Death Metal aus der Ukraine ist düster und bedrückend. Aber vor allem ist er eines: erschütternd ernst und angsteinflößend real. HERUVIM aus Odessa leben in einem täglichen Albtraum aus Bombenhagel und der Angst vor der Einberufung durch den Staat zum Kampf an der Front. Was für unsereiner abstrakt erscheint, ist in der Ukraine der brutale Alltag.
Vor diesem Hintergrund erfasst die Hörer*innen das Debütalbum der drei jungen Ukrainer noch mehr und tiefer als so manch anderer Release dieser Jahre. Auf sieben Songs („VIII“ darunter als reines Instrumental) ist die vertonte Angst und Perspektivlosigkeit der ukrainischen Bevölkerung schier greifbar.
„Mysterium Tremendum“ bewegt sich musikalisch in atmosphärischen, teils sogar mit Prog-Anleihen versehenen Welten. Viele Tempowechsel, schneidende Riffs und dumpfe heisere Vocals geben dem Song etwas Bedrohliches. Vor allem der Break in der Mitte in fast komplette Stille und die langsamen getragenen Gitarren, die dann in ein tolles Lead übergehen, sind technisch und atmosphärisch wirklich hervorragend umgesetzt. Auch das folgende „Nulla Res“ wartet mit starken Death Prog Einflüssen. Das Riffing ist wirklich ausgefeilt aber niemals frickelig oder nervig. HERUVIM kriegen immer die Kurve und groovende Gitarrenpassagen lassen den Kopf mitnicken. Auch hier sind es die Tempowechsel die Tiefe verleihen und Abwechslung bringen.
Die Band nennt David Lynch als großen Einfluss, und so wie ihr Vorbild in seinen Meisterwerken „Twin Peaks“ oder „Inland Empire“ ist auch die Musik von HERUVIM. Unberechenbar, schräg, irritierend aber irgendwie doch auch stimmig und in den Bann ziehend. Sind die ersten Tracks stark an DEATH und PESTILENCE angelehnt, kommt mit „Gnosis“ der BOLT THROWER Hammer. Tiefe Gitarren und krachende Riffs ergeben herausragenden Groove. „Arammu“ und der Titeltrack spielen mit Death Doom Ästhetik. Auch hier zeigen sich HERUVIM inspiriert im Songwriting und kreieren stets eine düstere und beklemmende Atmosphäre.
Das abschließende „Lacrimae Rerum“ basiert auf Vergils „Aeneis“. Die „Tränen der Dinge“ drücken eine Traurigkeit der Welt und Vergänglichkeit aller Dinge und Menschen aus. In die Gegenwart der jungen Ukrainer im Krieg übersetzt ist lyrisch hier alles gesagt. Musikalisch ergreifend umgesetzt schaffen HERUVIM hier eine sehr melodische Version auf einem proggigen Death Metal Boden.
Großartiges Debüt einer jungen Band, entstanden unter unfassbaren Umständen. Ein Statement von HERUVIM selbst drückt es am besten aus:
“We’ve endured so much, and I promise you, we’re not asking for sympathy here. What matters most is that we’ve stayed human in the midst of this hell. We’ll keep going, no matter what.“
Tracklist „Mercator“:
1. Mysterium Tremendum
2. Nulla Res
3. Gnosis
4. Arammu
5. VIII
6. Mercator
7. Lacrimae Rerum
Gesamtspielzeit: 30:26
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