Vor ziemlich genau zwei Jahren begeisterte der visionäre Musiker Jérôme Reuter mit seinem Projekt ROME im Wiener Viper Room im Zuge seiner Tour zum damals aktuellen Album „Gates Of Europe“. Ein starkes Ausrufezeichen gegen den kriminellen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Krieg tobt weiter und Jérôme ist ebenfalls weiter mehr als aktiv. So veröffentlichte der Luxemburger zuletzt gleich ein neues Album „Civitas Solis“, eine umfangreiche Anthologie, die Rarities Compilation „Teres The Sang“, sowie „The Dublin Session II“. Außerdem steht mit „The Hierophant“ bereits das nächste Album in den Startlöchern, zudem ging man auf große „One Fire Worldwide“ Tournee.
Auch auf der Jubiläumstour zum 20-jährigen Bestehen von ROME machte er auch wieder Halt im Viper Room. Dieses Mal mit UTOPIAE als Support und in Dreierkonstellation, denn neben Yann Dalscheid (SCARRED), hatte man dieses Mal auch einen dritten Mann dabei, aber dazu später mehr.
Recht pünktlich startete das Duo UTOPIAE, das stilistisch perfekt zum Headliner passte. Düstere Synthies, drückende Percussion, melancholische Stimmung und tiefer Sprechgesang sind die Hauptzutaten des Singer-Songwriters Konrad Schubert, der sich gemeinsam mit seinem Kollegen, die interessanterweise Rücken an Rücken standen, irgendwo zwischen Folk Noir, Post-Electronica und Wave ganz wohl fühlt. Die beiden Herren boten eine knackige und präzise Vorstellung. Die Percussion drückte, die Synthies zogen in den Bann und der düstere Gesang tat sein Übriges dazu. Zwischen Songs wie dem mit eindringlicher Akustik-Gitarre vorgetragene „Praha“ oder dem Electro-getriebenen Stück „Immer Vorwärts“ gab es eher zurückhaltende Ansagen und Dankesbekundungen. Den Abschluss machte dann das wave’ige „Death Is Not The End“, bei dem die Synthies noch mehr Raum bekamen.
Auch wenn sich UTOPIAE redlich Mühe gaben für düstere Stimmung zu sorgen, so kam man nicht recht an den Headliner des Abends heran, aber das verwundert ob der Qualität von ROME natürlich nicht. Nach einer guten halben Stunde war dann auch schon wieder Schluss und die Reihen im Viper Room füllten sich merklich.
Die Spannung stieg immer weiter, doch ROME spannten uns nicht zu lange auf die Folter. Sänger, Bassist und Percussionist Yann Dalscheid betrat, wie einst vor zwei Jahren als erstes die Bühne, doch danach folgte noch ein weiterer Musiker, der hinter einem recht umfangreichen Drumkit Platz nahm, ehe Jérôme Reuter mit konzetriertem Blick folgte und schon ging es los mit dem düsteren schnell vereinnahmenden Stück „First We Take Berlin“. Und sofort waren die Anwesenden in den Bann gezogen, aber auch das hypnotisierende Trommelgewitter von „Eagles Of The Trident“, das in dreifacher Ausführung gewaltig drückte, vereinnahmte sofort. Der Sprechgesang: „Einzig und allein durch brutalsten Kampf“, der von Yann immer wieder skandiert wurde, erzeugte in Kombination mit dem tiefen Gesang des Masterminds einen gewaltigen Sog. Da war „La France Nouvelle“ vom zuletzt veröffentlichten Album, für das man auf die Akustik-Gitarre wechselte und allerlei Percussion einstreute, schon fast entspannend, verfehlte aber seine Wirkung ebenso nicht.
A little push and shove“
Now and then
And surely they will be
Rewriting your world from above
With tyrant pen
So spielte man sich intensiv und abwechslungsreich zugleich durch die Diskografie und ließ kein Trademark aus. Egal ob Neo-Noir, Chanson Noir, Post-Industrial oder Singer-Songwriter, alles wurde perfekt inszeniert und erzielte seine Wirkung. Aber nicht nur das, auch die politischen, sozialkritischen und historischen Texte verfehlten nicht ihr Ziel und so nahm der neue Song vom kommenden Album, der (vermutlich) auf den Namen „Stars And Stripes“ hören wird mit der Zeile „Stars and stripes of betrayal“ und dem immer wieder wiederholten „It’s over“, nicht seine Wirkung, wusste aber auch musikalisch zu begeistern. Auch Jérôme verzichtete auf ausladende Ansagen, aber scherzte dafür gerne mal und meinte, dass man hier zwar 20 Jahre feiere, aber auf eine Rückschau verzichten wolle. Außerdem solle man sich das dazugehörige Konfetti denken.
What do they know of Europe?Who only Europe know?
Nach weiteren Highlights wie dem aus Synthis und Streichern bestehende „Submission“ von der „World In Flames“ EP und den unausweichlichen „Who Only Europe Know“ und „One Lion’s Roar“ bei dem lautstark mitgesungen und allerlei Handys zum Mitfilmen gezückt wurden, verabschiedeten sich seine zwei Kollegen wortlos, was Jérôme mit „Die haben jetzt ihre gewerkschaftliche Pause“ quitierte, um drei Songs solo vorzutragen. Nicht minder intensiv präsentierten sich die Akustik-Gitarren Nummern, bevor man im Zugabeblock zu dritt nochmal für Gänsehaut sorgte. Theatralisch wurde es nochmal in „Der Wolfsmantel“, „Uropia O Marte“ lud zum Schwelgen ein, „One Fire“ verlangte nochmal Chöre des Publikums und „Swords To Rust – Hearts To Dust“ verabschiedete kompromisslos mit intensiver Stimmung.
Are we bleeding enough for you now?
You said we didn′t bleed enough
Are we bleeding enough for you now?
Are you sure we’re not bleeding
Enough for you now?
Setlist ROME:
First We Take Berlin
Eagles Of The Trident
La France Nouvelle
Sons Of Aeeth
Todo Es Nada
Families Of Eden
Stars And Stripes
In Brightest Black
Kali Yuga Über Alles
Ächtung, Baby!
Submission
Who Only Europe Know
One Lion’s Roar
–
Vaterland
On Albion’s Plain
The Twain
–
Der Wolfsmantel
Uropia O Morte
One Fire
Swords To Rust – Hearts To Dust
Was für ein Ritt. ROME schaffen es wie kein anderes Projekt live so zu vereinnahmen. Musik in der man sich verlieren, schwelgen, aber die man auch mitsingen und Emotionen rauslassen kann. 20 Jahre und kreativ wie am ersten Tag. So steigt die Spanung auf das kommende Album auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen, dann aber womöglich schon in einer größeren Venue, denn der Viper Room platzte fast aus allen Nähten. Mehr als verdient!
Autor & Fotos: Max Wollersberger





