Ursprünglich für den Club geplant, wurde das Konzert von WITCH CLUB SATAN in die Halle hochverlegt. Eine richtige Entscheidung, denn die Location war auch hier voll.
Wer ohne Vorabrecherche, so wie ich, zur Show kam, wurde erstmal nachhaltig vom Support SPIT MASK überrascht. Das Berliner Duo, bestehend aus Bryan und Rachel Jackson, lieferte eine Performance ab, die man am besten als Berghain-Techno trifft Black Metal beschreiben kann. Rachels industrielle Synthesizer-Parts trafen auf Bryans Screams. Die Reaktionen waren gespalten. Manche waren gefesselt, andere sichtlich verwirrt. Aber genau das macht SPIT MASK wohl aus.
Die meisten waren aber für die Norwegerinnen von WITCH CLUB SATAN gekommen. Von der ersten Sekunde an war klar, dass das kein normales Konzert wird. Ähnlich wie bei AMENRA schufen WITCH CLUB SATAN eine Atmosphäre, bei der das Wort „Konzert“ zu klein ist, denn was in der Halle passierte, war ein eher ein Ritual. Die kombinierten norwegischen Black Metal der alten Schule mit Punk-Attitüde und theatralischer Performance. Die visuelle Inszenierung war genauso stark wie die Musik. Die Band begann in weißen, gestrickten Kostümen, dann fast nackt, und schließlich in zerrissenen Denim-Fetzen.
Songs wie „Birth“ und „Mother“ entfesselten eine Intensität, die körperlich spürbar war. Der Höhepunkt des Abends war die neueste Single „You Wildflower“, erkennbar an den zahllosen Handys, die in diesem Moment hochgingen. Ein technischer Defekt im ersten Drittel hätte für viele Bands eine Katastrophe bedeutet, die Band reagierte aber souverän mit einer kurzen überbrückenden Acapella-Performance, die die Atmosphäre nur noch verstärkte.
Eine besondere Dimension bekam der Abend durch Victoria Røisings recht fortgeschrittene Schwangerschaft. Die feministische Thematik der Band bekam dadurch eine zusätzliche Ebene. Leben, Schöpfung, Verletzlichkeit und Stärke. All das manifestierte sich auf der Bühne in einer Form, die man so selten bis nie erlebt. Die Intensität der Performance zeigte sich auch im Publikum. Immer wieder entstanden nach den Songs ungewöhnlich lange Pausen. Nicht aus Desinteresse, sondern weil alle wie in Trance waren. Erst wenn jemand zu klatschen begann, löste sich der Bann.
Setlist WITCH CLUB SATAN:
Birth
Wild Whores
Blod
Mother Sea
I Was Made By Fire
Black Metal is Krig
Salvation
Mother
Mother
Hysteria
You Wildflower
Fresh Blood, Fresh Pussy
Witchcraft Techno
Solace Sisters
WITCH CLUB SATAN lieferten ein Konzert ab, das mich und sicher die meisten anderen Besucher:innen in allen Aspekten überzeugte. Performance, Musik, Klang, Interaktion mit dem Publikum und visuelle Inszenierung – alles war perfekt. Wer diese Show verpasst hat, hat die Chance sie gemeinsam mit AVATAR und ALIEN WEAPONRY im Frühjahr zu sehen.
Autor & Fotos: Anthony Seidl