Schrumpfte für das letzte SOULFLY Werk „Totem“, welches 2022 veröffentlicht wurde, das offizielle LineUp zum Trio zusammen, meldet sich Max Cavalera nun mit Sohnemann Zyon für das 13. Werk „Chama“ zurück. Dieser übernahm wieder die Drums, tobte sich aber auch zum ersten Mal bei der Produktion aus. Und das hört man der Platte auch an. Wollte man mit „Archangel“ (2015) einst modern, bombastisch und opulent erscheinen, ging „Totem“ ja bereits ein paar Schritte zurück, doch was „Chama“ hier abliefert überrascht gewaltig.
Back to the (Tribal-Thrash) Roots heißt es nun 27 Jahre nach dem Debüt, aber auf allen Ebenen. Es rumpelt, es kratzt, es schrammelt und Max röchelt ganz im 80er Jahre Stil stets von weiter Ferne mit typischem Hall aus den Boxen. Wütend wie eh und je ballern sich die beiden nun durch das etwas anachronistisch erscheinende Material, das eher nach einem alten Remaster, denn neue Musik klingt.
Das kann man nun positiv oder negativ sehen, jedoch bleibt festzuhalten, dass hier Cavalera und Sohn trotz abwechslungsreichem Material weder dem Genre, noch dem eigenen Bandsound etwas hinzufügen, sondern meist recht plump drauflos prügeln. „Storm The Gates“ wird seinem Namen gerecht und grooved alles nieder, lässt aber wirklich die alten Tribal-Elemente sogleich wiederaufleben.
„Nihilist“ geht es auch stampfend an, während im Hintergrund Sounds flirren und schrammeln, aber auch NAILS‘ Todd Jones zum Wort kommen lässt, dieser geht jedoch fast etwas unter in den merkwürdigen Effekten. Auch lyrisch widmet man sich wieder den alten Themen, wie die Auflehnung gegen Gier, Korruption und Kontrolle, weshalb der Titel „Chama“, der gleich mehrere Bedeutungen, nämlich Flamme und Berufung hat.
„Diese Album ist der Sound des Feuers von SOULFLY“, meint Max. Wüstes Gerumpel samt den bandtypisch flirrend-schrammelnden Riffs gibt es im Doublebass-Gewitter „Ghenna“, aber auch sStakkatoattacken, die mit viel Bass, der von Igor Amadeus Cavalera als Session-Musiker beigesteuert wurde, aus der Anlage scheppert. Aber hier gibt es dann auch ein paar bombastische Keys, die an „Archangel“ gemahnen.
Und so geht es wütend weiter. Mal flotter, mal groovender, mal stampfender, mal mit mehr Tribal Elementen, aber stets brutal und direkt in die Fresse. Die Ausnahme macht da natürlich das Instrumental „Soulfly XIII“, das eher entbehrlich daherplätschert und auch die eigenwillige Soundcollage zu Beginn von „Always Was, Always Will…“ bleibt Geschmackssache, wohingegen der Titeltrack, der auf fast epische vier Minuten kommt, noch so einiges zu an SOULFLY Trademarks zu bieten hat.
„Chama“ macht es einem nicht einfach. Einerseits merkt man, dass hier die kanalisierte Wut gut umgesetzt wurde, andererseits schreckt mich der 80er Sound nach wie vor etwas ab. So wirkt das 13. Werk des brasilianischen Familienbetriebs wie ein schräger Fiebertraum, der kaum neue Facetten beiträgt, aber dann doch wieder große Momente mit sich bringt. Ein etwas zeitgemäßerer Sound mit einer Verbeugung in die Vergangenheit wäre mir aber doch lieber gewesen, als dieser bessere Demo-Sound aus den 80ern.
Autor: Max Wollersberger
Tracklist „Chama“:
1. Indigenous Inquisition
2. Storm The Gates
3. Nihilist
4. No Pain = No Power
5. Ghenna
6. Black Hole Scum
7. Favela/Dystopia
8. Always Was, Always Will Be…
9. Soulfly XIII
10. Chama
Gesamtspielzeit: 32:10
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