Auch die Anreise am zweiten Festival-Tag lief am Nachmittag wunderbar reibungslos, der Parkplatz war nicht allzu weit weg und so standen wir bald schon am Gelände und vertrieben uns sowohl direkt dort als auch am See etwas die Zeit. Dass wir einige Bands, die schon ab Mittag losballerten, verpassten, tat uns schon weh, vor allem die Jungspunde von MUDFIGHT sollen richtig gut abgegangen sein. Aber zum Glück trafen wir ja noch Max zum Interview und konnten auch abseits noch gut über Festival, Bands und Allerlei plaudern. Die Aufregung vor der Bühne war schon groß, denn die Ska-Punk-Band THE VON TRAMPS, die eigentlich als Trio agiert, hier aber mit quasi einer Big-Band auftrat, enterte die Bühne und sorgte sofort für Aufsehen: Die Sängerin stach mit ihrem paillettenbesetzten Glitzerkleid hervor, während die übrigen Bandmitglieder in schwarzer Kleidung gehüllt waren. Aber sie heitzen dem Festivalpublikum auch von der ersten Sekunde an ordentlich ein: Getragen von dem kraftvollen Rhythmus des Schlagzeugs nahm die Musik Fahrt auf, während Saxofon- und Trompeteneinlagen den Songs eine lässige, stylische Note verliehen. Die Band sorgte nicht nur musikalisch für Begeisterung, sondern auch mit mitreißenden Tanzeinlagen auf der Bühne. Auch besonders großen Anklang fand der riesige aufgeblasene Strandball, auf dem in handgeschriebenen Lettern THE VON TRAMPS prangte. Das Publikum warf ihn immer wieder – zum Beat der Musik – in die Luft und ließ die euphorische Stimmung noch weiter ansteigen. Mit ihrer mitreißenden Performance hinterließ die Band zweifellos einen bleibenden Eindruck und begeisterten das Festivalpublikum. Aber nicht nur musikalisch boten THE VON TRAMPS einen inspirierenden Auftritt, auch in Sachen Diversität, auf das das SBÄM Festival gezielt achtet, setzten die Amerikaner*innen ein großes Ausrufezeichen, indem sie folgendes ausstrahlen: „Sei wie du bist, kleide dich wie du willst, liebe wen du willst und lebe dein Leben wie du willst!“, und das spürte man auch. Nicht nur die Regenbogenfahne wurde immer wieder am SBÄM gesichtet und viele Bands mit starken Frauen (u.a. THE RUMPERTS, THE VENOMOUS PINKS oder CF98) sind gern gesehene Gäste auf dem Festival. Und THE VON TRAMPS zeigten: Wenn du dich als Mann schminken willst, dann lass dir von keinem etwas Einreden, sondern „go for it!“ Dass ZEBRAHEAD eine wirklich tighte Live-Band ist, erörterte ja Kollege Stefan in seinem Bericht zum Wien-Gig und auch saucoole Menschen sind sie die Herren aus Orange County, wie sich auch bei der einen oder anderen Unterhaltung mit den Mitgliedern am Gelände, herausstellte. Und nicht nur mit den ersten Krachern hatten die Kalifornier die Zuschauer sogleich fest im Griff, denn auch die „Zicke-Zacke-Zicke-Zach… Hoi, Hoi, Hoi!“ Spielchen sorgten sofort für Grinser und Sympathie. Schnell bildeten sich Mosh- und Circlepits, Sänger Ali stand vorne auf der Barrikade und feuerte die Meute noch weiter an und auch generell zeigte spielte sich so einiges auf der Bühne ab, vor allem viel an Bewegung. Gitarrist Justin Mauriello spricht überraschend gut Deutsch und konnte somit einige der Ansagen bestens ans Publikum richten und ein Trink-Ständchen zum Besten geben. Dafür mimte Ali die coole Socke und stand auch mal gemütlich mit der Hand in der Hosentasche singend da, während die restlichen Jungs rundum steil gingen. Außerdem sorgten immer wieder Kerle in Skelett-Kostümen für Aufsehen und peppten die grandiose Show voller abwechslungsreicher Hits, Hymnen und Kracher auf. Die ganz großen Hits, darunter auch „All My Friends Are Nobodies“ oder „Anthem“ sparte man sich aber fast bis zum Schluss auf, um noch ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen, bevor man sich ausgiebig unter tosendem Applaus verabschiedete. Die Sonne brannte schon ordentlich runter und nach ZEBRAHEAD waren die Leute definitiv munter und die Pogo-Muskelpartien waren ganz sicher aufgewärmt. LESS THAN JAKE betraten die Bühne und der Applaus ließ nicht auf sich warten. Los ging es mit einem richtigen Klassiker, “Automatic”, aus dem Jahr 1996, und da wurde auch schon gemütlich los-gepogt und geshakt. Danach ging es Album-technisch gleich in die komplett andere Richtung, die Jungs hauten ihren von den Bläsern getriebenen Hit „Lie To Me” raus, gefolgt von einem absoluten Fan-Favorit “Johnny Quest”. Keiner konnte sich wehren, die Hände gingen automatisch in die Höhe, es wurde geklatscht und spätestens da bewegten sich alle Füße am Platz. Und dann ertönte, eine vertraute, dumpf verzerrte, Broadcast-Stimme “This is fair request”…die Menge begann zu jubeln, und da flogen auch schon die ersten Becher. In der Bridge wurde ordentlich geklatscht, Roger Lima sang “Do you know about her strength in conviction…“, er stoppte und das Publikum vervollständigte die Zeilen in einem starken Chor. An Ansagen und Humor auf der Bühne mangelte es bestimmt nicht, Chris kam ans Mikrofon: “Our friends back home in America are not that well traveled…Ahhh Man, you’re going to Europe aahhh great….Well some parts are great, like fucking AUSTRIA! And I swear it’s the last time” und auch mehr brauchte es hier nicht um die Menge zum Singen zu bewegen. Chris schlug die Gitarre an und das Publikum war von Anfang an lautstark mit dabei, die ersten Crowdsurfer kamen hoch und mit “Al’s War”, gefolgt von „Boring Town“ ging es gleich weiter. Als dann die ersten Töne zu “The Science Of Selling Yourself Short” ertönten, wurde überall wo man hinsah entspannt mit gewippt. Roger gab ordentlich Gas am Mikrofon und der Bass kam auch stark in den Vordergrund. Alle Hände im Publikum schwangen nach rechts und nach links. Mit “Gainesville Rock City” und “The Ghost Of You And Me” verabschiedeten sich die Jungs aus Florida. Hier gab es nochmal einen besonders geilen Gitarren Sound von Chris und selbstverständlich gab auch die Horn-Section auch nochmal ordentlich Gas. Kurze Zeit zum Umbauen und Zeit für die durstige Menge, sich ein paar Bier zu holen. Die Sonne schien weiterhin und langsam kamen Justin und Chris#2 von ANTI-FLAG auf die Bühne. Chris#2 ging ans Mikrofon und begann mit: “Your gonna die, gonna die”, und schon verließen die Leute den Bierstand und sprinteten förmlich zur Bühne und brüllen mit. Nahtlos ging es weiter mit einem Song aus dem neuen Album, “The Lies They Our Children”. Justin gab nicht nur Vollgas am Mikro, sondern lief im Instrumental-Part auch engergiegelden auf und ab. Die Becher flogen und der Moshpit wurde gleich nochmal größer. Justin kam ans Mikro und brüllte: “We are ANTI-FLAG from Pennsylvania“. An den Drums wurde der Song zum Refrain aufgebaut und die Leute zuckten komplett aus. Alles war am Pogen, vor der Bühne staubte es mittlerweile ordentlich und die Band rockte sich komplett weg, Chris#2 sprang powervoll auf und ab, immer passend zu den Breaks und den Rhythmen der Songs. Natürlich fehlte es auch nicht an “Whoohoo Whoohoo” Chören. Man fragte sich, wie das noch gesteigert werden soll, doch dabei waren wir erst ganz am Anfang. Für diese Tour haben sie sich auch etwas Verstärkung für die Backing Vocals und Backing