Es gibt Bands, die verbreiten mit ihrer Musik ausschließlich gute Laune. Meistens sind das Bands, die sich dem 80er-US-Stadionrock und dem AOR verschrieben haben. Oft sind diese dann schon länger im Geschäft, und man kann sich glücklich schätzen, sie noch einmal live erleben zu dürfen. Doch mittlerweile gibt es auch eine große Anzahl neuerer Formationen, die sich diesem Genre widmen. Einer der erfolgreichsten Vertreter der letzten Zeit sind NESTOR aus Schweden, die im Rahmen ihrer „Teenage Rebel Tour“ im Viper Room in Wien zu Gast waren.
Als Support waren die Jungrocker VELVETEEN QUEEN im Handgepäck dabei und eröffneten den Abend pünktlich. Die ebenfalls aus Schweden stammende Band schien in den späten 80ern und frühen 90ern verwurzelt – nicht nur optisch, denn Sänger Samuel Nilsson erinnerte nicht nur mich an Sebastian Bach –, sondern auch musikalisch. GUNS N‘ ROSES, AEROSMITH, SKID ROW und Co. lassen grüßen. Persönlich kannte ich diese Band zuvor nicht, doch die Jungs wirkten sympathisch, und ihre Musik war als Anheizer ideal. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch mehr von ihnen hören werden. Bei Gelegenheit werde ich mir ihr Debütalbum „Consequence of the City“ zu Gemüte führen.
Setlist VELVETEEN QUEEN:
Barrel Of A Gun
Trauma
Bad Reputation
Consequence Of The City
Concrete Crusader
Kenny’s Blues
Take Me Higher
Last Sensation
Nach einer kurzen Umbaupause erklang das Intro „The Law Of Jante“ von NESTOR‘s zweitem Album „Teenage Rebel“, und der Abend nahm richtig Fahrt auf. „We Come Alive“, „Kids In A Ghost Town“ und „Addicted To Love“ wurden im brechend vollen Viper Room auf das Publikum abgefeuert – mit Erfolg, denn ab dem ersten Ton herrschte ausgelassene 80er-Party-Stimmung. Auch die folgenden Songs wurden gefeiert, bevor es mit der Ballade „The One That Got Away“ etwas ruhiger und fast schon besinnlich wurde. Doch „Unchain My Heart“, „Signed In Blood“ und „Victorious“ brachten die unbeschwerte Stimmung sofort zurück. Bei „Caroline“ wurde das Outro lautstark vom Publikum intoniert, und nach „Firesign“ verließ die Band die Bühne. Aber nur kurz, so kurz, dass das Publikum gar nicht die Zeit hatte, um eine Zugabe zu fordern. Der Encore bestand aus „On the Run“, „Teenage Rebel“ und dem grandiosen „1989“ – einem Song, der die Geschichte der Band ein wenig umreißt: NESTOR bestand schon damals, löste sich jedoch nach ausbleibendem Erfolg auf, nur um 30 Jahre später durchzustarten. Dass der Band der verdiente Erfolg damals verwehrt blieb, mag unverständlich erscheinen. Doch das Hier und Jetzt zählt, und es ist umso erfreulicher, dass die Musik von NESTOR nicht verloren ging.
Zum Sound: Er war sehr gut, und die Stimme von Tobias Gustavsson klang so perfekt, dass man vermuten könnte, sie komme direkt vom Band. Diese Perfektion wurde jedoch durch ein paar kleine Patzer im Gesang entkräftet – Gustavsson gab beispielsweise einen Gesangspart an den Bassisten weiter, der allerdings erst bei der nächsten Strophe dran war. Ein kurzer PA-Ausfall zeigte jedoch, dass Gustavsson es wirklich drauf hat.
Setlist NESTOR:
We Come Alive
Kids In A Ghost Town
Addicted To Your Love
Stone Cold Eyes
Last To Know
Perfect 10 (Eyes Like Demi Moore)
The One That Got Away
Unchain My Heart
Signed In Blood
Victorious
Caroline
Firesign
–
On The Run
Teenage Rebel
1989
Wie schon erwähnt, gibt es Bands, bei denen man sich rundum wohlfühlt, und eineinhalb Stunden vergehen wie im Flug. Mit NESTOR hatte man gestern die Speerspitze dieser Art auf der Bühne. Ohne Zweifel ein gelungener Abend, der gerne wiederholt werden darf.