Rock The Block
(Hard Rock)
Label: EastWest
Format: (LP)
Release: 2003
Mit „Rock The Block“ gelang KROKUS ein Comeback nach Maß – vier Jahre nach dem Vorgänger „Round 13“ und sage und schreibe nach siebenundzwanzig Jahren Bandgeschichte präsentiert sich das schweizerische Quintett agil und spielfreudig wie in den besten Tagen, weiß selbst in Zeiten, in denen Nu Metal die Charts dominiert, ein Stück Musikgeschichte zu schreiben, das auch von der breiteren Masse dementsprechend honoriert wird.
Mit ein Grund für die überaus hohe Qualität des Longplayers als auch für den Erfolg mag wohl nicht nur sein, dass Sänger Marc Storace wieder zu KROKUS dazu gestoßen ist und man somit wieder den alten Eifer ausgegraben hat, sondern auch, dass man sich – wie nur wenige Bands heutzutage – weit ab von jeglichen Modeerscheinungen bewegt. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht wie viele unserer Leser mit Bands wie AC/DC, ROSE TATTOO, W.A.S.P., IRON MAIDEN oder AEROSMITH groß geworden, lange Zeit war Geknüppel und Gegrunze für mich das Maß aller Dinge (zumal ich mit SLAYER und CANNIBAL CORPSE aufgewachsen bin), und auch kann ich mich durchaus für neu aufgekommene Trends begeistern, aber keine jener Bands – abgesehen von denen der „alten Schule“ – hat bei mir bisher unfassbare Gefühlsausbrüche hervorrufen können. Ich meine, stellt euch vor, ihr seid depremiert oder einfach nur angepisst – ein Durchlauf von „Pump“, und alle Sorgen sind vergessen. Oder stellt euch ein grandioses Lokal vor – billiges Bier, angenehme Atmosphäre, anreizende Kellnerinnen (und natürlich auch Kellner, für unsere weiblichen Leser) – und der DJ spielt von vorn bis hinten DISGORGE und Co. – da kommt doch (so geil die Musik auch sein mag) bitteschön keine Partystimmung auf, oder?! Kaum rotiert jedoch „The Number Of The Beast“, „Animal (Fuck Like A Beast)“, „Painkiller“ oder „TNT“ in der Anlage, gröhlt das ganze Lokal mit, da ist der nervende Chef vergessen, da ist der Idiot von nebenan derjenige, dem man ein Bier ausgibt – und genau DAS ist es, was ich meine. Welche Qualitäten auch immer ein jedes Genre haben mag, absolut keines weiß einerseits bei schlechter Laune aufzubauen, als auch andererseits Stimmung zu erzeugen, kein Genre hat eine derartige Ausstrahlung wie guter, alter Hard Rock oder Heavy Metal – und dass die australische Legende AC/DC Meister hierin sind, steht wohl außer Frage.
Aber auch KROKUS wissen – obwohl ihnen der Erfolg und die Popularität der expliziten Vorbilder bisher versagt geblieben ist – eine ähnliche Schiene zu fahren, erinnern stellenweise sogar unverschämt stark an Meisterwerke wie „Razor’s Edge“, ohne jedoch ein Gefühl der Abkupferung und Riffklauerei aufkommen zu lassen. Zwar sind die Tracks ähnlich aufgebaut, das Riffing ist ähnlich simpel, aber dennoch effektiv und vor allem die Vocals könnten (und dies möchte ich durchaus als Lob betrachtet sehen) durchaus von Bon Scott oder Brian Johnson stammen – dass somit das berühmte „Feel good“- oder auch „Just fuck it“-Feeling nicht ausbleibt, versteht sich wohl von selbst… Der Albumtitel „Rock The Block“ ist definitiv Programm, bei KROKUS gibt es keine Stilbrüche, da wird von Track eins bis vierzehn durchgehend erdig gerockt, dass die Bude wackelt und selbst der sonst so grantige Nachbar freudig mitschunkelt.
An Manchen scheint die Zeit spurlos vorüber zu gehen, Angus Young hüpft auch Anno 2003 in Schuluniform wie ein Verrückter auf der Bühne herum, Steve Tyler freut sich noch nach wie vor, wenn ihm ein grandioser Rülpser herausrutscht – und KROKUS ist endlich wieder ein besonderes Album gelungen, ein Album, auf dem nicht nur Rock draufsteht, sondern auch drinnen ist – zwar nach simplem Rezept, dafür aber der feinsten Sorte. Oder auch, wie mein künftiger Schwiegervater erfreut ausrufen würde: „Rock N Roooooooooooll!“. Prägnanter und treffender geht’s nicht…
Tracklist „Rock The Block“:
1. Mad World
2. Leading The Pack
3. I Want It All
4. Open Fire
5. One For All
6. Looking To America
7. Go My Way
8. Hot Shot
9. Raise Your Hands
10. Night Of The Snakes
11. Throwing Her China
12. We´ll Rise
13. Freedom
14. Rock The Block
Gesamtspielzeit: 53:37