Screams geholt, damit’s nochmal so richtig drückt! „This Is The End!” schrie Chris dann ins Mikro, und wieder erhoben sich die Stimmen aus dem Publikum. Kleiner Fun-Fact: Chris#2 war der einzige von allen amerikanischen Bands, der den Namen des Festivals richtig aussprechen konnte. Für die meisten Bands aus den Staaten war es das “Se-BÄM-Fest”, was immer wieder für Schmunzler sorgte. Durch das Mikro hallte das Credo von ANTI FLAG “No racism no sexism” und die Jungs lieferten uns “Hate Conquers All”. Bäm! Die Menge sprang, es staubte so richtig und die Sonne wanderte langsam hinter die Bühne. Zwischendurch hiefte die Menge einen Typen im Rollstuhl über die Köpfe des Publikums, das nennt man sozial! Cheers to that. Und dann sollte der größte Mosphit des Tages folgen. “Fuck Police Brutality” war an der Reihe und es ging ab und gleich weiter mit “Turncoat”, bei dem sich Justin so richtig reinkniete. Noch mehr Distortion am Bass bitte; und es wurden “Broken Bones” und “American Attraction” angestimmt. Ich muss an dieser Stelle nicht mehr erwähnen, wie sehr der MoshPit abging, denke ich. Plötzlich wieder Chris#2 am Mikrofon: “Alerta Alerta Antifascista!!!” Alle schrien mit. Kurz vor Schluss gab es dann noch ein paar Spaß-Cover Medleys u.a. mit “Should I Stay Or Should I Go” und „Blitzkrieg Bop“, alle waren gut drauf und ANTI-FLAG verabschieden sich mit “Branden Burg Gate”! Setlist ANTI-FLAG: Es wurde Zeit auf die kleine Bühne zu wechseln, denn dort betrat CF98 die Bühne. Bei den Polnischen Punk-Rockern war gleich zu Beginn ordentlich was los vor der Bühne und die Leute in der ersten Reihe waren auch von Anfang an tanzend mit dabei. Der Bass hatte einen fetten metallischen Sound und die Gitarren kamen in den Höhen sehr gut durch. Die Sängerin war voll motiviert und hatte sichtlich Spaß am Gig. Vom Bassisten gab es zwischendurch sogar eine kurze Ansage auf Deutsch. Ab der Hälfte des Konzertes wurde dann das Tempo etwas angezogen, die Drums hämmerten die Punk Rhythmen nur so raus und der Moshpit vor der Bühne wurde immer ansteckender. Sängerin Karolina fragte das Publikum “Do you wanna sing something with us?”, und als Feedback gab es Applaus und ein Whoo Chor wurde anstimmt. Dann kamen plötzlich wieder die gedämpften Gitarren und fette metallischer Bass. CF98 rissen ihren Song “Dead Inside” an – offensichtlich ein Fan Favorite, denn plötzlich gingen die Hände in die Höhe und es wurde ordentlich gepogt. Nun war es mittlerweile auch knallevoll vor der Bühne und weiter ging es mit dem Song “45”. Die Leute begannen zu klatschen, es wurde kurz ruhig und dann ging es los mit dem Punk Shredder auf den Saiteninstrumenten und fette Drums knallten im Hintergrund, Zeit für einen Circle Pit. In der ersten Reihe ging es gut ab. Alle Bandmitglieder sprangen auf der Bühne auf und ab und drehten sich im Kreis und das Publikum tat es ihnen gleich. Karolina hatte noch eine wichtige Botschaft für alle „The world is a shitty place, but at SBÄM we try to forget about that. Everybody is equal “ – Applaus. Die Sonne senkte sich langsam und es wurde Zeit wieder auf die Mainstage zu wechseln. Die Wiener Punkrocker TURBOBIER rund um Marco Pogo hatten sich schon bereit gemacht. Es war kurz vor 20:00 Uhr und beim Publikum war keine Spur von Müdigkeit zu erkennen. Der erste Song wurde angestimmt und vor der Bühne wurde es sehr schnell wieder sehr voll. „Hey SBÄM Fest, wie schau ma aus?!