Leider konnten wir aus privaten Verbindlichkeiten dieses Jahr nur zwei Tage am Nova Rock 2024 verweilen, wobei Freitags leider auch nicht bis zum Schluss. Dennoch erwartete uns noch ein abwechslungsreicher, wie aufregender Festival-Tag bei bestem Wetter und nicht minder guter Stimmung am Festivalgelände.
Bei unserer Ankunft am frühen Nachmittag waren die Menschmassen am Gelände schon wieder bestens gelaunt. Es wurde vor dem großen Nova Rock Schild für Fotos posiert, gemütlich in der Sonne gechillt, an den Fressständen Gelüste gestillt, oder bereits mit eingen Bieren der Kater vom letzten Tag bekämpft. Es wuselte am ganzen Areal und auch von allen Bühnen plärrten bereits die Boxen in voller Lautstärke. Unser erster Weg führte uns am Freitag zur Red Stage, wo die deutschen Deutschrocker/punker von ENGST gerade lautstark und mit viel Energie und Bühnenpräsenz ihren letzten Song verklingen ließen und sichtlich dankbar, die ebenso glücklichen Fans verabschiedeten. Somit drehten wir sogleich um und bewegten uns Richtung Blue Stage.
Dort prügelten die Metalcore Senkrechtstarter von OF MICE & MEN ihre Songs von der Seele. Mit einer gekonnten Mischung aus Härte und einfühlsamen Refrains, nahmen die Kalifornier die Fans schnell gefangen und zogen bei fettem Sound mühelos in den Bann. Austin Carlile und seine Jungs sorgte für ausgelassene Stimmung, viel Bewegung im Publikum und ausgelassene Moshpits sowie einige Crowdsurfer, die mit gereckten Fäusten und Täufelshörnern gen Himmel streckend, über die Maßen getragen und vom Security Personal im Fotograben empfangen wurden.
Ein kurzer Blick zur Red Stage, ließ uns einige Pop-punkigen Klänge von NECK DEEP vernehmen. Die Briten sind offensichtlich wahre Entertainer und routinierte Live-Musiker, die ihre Fanmeute mühelos im Griff hatten. Mit zahlreichen eingängigen Hitkandidaten animierten Ben Barlow und der Rest der Truppe die Nova Rocker zum Abgehen, Headbangen, Mitsingen und sogar zum Tanzen. Die Jungs aus Wrexham konnten an diesem Tag mühelos überzeugen und sicher mit einer Schar neuer Fans nach Hause oder zum nächsten Auftritt reisen.
Auf der Blue Stage stand ein mittelalterliches Ritual an! Niemand geringeres als FEUERSCHWANZ sollten die Bühne in Pyros, guter Laune und astreinem Heavy Metal mit mittelalterlichem und nordischem Anstrich, hüllen. Hauptmann Feuerschwanz, Prinz R. Hodenherz III und die restliche Meute erschien auf der Bühne und die Jubelschreie wurden ohrenbetäubend, während gerüstete Damen am Bühnenrand Flaggen schwenkten. Mit „SGFRD Dragonsalyer“ und dem Titelgebendne Hit „Memto Mori“ war die Stimmung sogleich angezündet und die Rittersleut auf der Bühne in ihren Ausrüstungen und Kostümen gut durchgeschwitzt. Die Folk Metaller hauten noch weitere Hits raus, zündeten Pyros, plauderten mit den Fans und erzeugten einfach eine großartige Stimmung mit einem schöne Set aus neueren Songs sowie den beiden launigen Cover-Nummern „Valhalla Rising“ und „Dragostea Din Tei“ bei dem sogar der trueste Metaller mitträllerte. Vom aktuellen Album „Warriors“, das einige der bekannten Hits in Englisch präsentierte, fehlte bei dem sonst recht knackigen und hitdichten Set aber komplett. Doch mit „Das Elfte Gebot“ verabschiedete man die Fans dennoch mühelos mit zufriedenen Minen.
