Der luxemburgischen Neo-Folk-Künstler ROME wird am 25. April ein Trio von Veröffentlichungen veröffentlichen, um das letzte Jahrzehnt in der kontinuierlichen Entwicklung des Projekts zu markieren. Die Alben „Civitas Solis“, „The Dublin Session II“, und „Anthology 2016-2025“ werden alle über die Trisol Music Group GmbH veröffentlicht.
Nach der Veröffentlichung des fesselnden Longplayers „Gates of Europe“ (2023), einem Konzeptalbum über Russlands anhaltenden Angriff auf die Ukraine, und einer anschließenden ausgedehnten Europatournee zog sich Jerome Reuter – Mastermind und Frontmann von ROME – für eine Weile aus dem Weltgeschehen zurück, um dann mit einem frischen und kompakten musikalischen Vorstoß zurückzukehren.
Für sein musikalisches Projekt ROME hat Jerome Reuter das Schicksal Europas als Hauptthema gewählt. Seit 2005 hat Reuter viele Songs und Konzeptalben geschrieben, die sich auf Schlüsselmomente der europäischen Geschichte konzentrieren, die reflektieren und ihre Mythen und Narrative kommentieren. Mit der Desinvolture des Künstlers dekonstruiert ROME historische Ereignisse und Ideologeme, um sie aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren, um sie dann als Fragen an den Hörer zurückzugeben. Reuter oszilliert zwischen einem halb wütenden, halb melancholischen Zeugen und Teilnehmer, aus dessen individuellem objektiven Blickwinkel alle Dinge unweigerlich mit Pathos aufgeladen sind. ROME lädt ein zum Beobachten, Erkennen und Schaudern, aber auch zum Wiedergeborenwerden und Neuaufleuchten, zum „Gehen im hellsten Schwarz“.
„Civitas Solis“ ist ausdrücklich nicht als eines der vielen von uns geschätzten Konzeptalben von ROME zu verstehen: Aufnahmen, auf denen Reuter ganz in die jeweilige Zeit und ihre komplexen Konflikte eintaucht und am anderen Ende wieder herauskommt. Jerome Reuter ist ein Suchender auf den weniger ausgetretenen und verschlungenen Pfaden der Geschichte, getrieben von einer Sehnsucht nach Europa – dem Mythos und der Utopie – zwischen aufgeklärtem Manifest und irrationaler Festung. Als zentrale Metapher auf der vorliegenden Veröffentlichung verwendet Reuter „Civitas Solis“, die Stadt der Sonne, wie sie dem utopischen Roman des dominikanischen Philosophen Tommaso Campanella aus dem Jahr 1602 entnommen ist, der die wirtschaftliche und politische Struktur eines idealen Staates imaginiert – eine der ersten Sozialutopien. Im Universum von ROME, in dem sowohl traditionalistische als auch anarchistische Leitmotive und Konnotationen reichlich vorhanden sind, kann dieses Modell auf eine eher ambivalente Weise gelesen werden.
Stilistisch bedient sich ROME auf „Civitas Solis“ einer beeindruckend breiten musikalischen Vielfalt; von Chansons im Singer-Songwriter-Stil von Jacques Brel, Leonard Cohen und Townes van Zandt bis hin zu kalten, Dark-Wave-artigen akzentuierten Akustikgitarren-Elementen: Ein Wechselbad aus martialischen Hymnen und introspektiven Balladen, das Schlüsselmomente der 20-jährigen Bandgeschichte heraufbeschwört und das – wie alle ROME-Veröffentlichungen – Fragen aufwirft. Provokante Fragen: Was bringt die Zukunft? Und was wird sie für Europa bedeuten? Alles, was wir tun können, ist uns auf das vorzubereiten, was vor uns liegt, während wir „an der Klagemauer stehen“, als „Männer gegen die Zeit“.
Tracklist “Civitas Solis”
1. La France Nouvelle
2. In Brightest Black
3. Tomorrow We Live
4. Food for Powder
5. Ad Vindicta
6. By Tradition
7. Dannazione
8. Bring Me the Head of Romanez
9. The Western Wall
10. White Flags
11. Jupiter
12. Mar’yana
13. Men Against Time
14. Herculaneum
An anderer Stelle, auf „The Dublin Session II“, findet sich der Hörer an der Seite von Reuter im Herbst 2022 wieder, als er eine weitere Reise auf die Smaragdinsel unternahm, um ein paar Wochen unter Freunden zu verbringen. Wie nicht anders zu erwarten, wurde getrunken und gelacht, es wurden Lieder geschrieben und am Ende der Reise erblickte eine weitere, kräftige „Dublin Session“ das Licht der Welt, bestehend aus brandneuen und packenden Folk-Kompositionen.