“ fragte Marco. Darauf gab es nur eine Antwort, Jubel und Applaus. Mit “Zgroße Schuach” kam der nächste Song, 3x Gitarre, 1x Bass, Marco am Mikro, einfach nur fetter Sound. Der Drummer wirbelte die Sticks und das Publikum sang lauter als die Band. Zeit für einen kurzen Gitarren-Lick von Marco und es ging über in ein “Hey! Hey! Hey!” Weiter ging es mit „I Hoss Olle Leit“ und wieder gab das Publikum Vollgas im Refrain. Afoch a guade Stimmung um es mal so salopp zu formulieren. Es wurde Zeit für die nächste Ansage „20:15, Prime Time, ich glaub es is Zeit für ein Polizei feindliches Lied – Verliebt In Einen Kiwara“. und zum Abschied gabs dann noch ein paar Bussis ins Mikrofon. Es wurde Zeit für ein Liebeslied und da entschied sich Band dafür, den Smash-Hit der EAV zu covern “Küss Die Hand”. Der Disco Beat ertönte im Hintergrund und keiner im Publikum konnte sich das Grinsen abschrauben. Die Becher flogen und Marco Pogo versuchte sogar, diese zu fangen. Um sicherzustellen, dass alle gesund nach hause kommen, gab Marco Pogo zu verstehen, dass er sich um den Transport bereits gekümmert habe, denn „Heute Fahr Ma Polizei”! Ein Loblied auf die „Tanke“ durfte natürlich auch nicht fehlen und an Schmähs auf der Bühne mangelte es auch überhaupt nicht. Was wäre ein TURBOBIER Konzert ohne „Arbeitslos”, und auch hier wieder jeder Whoo-Ruf vom Publikum ein Volltreffer und viel Applaus im Refrain. Die Sonne ging langsam unter, es wurde dämmrig, Marco kam ans Mikro: “A Nummer ham ma noch, dann schleich Ma uns!“. Marco und die Jungs von Turbobier verabschiedeten sich mit “Fuaßboiplotz” und das Publikum startete noch einmal einen richtig fetten Moshpit. Geile Stimmung, es staubte gewalting und mit einem Donnerwetter an den Drums und von allen Bandmitgliedern entließen TURBOBIER das Publikum. Setlist TURBOBIER: Aus logistischen Gründen, mussten wir leider den Gig von FLOGGING MOLLY schweren Herzens auslassen. Aber wir haben uns von den Fans sagen lassen, dass die Celtic Punker absolut ablieferten und ihrem Headliner-Posten und als Band, die Party-Feeling Deluxe versprüht, mühelos gerecht wurden. Zum Trost hier ein paar Fotos von Ex-Earshot Veteranin und Freundin des Hauses Mariam Osman! – @mopixrocks Auch wenn der zweite Tag aus diversen Gründen von uns nicht voll ausgekostet werden konnte und wir den Headliner nicht miterleben durften, können wir von einem rundumgelangenen und verdammt abwechslungsreichen Tag sprechen. Dieser hat zudem mühelos die Stolpersteinchen vom Vortag vergessen lassen. Wir freuten uns somit auf unserer Heimreise auf den finalen Tag auf dem SBÄM Festival.
[Cassata Tata]
[Maxomer]
[Maxomer]
[Stefan von Habits]
[Stefan von Habits]
Die For The Government
30 Years of Anti-Flag Medley: This Machine Kills Fascists / Fuck Police Brutality / Power To The Peaceful / That’s Youth / Turncoat / Stars And Stripes / Tearing Everyone Down / No Borders, No Nations / Spaz’s House Destruction Party / Drink Drank Punk
This Is the End (For You My Friend)
The Press Corpse
Broken Bones
American Attraction
Hate Conquers All
Medley: Should I Stay Or Should I Go / Rise Above / Fall Back Down /
If The Kids Are United / She / Blitzkrieg Bop / Should I Stay Or Should I Go
VICTORY OR DEATH (WE GAVE ‚EM HELL)
Brandenburg Gate
[Stefan von Habits]
[Stefan von Habits]
Feuerwehrfestl
Zgroße Schuach
I Hoss Olle Leit
Verliebt In Einen Kiwara
Küss Die Hand Schöne Frau (EAV)
King Of Simmering
Heute Fahr Ma Polizei
Tanke
Arbeitslos (HELENE FISCHER)
Insel Muss Insel Bleiben
Fuaßboiplotz
[Maxomer]
[Maxomer]
SBÄM Fest 2023 Samstag: TURBOBIER, ANTI-FLAG, LESS THAN JAKE, ZEBRAHEAD, THE VON TRAMPS, CF98 @ Pichlinger See, Linz (03.06.2023)