Am 29. März machten KNOCKED LOOSE in der Münchner Tonhalle Halt und hatten mit PEST CONTROL, HARM’S WAY und BASEMENT ein fettes Line-up im Gepäck. Da es sich um das Tourfinale handelte, ließ bereits erahnen, dass es eine besondere Show wird. Genau so kam es, aber dazu später mehr.
Pünktlich um 19:00 Uhr eröffneten PEST CONTROL den Abend und lieferten ein starkes Hardcore-Punk-Set ab. Erst 2020 gegründet, haben sich PEST CONTROL mit ihrer ungestümen Energie schnell einen Namen gemacht. Ihr Sound ist direkt, ungeschliffen und besonders. Perfekt also für einen explosiven Auftakt. Besonders auffällig waren die thrashigen Riffs, die zusammen mit den Vocals von Frontfrau Leah Massey-Hay unglaublich gut funktionierten. Auch wenn ihre Vocals sicher Geschmackssache sind, harmonierten sie gut mit den Gitarren- und Bassriffs. Trotz der frühen Uhrzeit war die Halle bereits in Bewegung: Two-Step, Windmills und erste Moshpits zeigten, dass PEST CONTROL live bestens funktionieren und das Publikum abholten. Ihr Sound bringt definitiv frischen Wind in die Szene.
Setlist PEST CONTROL:
Year Of The Pest
Time Bomb
Masquerade Party
Struck Down
Enjoy The Show
P.M.C.
Total Distraction
Buggin’ Out
Don’t Test The Pest
The Great Deceiver
HARM’S WAY betraten die Bühne und lieferten genau das, wofür sie bekannt sind: einen brachialen Sound, der mit seiner wuchtigen Mischung aus Hardcore und alten Punk-Einflüssen keine Kompromisse machte. Die Riffs waren massiv und die Breakdowns unnachgiebig. Frontmann James Pligge, dessen markante Bühnenpräsenz längst Meme-Status erreicht hat, war die treibende Kraft des Sets. Seine Vocals wirkten stellenweise wie ein weiteres Instrument und verschmolzen mit der dichten Soundkulisse, was wohl nicht jedermanns Geschmack ist. Trotz der beeindruckenden Intensität fehlte es dem Auftritt jedoch an Überraschungsmomenten und Dynamik. Wer auf kompromisslosen, schwergewichtigen Hardcore steht, kam hier trotzdem voll auf seine Kosten.
Setlist HARMS WAY:
Unreality
Become A Machine
Terrorizer
Temptation
Human Carrying Capacity
Infestation
Mit BASEMENT folgte ein stilistischer Kontrast zum restlichen Line-up, aber ein mehr als willkommener. Die britische Band, bekannt für ihre Mischung aus Post-Hardcore und Alternative Rock, brachte einen Hauch von Melancholie in den Abend. Schon mit den ersten Takten von “Whole” wurde klar, dass das Publikum jede Zeile mitfühlen und mitsingen würde.
Frontmann Andrew Fisher überzeugte mit überraschend starken Live-Vocals, die der Platte erstaunlich nahekamen. Besonders Songs wie “Pine” und “Promise Everything” lösten Gänsehaut-Momente aus, während der knackige Bass-Sound von Duncan Stewart dem Set besondere Tiefe verlieh. Natürlich durfte ihr wohl berühmtester Song “Covet” nicht fehlen und bildete den Abschluss des phänomenalen Sets. Trotz des stilistischen Bruchs von BASEMENT war die Stimmung im Publikum ausgelassen, ein Beweis dafür, wie zeitlos ihre Songs sind.
Setlist BASEMENT:
Whole
Earl Grey
Spoiled
For You The Moon
Fading
Aquasun
Are You The One
(Unveröffentlichter Song)
Pine
Promise Everything
Covet
Dann war es so weit: KNOCKED LOOSE betraten die Bühne und ab der ersten Sekunde gab es kein Halten mehr. Ich hatte die Band schon 2o22 als Support von STICK TO YOUR GUNS im Posthof in Linz gesehen, was sie seitdem auf die Beine gestellt haben, ist schlicht beeindruckend. Von Grammy-Nominierung bis hin zum Auftritt bei Jimmy Kimmel, KNOCKED LOOSE sind längst kein Geheimtipp mehr. Trotzdem haben sie nichts von ihrer brutalen Intensität eingebüßt und sind sich und ihrer Linie treu geblieben.
Bryan Garris’ unverkennbare Screams klangen besser denn je, während die Band mit maximaler Präzision durch ihr Set jagte. Ganze neun Lieder der neuesten Platte “You Won’t Go Before You’re Supposed To” schafften es auf die Setlist. Jedes davon war eine absolute Bereicherung und untermalten noch einmal, wie unglaublich gut dieses Album eigentlich ist.
Die Menge bewegte sich wie eine Welle, kein einziger Song verstrich ohne kollektives Ausrasten. Besonders die alten Klassiker wie “Counting Worms” und “Mistakes Like Fractures” ließen die Halle beben, jeder Breakdown wurde frenetisch gefeiert. Beim aktuell meistgehörten Song des neuen Albums “Suffocate” trat anstelle von Feature-Gast Poppy diesmal Leah Massey-Hay von PEST CONTROL ans Mikro.
Bei “Take Me Home”, betraten zwei zusätzliche Trommler die Bühne, verstärkten das Outro und sorgten für eine gewaltige Klangwand. Doch der absolute Höhepunkt kam mit dem letzten Song: Beim finalen Breakdown von “Sit & Mourn” stürmte das gesamte Tour-Lineup die Bühne. Alle bewegten sich, ausgestattet mit Gitarre, Bass oder auch Mikrofonständer synchron, ein chaotisches, aber perfekt inszeniertes (Tour-)Finale, das diesen Abend unvergesslich machte, was man Minuten später auch schon auf Instagram zu sehen bekam.
Setlist KNOCKED LOOSE:
Thirst
Deep In The Willow
Mistakes Like Fractures
God Knows
Don’t Reach For Me
Trapped In The Grasp Of A Memory
Piece By Piece
Deadringer
Where Light Divides The Holler
The Calm That Keeps You Awake
Moss Covers All
Take Me Home
Everything Is Quiet Now
Blinding Faith
Billy No Mates
Counting Worms
Suffocate (Mit PEST CONTROL)
–
Sit & Mourn (Alle Bands gemeinsam auf der Bühne)
Ein Konzertabend, der in Erinnerung bleibt! Das große Finale mit dem kompletten Tour-Lineup auf der Bühne setzte dem Ganzen die Krone auf. Für mich haben sich KNOCKED LOOSE von einer Nischenband zu einer der besten Hardcore-Bands der Gegenwart entwickelt.
Autorin: Daniela Krebelder
Fotos: Anthony Seidl