und alle Teile an ihrem Platz sind, und auch die Moral der Band ist jetzt großartig. Also zieht jeder an einem Strang. Ich glaube, es hilft, wenn alle das Gleiche wollen. Jeder will in die gleiche Richtung, jeder will touren, jeder arbeitet an Songs. Jetzt hat es geklickt, weil wir alle an einem Strang ziehen. Wir machen das schon seit Jahren und haben irgendwie an dem gleichen Musikstil gearbeitet, aber man wird mit der Zeit immer besser. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt das Richtige tun, und ich hoffe, dass wir darin noch besser werden.
Es ist erstaunlich zu sehen, dass Bands wie BEHEMOTH, HEAVEN SHALL BURN und jetzt auch LORNA SHORE, ich meine solche extrem klingenden Bands, einen so großen Erfolg haben und so viele Leute erreichen.
Das ist definitiv erstaunlich. Man will immer erfolgreich sein, aber wir haben uns nie vorgestellt, an diesem Punkt zu sein, weißt du. Wir haben in kleinen Hallen und Clubs gespielt. So viele Leute zu sehen, das ist für uns einfach verrückt.
Habt ihr, jetzt mit eurer Erfahrung und auch mit einem neuen Sänger, einen anderen Ansatz für die neuen Platten?
Ich sage mal ja und nein. Wir sind definitiv ins Studio gegangen, um Dinge wie auf der EP zu machen, aber dann wollten wir auch einige Dinge anders ausprobieren. Für uns fühlt es sich so an, als hätten wir manches anders gemacht, aber ich denke auch, dass wir für die Fans unsere Trademarks eingebracht haben. Ich würde sagen, die Platte ist ein bisschen von dem, was wir in der Vergangenheit gemacht haben, und auch ein bisschen Neues.
Wie lange habt ihr an diesen Songs gearbeitet? Ich meine, sie sind brutal, intensiv und auch episch. Ich schätze, es ist nicht einfach, das alles auf einen Nenner zu bringen.
Es ist nicht einfach, aber wir machen das jetzt schon eine Weile. Ich glaube, wir haben jetzt herausgefunden, wie man es richtig macht. Meistens geht es darum, genug Zeug an die Wand zu werfen und zu sehen, wie es funktioniert. Wir hören uns auch verschiedene Musikstile an und wollen etwas von hier und etwas von dort nehmen und finden dann heraus, ob es funktioniert. Undwenn es nicht funktioniert, dann wissen wir es wenigstens. Aber andere Dinge funktionieren sofort. Es ist eine Art „trial and error“. Wir probieren einfach Dinge aus. Auch als Musikfans wollen wir verschiedene Dinge ausprobieren.
Und wie bringt ihr diese Songs auf die Bühne? Ich meine, denkt ihr darüber nach: „Können wir das tatsächlich live spielen?“
(lacht) Ich meine, wenn man solche Songs aufnimmt, hat man keine andere Wahl. Ich glaube, wir denken nie über die Live-Atmosphäre nach. Nachdem die Songs fertig sind, können wir versuchen, darüber nachzudenken, wie sie live klingen. Aber wenn wir Songs aufnehmen, denken wir nie darüber nach, ob wir das live spielen können. Es ist eher so, dass es cool klingt, wir wollen es live spielen, also haben wir keine Wahl. (lacht)
Es war interessant anzusehen. Wegen dieser komplexen Songs waren du und die ganze Band sehr konzentriert auf ihre Instrumente, und dann kamen COMEBACK KID auf die Bühne, und es war Chaos, alle rannten und sprangen von einer Seite zur anderen. (alle Anwesenden lachen).
Haha. Ja, so war es auch für uns. Aber bei diesen Riffs und Rhythmen bin ich am Ende, wenn ich nicht konzentriert bin.
LORNA SHORE hat einen wirklich einzigartigen Stil, aber ich kann auch einige Einflüsse in eurem Sound hören. Was sind denn deine tatsächlichen Einflüsse?
Ja. Meine persönlich größten Einflüsse sind BEHEMOTH und NECROPHAGIST. Das sind auch meine Lieblingsbands insgesamt. DIMMU BORGIR, DARK FUNERAL, BLACK DAHLIA MURDER… das sind meine Haupteinflüsse. Wir haben früher auch andere Heavy-Bands wie WHITECHAPEL oder SUICIDE SILENCE gehört. Aber für mich sind es BEHEMOTH und NECROPHAGIST, ich meine „Epitath“ ist eine der besten Platten aller Zeiten.
Ich schätze, das wäre also dein Traum-Tour-Paket?
