Nach nur zwei Alben eilt dem HC-Punk Duo HECKSPOILER aus Oberösterreich ein gewaltiger Live-Ruf voraus und das aktuelle Werk „Tokyo Drift“ überzeugte durch Wucht, kritische Messages und einzigartigen Sound. Als wir erfuhren, dass die beiden Herren den Salzhof in Freistadt unsicher machen, packten wir unsere Sachen und reisten gen Norden.
Im Salzhof, nahe dem Stadtplatz angekommen herrschte bereits gegen 21:00 Uhr zum Startschuss des Supporters WOID aus Wien gemütliche Plauderstimmung. Nach einem kurzen Soundcheck ging es dann auch schon mit eigenwilliger, düsterer Atmosphäre los. Die Truppe bezeichnet ihren Stil selbst als Dark Grunge, wobei ich da auf jeden Fall noch Post-Irgendwas dazupacken würden. Die düstere, teils bewusst monotone Stimmung konnte einige Anwesende durchaus überzeugen, auch wenn man sich stilistisch vom Headliner doch sehr abhebt. Mit ebenfalls sehr gleichbleibenden, aber eindringlichen sowie theatralischen Gesang der Frontdame samt Hall-Effekt machte es man die Anwesenden aber schwer irgendwelche Texte zu verstehen, während der Drummer auch immer wieder mal Shouts beisteuerte. Das Material war eher schwermütig und zähflüssig, jedoch gab man gegen Ende dann doch auch mal richtig Gas und schüttelte die Fans damit wach. Eine nette Einstimmung auf den Abend aber als Supporter für HECKSPOILER irgendwie eine eigenwillige Wahl.
Thomas und Andi von HECKSPOILER ließen sich nicht lange bitten, stapften quer durch das Publikum gen Bühne und gaben sofort Vollschub. Die beiden sympathischen Jungs, ausgerüstet mit „nur“ einem Bass, Schlagzeug und zwei Micros in die Mundart-Texte gebrüllt wurden, und starteten den ersten Abriss in Form von „Neid“. Danach wurde mal die Meute begrüßt und grinsend mit seinem weißen Rollkragenpulli verkündete Andi, dass er sich entschuldige, weil er etwas angeschlagen sei, denn am Vorabend holte er sich bei einem Konzert in Niederösterreich in einem Keller die Seuche. Eine wirkliche Einschränkung stellte sein gesundheitlicher Zustand offensichtlich nicht dar, bzw. zog er brav durch. Scheppernder MOTÖRHEAD-Bass, viel Groove, Humor und tighte Beats sollten uns die nächste Stunde begleiten
Und was HECKSPOILER mit durchgehendem Bleifuß uns präsentierten, machte einfach eine menge Spaß. Zu „E-Bike“ konnten die Zuschauer danke Probelauf vor dem Song lautstark und textsicher „Vegan Hardcore Motherf*cker“ mitbrüllen, und auch zum Anti-Nazi Song „Ned Wie Du“ wurde zum Mitbrüllen animiert, was die Zuschauerschaft im Saal auch gerne und inbrünstig tat. Dazwischen gab es noch Anekdoten über die vollgeschwitzten und mit Butter garnierten Rollkragenpullis und ein vermeintlicher „Kiwara“ im Publikum stellte sich als Mitarbeiter der Brauerei heraus, der prompt die beiden Jungs mit Nachschub versorgte. Generell wurde das leckere Freistädter immer wieder lobend zum Thema des Abends.
Da besagter Herr ja zum Glück kein Polizist war, wurde zum Kiffer-Track „Stonerband“ auch zum Konsum aufgefordert und neben groovender Soundwand wurde es auch mal funky und zu „Maurice“ wurde es auch mal eine Spur ruhiger. Dafür ballerte das fast vergessene „Profiliga“, das man dann als Zugabe noch raushaute umso mehr. Verschwitzt, grinsend und glücklich verabschiedeten sich die beiden Herren nach dieser schweißtreibenden und unglaublich unterhaltsamen Stunde mit Verbeugung und luden noch am Merch-Stand zum Plausch.
Setlist HECKSPOILER:
Neid
Ka Liebe Mehr
Wie Früher
Magen Darm
Tokyo Drift
E-Bike
Ned Wie Du
Mei Bus
Stonerband
Fresse
Maurice
–
Profiliga
Mein Kollege kürte das aktuelle Album zu Recht als Album des Jahres 2022 und somit möchte ich HECKSPOILER nach diesem Abend als österreichische Live-Band des Jahres 2023 nominieren!