Um den Tracks den typischen irischen Biss zu verleihen, rekrutierte Co-Produzent, langjähriger Freund und musikalischer Kollaborateur Brian Brody (Rack & Ruin) bekannte Weggefährten und lokale Talente wie Ronan O Snodaigh (Dead Can Dance; Kíla) an der Bodhran, Eoin O Cionnaith an den Uilleann Pipes (Van Morrison, Christy Moore), Matthew Hanaphy an Banjo und Tin Whistles, Goshia Gasior an der Violine und Andy Slowey am Bass. Während die Tracks der ersten Session in Dublins legendärem Sonic Studio aufgenommen wurden, fand die zweite Session im ländlichen Irland statt, in Brian Brodys Ballycale Studio in der Grafschaft Wexford. Die Songs auf „The Dublin Session II“ sind allesamt neue und unveröffentlichte Stücke, die traditionelle irische Folkmusik mit ROMEs zeitgenössischem Proto-Folk verbinden. Unter den Kompositionen sind Songs wie das eingängige, fast tanzbare ‚Hold the Line‘ und das augenzwinkernde ‚The Tsarist Army‘, die als Kontrapunkt zu melancholischeren Kompositionen wie ‚My White Rose‘ und ‚Muse of Fire‘ fungieren.
Ähnlich wie bei der ersten „Dublin Session“ sind auch bei dieser zweiten eine Vielzahl europäischer Sprachen vertreten: Französisch bei „La Peau Dernière“, Deutsch bei „An der Landwehr“, aber vor allem Brian Brodys und Ronan O Snodaighs gälisch gesprochene Worte bei Titeln wie „Deoch an Dorais“ und „Eirigh Anois!“.
Tracklist „Dublin Sessions“
1. Upon The Emerald Isle
2. Give Your Heart to the Hawks
3. Muse Of Fire
4. An der Landwehr (Lament of an Icarus)
5. Eirigh Anois!
6. Hold The Line
7. My White Rose
8. The Tsarist Army
9. Caoineadh Na Solas (Lament for the Sun)
10. La Peau Dernière
11. Deoch An Dorais (The Final Salute)
Die „Anthology 2016-2025“ schließlich ist eine ordentliche Zusammenfassung von Reuters klanglichem Schaffen der letzten zehn Jahre. Melancholische Gitarrenakkorde und introspektiver Gesang im Wechsel mit bedrohlichen Ausbrüchen martialischer Drums und Percussions – seit 20 Jahren oszilliert ROME zwischen intimem Songwriting und der großen Geste soundtrackinspirierten Pathos und besingt die europäische Tragödie. Während die Veröffentlichungen der ersten zehn Jahre vor allem historische Themen behandelten, rückten in der zweiten, nicht minder produktiven Dekade, die auf dieser Anthologie dokumentiert ist, allmählich zeitgenössische und grundlegende philosophische Fragen in den Fokus. Reuters Songwriting ist eindeutig vom französischen Chanson oder von Troubadouren wie dem verstorbenen Johnny Cash oder Nick Cave inspiriert, doch hat er immer auch literarische Themen und Quellen in seine Arbeit einbezogen. Manchmal wird die Inspirationsquelle oder der literarische Bezugspunkt namentlich genannt (wie bei Paul Celan auf „The Secret Germany“), aber meist schwingt eine breite Palette von Denkern des 19. und 20. Jahrhunderts halb-anonym zwischen den Zeilen mit. Reuter scheut auch nicht davor zurück, philosophische und sogar okkulte Aspekte auf seinen Alben zu reflektieren („The Hyperion Machine“, „Hall of Thatch“, „The Lone Furrow“, und „Le Ceneri di Heliodoro“). Häufiger jedoch wagt ROME direkte Bezüge zu aktuellen Ereignissen, wie im Fall der russischen Invasion in der Ukraine („Gates of Europe“ und „World in Flames“). Meistens jedoch basieren die Hauptthemen von ROMEs Veröffentlichungen auf einer mythologischen Lesart grundlegender Konflikte („Coriolan“, ‚Hegemonikon‘ und „The Lone Furrow“). Der Katalog von ROME ist durchzogen von mythischen Leitmotiven, wie z.B. dem Sonnenthema, das vor allem auf dem jüngsten Werk „Civitas Solis“ zu hören ist.
Tracklist “Anthology 2016-2025”
1. The Secret Germany (For Paul Celan)
2. Solar Caesar
3. Ächtung, Baby! (feat. Alan Averill)
4. How Came Beauty against this Blackness
5. Who Only Europe Know
6. Kali Yuga über alles
7. Going Back to Kyiv (Live)
8. Parlez-Vous Hate?
9. Walking the Atlal
10. Evropa Irredenta (feat. Thåström)
11. Todo Es Nada
12. Submission
13. Celine in Jerusalem
14. La France Nouvelle
15. Skirmishes for Diotima (Live)
16. Hunter
17. Coriolan
18. The Angry Cup (feat. Nergal)
19. One Lion’s Roar
20. Alesia