Roh, spontan und mit Live-Charakter

Nachdem sich CONSPIRACY aufgelöst haben, entschied Gitarrist Tom Haugeneder, seine alte Band SLAVESON, die Ende der 90er kurz existierte komplett alleine zu reanimieren und hat mittlerweile zwei Alben in kürzester Zeit veröffentlicht. Wir sprachen über die Werke „Icarus“ und „The Fabled Beast“, aber auch über die Vergangenheit und Zukunft der Band.


Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem FallTom


Hi Tom und Gratulation, zu deinem zweiten Album mit SLAVESON. Wie geht es dir jetzt einige Zeit nach dem Release mit dem Material?

Hi Max! Erstmals vielen Dank für die Einladung zu einem Interview! Ich schätze das sehr, da das für ein kleines Projekt ohne Label alles andere als selbstverständlich ist!

Mit dem Material bin ich nach wie vor sehr happy und bin froh, dass das Teil so auf dem Tisch liegt! Natürlich weiß ich bereits jetzt, an welchen Ecken und Enden ich Verbesserungen machen möchte – aber das ist ja schön, wenn man stets Themen zur Weiterentwicklung sieht!

slaveson interview

Zwischen dem Debüt „Icarus“ und dem nun zweiten Werk „The Fabled Beast“ liegen nur gut sechs Monate. Wo siehst du die Unterschiede und wie hast du das so schnell bewerkstelligt? Handelt es sich komplett um neues Material oder hattest du noch etwas in der Schublade?

Ja, das ist in der Tat eine wahnsinnig kurze Zeitspanne. Es handelt sich zur Gänze um neues Material. Damit man das einordnen kann, muss man etwas über die Entstehung der Songs wissen: die Gitarren zu jedem Song auf dem Album wurden am gleichen Tag (!) geschrieben und auch gleich in der am Album befindlichen Form aufgenommen. Auch wenn viele Hörer es gar nicht unbedingt bemerken: Die Drums sind nicht eingespielt (mit meinen Fähigkeiten hätte da keiner eine Freude), sondern programmiert. Ich finde dennoch, dass sie relativ natürlich klingen, auch wenn eine gewisse Dynamik von Live-Drums fehlt. Beim Programmieren bin ich aber schon recht flink.

Insgesamt heißt das, dass die Songs völlig spontan entstehen und dann auch so auf’s Album kommen. Dadurch soll es auch schön roh, spontan und ungehobelt klingen! So soll auch etwas Live-Charakter reinkommen!

Lass uns kurz zu den Anfängen gehen. SLAVESON ist ein Projekt, das einst als Band Ende der 90er gestartet wurde, dann aber zu Gunsten CONSPIRACY auf Eis gelegt wurde. Nun hast du das Projekt komplett alleine wiederbelebt. Wie kam die Idee und warum als Solo-Projekt?

Naja, nachdem ich 2017 das Beste bekommen habe, was ich mir wünschen kann (meinen Sohn David Conner) war damals mit CONSPIRACY Schluss (mehr dazu dann weiter unten). Eine Band macht nur dann Sinn, wenn man ausreichend Zeit hat, das ordentlich und mit vollem Einsatz machen zu können. Andererseits hat es mir seelisch wahnsinnig gefehlt, musikalisch etwas zu machen. Ich habe dann etwas herumexperimentiert und bin drauf gekommen, dass ich eigentlich mit sehr einfachen Mitteln und ziemlich wenig Zeitaufwand ganz gute Aufnahmen hinbekomme. So hab ich beschlossen, mein Baby aus den 90ern wieder aufzuwecken und unter dem Banner SLAVESON im Alleingang was Neues zu machen!

Gibt es Intentionen irgendwann wieder eine traditionelle Band daraus entstehen zu lassen oder zumindest Live-Musiker zu rekrutieren?

So offen muss ich sein: Diesbezüglich hege ich derzeit keine Ambitionen und ist auch keine Zeit dafür vorhanden. Meine Passion ist das Schreiben und Aufnehmen von Songs und ich freue mich, wenn ich dafür Feedback kriege und möglichst viele Menschen in meine Musik reinhören (immerhin hat „The Fabled Beast“ auf diversen Kanälen schon rd. 5.000 Aufrufe – für mich ist das großartig!)

Können wir also bald mit Live-Shows von SLAVESON rechnen?

Leider nein – dafür aber sicher mit neuen Alben!

Was war die Intention hinter SLAVESON? Für mich klingt das Ganze nach einer Hommage an den guten alten 90er Death/Thrash im Geiste von frühen SEPULTURA, DEMOLITION HAMMER, SLAYER und Co.
Würdest du die genannten Bands zu deinen Einflüssen zählen oder möchtest du noch etwas ergänzen?

