Selten hab ich sowas abgespacetes wie das Cover der neuen PAGAN’S MIND gesehen. Greift das norwegische Quintett auf „Enigmatic: Calling“ nach den Sternen? Das wird sich in den rund 65 Minuten zeigen, die die Fünf auf ihren neuen Silberling gepresst haben. Tatsächlich fängt es zuerst äußerst spacig mit dem Opener „The Celestial Prophecy“ an. Etwa eine Minute sorgen sphärische Keyboards, Synthie-Effekte und abgehackte Gitarren dafür, dass man das auf dem Cover dargestellte Szenario akustisch perfekt nachempfinden kann. Spätestens wenn das genretypische Organ von Nils K. Rue einsetzt wird allerdings schnell klar, dass man es hier mit einer Power Metal-Band zu tun hat.
PAGAN’S MIND bieten hier das volle Paket: Spacige (ja, ich kann dieses Wort in Zusammenhang mit dieser Platte nicht oft genug benutzen) Keyboardflächen, heftige Riffgewitter, verträumte Pianopassagen. Die besten Zutaten nützen natürlich nichts, wenn man sie nicht richtig einzusetzen vermag. Im Gegensatz zu vielen anderen Progbands haben die Norweger dieses Problem zum Glück nicht. Besonders „Supremecy, Our Kind“ bringt von der Stromgitarre beherrschte Parts und entspannte Klavierabschnitte ohne Probleme unter einen Hut und kreiert dabei einen vollkommen selbstverständlich wirkenden Flow.
Für die Frickelfraktion wird auch was geboten, in Songs wie „Coming Home“ oder „New World Order“ spielen sich Jørn Viggo Lofstad (Gitarre) und Ronny Tegner (Keyboard) zwar stark in den Vordergrund, die Exkurse halten sich im Gegensatz zu diversen Kollegen (du bist gemeint, DREAM THEATER) trotzdem stark in Grenzen, der Song wird zu keinem Zeitpunkt von instrumentaler Onanie zerfressen.
Trotz dem durchaus positiven Eindruck, den der Fünfer hinterlässt, müssen sich die Progmetaller doch die eine oder andere Kritik gefallen lassen. Die Produktion verkommt öfters zu einer Überproduktion, der oftmals mit mehreren Tonspuren aufgepowerte Gesang kann zum Beispiel schnell nerven. „Enigmatic: Calling“ hinterlässt hierdurch einen etwas zu glatten Eindruck. Hier wäre weniger mehr gewesen. Außerdem bleiben interessante Ansätze wie die (durch Keyboards imitierten?) Streicher am Anfang von „Taken“ nur Ansätze, Potential wird verschwendet. Im Fazit bleibt ein gut gemachtes, progressives Power Metal-Album mit ein paar ärgerlichen Mankos.
Autor: [Michael]
Tracklist „Enigmatic: Calling“:
1. The Celestial Prophecy
2. Enigmatic Mission
3. Supremacy, Our Kind
4. Entrance To Infinity
5. Coming Home (instrumental)
6. Celestial Calling
7. Taken
8. Resurrection (back In Time)
9. Appearance (instrumental)
10. Search For Life
11. New World Order
Gesamtspielzeit: 65:56
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