Nein, ich will sie einfach nur sehen, ich muss nicht bei dieser Tour dabei sein! (lacht)
Wenn sie also gestern auf diesem Festival spielen würden, wäre es besser, die Chance zu haben, sie zu sehen, ohne Stress mit meiner eigenen Show zu haben. Das würde mich also glücklich machen. Ich habe sie nie live gesehen, aber ich habe Unterricht bei Christian (Münzner) genommen, als er bei NECROPHAGIST spielte. Ich glaube, er ist jetzt wieder bei OBSCURA. Es ist cool, ihn zu kennen, aber ich hätte sie gerne live gesehen, als sie damals noch aktiv waren.
Aber hast du dir auch andere Bands auf dem Summer Breeze angeschaut?
Ja, gestern! Ich habe HUMANITYS LAST BREATH gesehen und es war so gut. Es war auch schön, CANNIBAL CORPSE wiederzusehen. Aber ich hatte auch etwas Arbeit und habe versucht, gestern etwas Schlaf nachzuholen. Alle waren auf dem Festival, also hatte ich ein bisschen Frieden und Ruhe. Aber es war auch toll, sich ein paar Bands anzuschauen.
Cool! Lass uns ein bisschen über euer kommendes Album sprechen. Sie wird im Oktober dieses Jahres erscheinen und heißt „Pain Remains“. Was war die Idee zu diesem Titel? Und gibt es eine Art Konzept dahinter?
Ja. „Pain Remains“ ist letztendlich nur ein Arbeitstitel. Ich denke immer über Arbeitstitel nach, wenn ich anfange, einen Song zu schreiben, nur um eine Idee zu bekommen, worum es gehen könnte. Und bei „Pain Remains“ war es so. Ich mochte diesen Namen und behielt ihn, und so kam es, dass die letzten drei Songs auf dem Album diesen Namen haben, natürlich mit einem Untertitel. Und ja, es gibt ein Konzept. Will spricht immer über diese Konzepte, über diese Texte, über einige Charaktere und Traumlandschaften und dann haben die drei „Pain Remains“ Songs ihr eigenes loses Konzept. Sie haben das gleiche Thema, aber eine Art eigene Geschichte. Manchmal haben wir diese Arbeitstitel und sie passen, also arbeiten wir an dem Song und treiben ihn in die Richtung, in die der Titel geht, und manchmal behalten wir den Titel, manchmal ändern wir ihn.
Ich habe noch nicht das ganze Album zum Anhören bekommen. Aber wie fühlst du dich, nachdem du diese großartige Resonanz auf die EP und auch die Singles von „Pain Remains“ bekommen hast, jetzt, ein paar Wochen vor der Veröffentlichung?
Ich freue mich wirklich sehr darauf! Die Zeit ist so schnell vergangen, ich habe gar nicht das Gefühl, dass der Oktober so schnell vorbei ist. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als wir im Studio waren, um das Album zu schreiben und aufzunehmen. Ich bin wirklich aufgeregt; ich denke, es ist unser bisheriges Lieblingswerk. Wir sind wirklich stolz darauf und es fühlt sich an, als wären wir durch die Hölle und zurück gegangen, um diese Platte zu machen.
Wie geht es nach der Veröffentlichung weiter?
Tournee, Tournee, Tournee! Hoffentlich sind wir bald wieder hier und werden wieder auf diesen tollen Festivals spielen.
Wie war es, auf dieser großen Hauptbühne zu spielen? Ich meine, ich mag die Energie bei kleineren, intimeren Konzerten. Wie fühlt ihr euch dabei?
Wir spielen überall! Wir mögen alle Arten von Atmosphäre und Publikum. Wir lieben diese intimen Shows, aber auf einer Bühne wie dieser mit Tausenden von Menschen zu stehen, das ist wieder etwas komplett anderes. So etwas haben wir noch nie erlebt. Es war einfach toll, die Chance zu haben, das zu tun!
Ja, es ist cool, beides zu haben. Ich freue mich auch darauf, euch bald bei einer intimeren und auch intensiveren Show in einem Club zu sehen!
Klar doch! Wir haben zwischen dem Festival ein paar Clubshows gespielt und das hat uns auch gefallen. Man kann sich ein bisschen mehr auf die Fans einlassen. Auf einer großen Bühne, wie der auf dem Summer Breeze, sind die Leute so weit weg. Ich wusste die Hälfte der Show nicht einmal, was vor mir los war. (lacht) Bei einer Clubshow kann man sich mit den Leuten in den ersten Reihen unterhalten. Das ist auch cool. Ich mag beides!