Auch wenn ich sehr viel verschiedene Musik höre (und beileibe nicht nur Thrash und Death Metal) ist diese Art der Musik meine große Leidenschaft. Heutzutage ist es kaum möglich, im Metal noch etwas großartig bahnbrechendes Neues zu machen und oft ist das auch gut so.

Die genannten Bands zählen beispielhaft sicher zu meinen Einflüssen, aber auch Death Metal aus dem Raum Florida und Schweden steht da bei mir ganz weit oben. Abseits davon darf es aber auch jede Menge andere Rockmusik sein, denn auch zB bei einem Ozzy geht mir das Herz auf.

Du hast mit Lukas Haidinger im Studio zusammengearbeitet. Wie liefen die Arbeit im Studio mit ihm? Der Sound ist ja fett und authentisch zugleich geworden.

Lukas hat mir das Mastering gemacht – dafür war gar keine gemeinsame Arbeit im Studio notwendig – er ist ein absoluter Vollprofi und ein klasse Typ! Mit dem Sound bin ich happy, auch wenn der Prototyp für das kommende Album insbesondere im Bereich der Gitarren deutlich fetter wird – da darf man sich schon drauf freuen!

slaveson interview icarus

Was waren die Ideen hinter den jeweiligen Titeln „Icarus“ und „The Fabled Beast“?

In „Icarus“ geht es um die Gier der Menschen, immer mehr zu wollen, sich mit Luxusproblemen beschäftigen, während anderorts Armut und Krieg herrscht. Aber Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall. „The Fabled Beast“ handelt schlicht weg davon, dass wir gerade am besten Weg sind, diesen schönen Planeten gegen die Wand zu fahren und viele immer noch glauben, dass klimatische Veränderungen ein Fabelwesen sind …

Wo nimmst du die Inspiration für die Texte her? Gibt es da eine klare Richtung?

Für die Inspiration brauche ich mir nur lesen, was in der Welt grad so los ist – das verarbeite ich in meinen Lyrics. Die o.a. Beispiele sind da thematisch sehr treffend.

slaveson the fabled beast

Kurz noch zurück zu CONSPIRACY – Warum hat sich die Band 2016 aufgelöst und denkst du, dass da jemals wieder etwas kommen könnte oder ist das Ganze Geschichte?

Es war eine wunderbare Zeit mit CONSPIRACY mit den besten Bandkollegen, die man sich vorstellen kann. Wir hatten tolle Gigs mit Bands wie MORBID ANGEL, IMMOLATION, HAIL OF BULLETS, CRYPTOPSY, etc., ein paar feine Platten aufgenommen und vor allem sehr viel Spass. Für mich macht eine Band mit allem was dazu gehört (Proben, Gigs, Studio, Promotion etc.) nur dann Sinn, wenn man dafür ausreichend Zeit hat – halbherzig sollte man das bleiben lassen – und diese Zeit ist bei mir aktuell leider nicht vorhanden. Anstatt daher eine Band halbherzig zu machen, mache ich SLAVESON (das braucht für mich wesentlich weniger Zeit) mit voller Leidenschaft. Aber wer weiß – eventuell kommt es ja mal zu einem Comeback von CONSPIRACY – man sollte niemals nie sagen!

Was steht nun als nächstes an? Arbeitest du schon fleißig am dritten Release oder sind noch andere Bands/Projekte für dich aktuell relevant?

Nachdem die Promotion für „The Fabled Beast“ soweit abgeschlossen ist, haben bereits die Arbeiten für den Nachfolger gestartet! Zwei heftige Songs sind aktuell bereits im Kasten und ich rechne damit, dass es Anfang 2025 wieder ein neues Album von SLAVESON geben wird.

Danke für deine Zeit und die interessanten Antworten! Alles gute mit den beiden Alben und die letzten Wörte gehören dir:

Vielen Dank für das Interview und vor allem, dass ihr mit dem Earshot schon so lange durchhaltet und auch kleine Bands dabei unterstützt! Vielen Dank auch an alle Unterstützer von Slaveson! Musik ist meine Leidenschaft – ich freue mich, musikalisch wieder etwas machen zu können und auf jeden, der bei Slaveson ein Ohr riskiert. Das geht am besten auf YouTube (http://www.youtube.com/@slaveson) oder bei Bandcamp (https://slaveson.bandcamp.com).

More to come soon …

 

 


Band-Links:
SLAVESON - Tom Haugeneder slaveson interview

 

 

 

 

Band-Biografie (Quelle Bandcamp)
SLAVESON has been founded in the mid-90‘s. After a lot of Gigs and 3 EP‘s (Dawn of Decay, Mistanthropy, Drowning in bloodred Streams) SLAVESON parted in 2002. 2 Members continued with Conspiracy. 2023 SLAVESON is back with „Icarus“ Mehr auf: Bandcamp
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