Setlist FEUERSCHWANZ:
SGFRD Dragonslayer
Memento Mori
Untot Im Drachenboot
Bastard Von Asgard
Valhalla Calling (MIRACLE OF SOUND)
Ultima Nocte
Schubsetanz
Berzerkermode
Dragostea Din Tei (O-ZONE)
Das Elfte Gebot
Weiter ging es auf der gleichen Stage mit IGORRR, einer Band von der ich schon hier und da hörte, aber sie nicht wirklich einordnen konnte. Das dargebotene überraschte dadurch umso mehr. Ein MC stand auf der Bühne und haute düstere, aber auch verdammt heavy Electro-Sounds und Beats aus den Woofern und wippte stoisch dazu, immer wieder seine Finger an verschiedene Regler spielend. Doch irgendwann war dieses ausgefallene Intro vorbei und ein bemalter, brüllender Herr, der zu den mittlerweile in düstere symphonische Musik gewandelten Sounds die Bühne betrat und diesem folgte bald eine Dame mit erstaunlicher Stimmgewalt im operesken Gesang. Die Musik erinnerte dabei dann an einen Mix aus barocken Klängen, elektronischen Sounds und symphonischem Metal, diesich allesamt in einer kurzen instrumentalen Symbiose immer weiter steigerten, ehe Death Metal Growls und drückende Beats hinzukommen. Diese abgefahrene Achterbahnfahrt nannte sich fast passende „Paranoid Bulldozer Italiano“. Im weiteren Verlauf des beachtlichen, aber durchaus auch recht anstrengenden Gigs von IGORRR wechselten sich besagte Elemente ebenso wie Einflüsste aus dem Breakcore, Black, Death und sogar Folk Metal ab. Der Franzose Gautier Serre, der hinter diesem kreativen Projekt steht, macht definitiv keine halben Sachen und hinterließ auf dem Nova Rock definitiv einen bleibenden Eindruck, auch wenn diese manchmal gar nicht so recht wussten, was sie jetzt zu den Rhythmen tun sollten.
Setlist IGORRR:
Intro
Paranoid Bulldozer Italiano
Nervous Waltz
Downgrade Desert
Camel Dancefloor
Ieud
Parpaing
Viande
Himalaya Massive Ritual
Very Noise
Ein überraschend theatralisches und klassisches Intro präsentierten die Freunde des gepflegten Tech-Deathcore Gemetzels von THY ART IS MURDER. Die Herren aus den Staaten wissen wie man ein brutales Set abliefert und mit dem wuchtigen Sound der Blue Stage im Rücken hatten der gesangliche Neuzugang Tyler Miller und der Rest der Meute bei ihren Fans leichtes Spiel. Ohne viel Schnickschnack wurde hier gebolzt was nur ging, Tyler in einfachem Band-Longsleeve und Cappy brüllte sich passend dazu variabel und hochmotivert die Seele aus dem Leib, während Fans dazu die Genickmuskulatur bis aufs Äußerste strapazierten, aber auch auf Teufelshörner und in die Luft gereckte Bierbecher, die nicht selten überschwappten, wurde nicht vergessen. Die Gitarren wurden gewürgt, aber auch auf Melodien wird bei der Band bekanntlich nicht verzichtet, während die unmenschlich schnellen und präzisen Beats weiterhin die Köpfe abzuschrauben versuchten. Alles in allem genau das, was man von einer Band diesen Kalibers erwartet.
Setlist THY ART IS MURDER:
Destroyer Of Dreams
Slaves Beyond Death
Death Squad Anthem
Make America Hate Again
Blood Throne
Join Me In Armageddon
Holy War
The Purest Strain Of Hate
Godlike
Keres
Reign Of Darkness
Puppet Master
Ganz andere Töne brachten einstweilen die heimischen Herren von FOLKSHILFE mit ihrem selbsternannten Quetschn-Synthie-Pop auf die Red Stage. Mit viel Schmäh, der steirischen Harmonika und ihren kleinen und großen Hits versprühten die drei Herren, die einst und nun seit mehr als zehn Jahren, als reine Straßenmusiker starteten, ihren ganz eigenen Austro-Charme und begeisterten mühelos ihre Fans, die es mit lautem Jubel und viel Beinarbeit der Band, die auf der Stage alles gab, dankten. Zuletzt gab es ja das Album „Vire“, von dem natürlich Material präsentiert wurde, aber bei ihren Schunkeln-Dauerbrennern á la „Seit A Poa Tog“ oder dem fetzigen „Najo Eh“, das man einst mit Paul Pizzera, der aber erst bei „Owa Vom Gas“ einen überraschenden Gastauftritt hinlegte, aufnahm, wurde die Stimmung doch nochmal etwas besser. Aber in Wirklichkeit feierten FOLKSHILFE sowieso durchgehend eine sommerliche, ausgelassene Party mit ihren Fans, die bei dem schönen Wetter der Musik fröhnten, als gäbe es kein Morgen.
Setlist FOLKSHILFE:
Wanderer
Najo Eh
Wir Heben Heid O
Solo
Mir Laungts
Owa Vom Gas
Seit A Poa Tog
Maria Dolores
Hau Di Her
Schena Mensch
Kummama
–
Karl Und Resi
Wem das zu wenig rock war, der hatte Pech, denn auf der Blue Stage gab es „nur“ Metal. Und den besorgten niemand geringeres als MACHINE HEAD. Die Legende ballerte bei unserer Ankunft gerade den Hit „Is There Anybody Out There“ dem bald ein weiterer Meilenstein in Form von „The Blood, The Sweat, The Tears“ folgte, runter und erzeugten bei wuchtigem Sound die perfekte Metal-Stimmung. Aber Frontmann Robb Flynn hat mittlerweile mehr als 30 Jahre Bühnenerfahrung und weiß, wie man die Bandeigenen Thrasher, Kracher und Hits schwungvoll präsentiert. Live unterstütz durch den vierten Mann Reece Scruggs, erzeugte das eigentliche Trio Flynn, Jared McEachern und Matt Alston ein fette Soundwand nach der anderen und ballerten ein Highlight nach dem anderen in die Fans, während Robb zwischendurch immer pathetische und selbststärkende Ansagen vom Stapel ließ und zum Moshen animierte.
Aber eigentlich wäre bei Monstern wie „Now Wie Di“, „Locust“, „Davidian“ oder dem abschließenden Classic „Halo“, das lautstark mitgebrüllt wurde, sowieso kein Wort der Motivation nötig. Auch wenn der eigentliche Headliner erst in den Startlöchern stand und an diesem Tag AVENGED SEVENFOLD heißen sollte, überzugten MACHINE HEAD auf ganzer Linie und schlossen für uns das Festival mehr als gebührend ab, da wir nach diesem Gig eigentlich den Heimweg antreten sollten.
Setlist MACHINE HEAD:
Imperium
Ten Ton Hammer
Choke On The Ashes Of Your Hate
Now We Die
Is There Anybody Out There?
Locust
The Blood, The Sweat, The Tears
No Gods, No Masters
Darkness Within
Bulldozer
From This Day
Davidian
–
Halo
Aber die verschoben wir noch kurz, denn die erst kürzlich eingesprungenen Herren von GHOSTKID standen noch auf der Red Bull Stage und die lag praktischerweise am Weg zum Ausgang und somit weilten wir dort noch kurz. Sushi, seines Zeichens Ex-Fronter von ELECTRIC CALLBOY, dunkel gekleidet und nicht viel heller angemalt, stürmte mit seinen Kollegen auf die kleinste Bühne des Festivals, machte dem Namen Red Bull Stage aber mit seiner schier endlos wirkenden Energie alle Ehre. Gerade erst wurde das düstere Trancecore Album „Hollywood Suicide“ mit tiefgründigen Texten, heftigen Riffs und eingängigen Refrains veröffentlicht. Natürlich gab es den Titeltrack und weitere teils emotionale teils brutale Nummern, ebenso wie vom Debüt-Album. Vor der Bühne gab es bald gut Bewegung, ob des guten Wetter staubte es sowieso schon seit Stunden am kompletten Festivalgelände, sodass es fast schon staubte, als wir das Gelände verließen und die Sonne quer durch den Staub schien und eine einzigartige Atmosphäre, die man vom Nova Rock her aber kennt, erzeugte.
Setlist GHOSTKID:
Hollywood Suicide
Crown
Start A Fight
You & I
FSU
Ugly
Heavy Rain
Murder
Dahlia
Supernova
Das Nova Rock war wieder ein echtes Erlebnis. Wie immer trifft man dort alte Bekannte, schließt aber auch neue Freundschaften, erlebt einzigartige Tage und Abende und bekommt musikalisch so ziemlich alles geboten was das Herz begehrt. Das LineUp trifft natürlich nicht jedes Jahr den Geschmack, die Eintrittspreise wandern immer höher und die Getränkepreise und auch die der Speisen sind sicher wie so oft diskussionswürdig. Doch die Stimmung, die Atmosphäre, das Gebotene und vor allem die Erinnerungen sind unbezahlbar, weshalb das Festival auch nächstes Jahr sicher wieder ein voller Erfolg werden wird.
Festival-Besucher, die das ganze Wochenende dem Festival beiwohnen konnten, durften sich noch auf Otto Walkes, ALICE COOPER, SUM 41, P.O.D. und sogar AVRIL LAVIGNE freuen. Für nächstes Jahr ist mit SLIPKNOT, LORNA SHORE und ELECTRIC CALLBOY für Metaljünger schon einiges an Argumenten bekannt gegeben worden. Also ran an die Tickets!
Fotos (c) Mariam Osman (Link)