Unarmed – Best Of 25th Anniversary
(Power Metal)
Label: Sony Music
Format: (Best-Of)
Release: 01.02.2010
Welch Schock bereitet mir einer meiner liebsten Bands aus alten Tagen, gleich bei ihrem ersten Track ihres BestOf Albums? „Dr. Stein“ ist zu einer unverdaubaren Punk/Ska Version mit Trompeten und Jazz-Keyboard Klängen verkommen und lässt mir den Magen verkrampfen.
Soll man da noch weiter hören, um nicht komplett den Glauben an die Band, die Songs wie „Walls Of Jericho“ und die „Keepers“-Alben veröffentlicht hat? Mit „Unarmed – Best Of 25th Anniversary“ wollen HELLOWEEN ihren langjährigen Fans eine Freude machen, doch um herauszufinden, ob das geglückt ist, musste ich mich durchringen und dieses Werk anhören. Nach diesem katastrophalen Totalausfall versucht Kai Hansens einst geniales „Future World“ den Zuhörer zu beruhigen und, den Göttern sei Dank, es glückt. Der Song kann im etwas poppigeren und akustischen Gewand überzeugen und birgt aber nicht wirklich Überraschungen. Sänger Deris, der schon seit Anbeginn mit den Fußstapfen von Michael Kiske zu kämpfen hat, macht seine Sache sehr gut und sollte nach so langer Zeit in der Band seine feste Position bewiesen haben. Danach folgt ein etwas neuerer Song. Die Halbballade „If I Could Fly“ von „The Dark Ride“ ist auch fast als Ausfall zu bezeichnen. Langweilig und uninspiriert dümpelt der Song, trotz ein paar guten Ansätzen, vor sich hin und kann dem Original nicht das Wasser reichen.
Kommen wir zum Herzstück, an das ich mit sehr viel Ehrfurcht heran ging. Die Keepers-Triologie, bestehend aus „Halloween“, „Keeper Of The Seven Keys“ und „The King Of A 1000 Years“, wurde komplett umgekrempelt und zu einem bombastischen Mammutwerk, mit Unterstützung des Prager Symphonie Orchesters, umgebaut. Die drei Songs haben zum Glück nichts an ihrer Magie verloren, auch wenn ich die Originale der ersten 2 Songs mit Kiske am Mikro natürlich bevorzuge, haben diese Abschnitte definitiv ihre Momente und sind ein wahres Sammlerstück geworden. Hier gibt es keine Kritik.
„Eagle Fly Free“ klingt interessant, aber gewöhnungsbedürftig. Mit unterstützendem Frauengesang und eine sehr ruhigen Atmosphäre, haben HELLOWEEN darauf geachtet, dass Deris, der live oftmals seine Probleme mit dem Song hatte, ein leichtes Spiel hat. „I Can“, „Where The Rain Grows“ und „Forever And One“ fallen weder überaus positiv, noch wirklich negativ auf. Mit „Fallen To Pieces“ fand dann, neben „A King For A 1000 Years“ auch ein Song der neuern Generation auf das Best Of. Dieser braucht aber sehr viel Offenheit, denn die Lounge-Version – man könnte auch Fahrstuhlmusik dazu sagen – wird wohl den Metaller etwas verdutzt drein schauen lassen. Dies passiert aber nicht zum ersten Male, denn mit Metal hat das Album überhaupt nichts zu tun, denn maximal ein paar wenige Soft Rock Momente gibt es zu finden.
Aber HELLOWEEN schaffen es auch dieses Mal, mir ein Schmunzeln aufs Gesicht zu zaubern. Der Kinderchor auf „I Want Out“ ist ja wohl jetzt schon Kult! „A Tale That Wasn’t Right“ erzeugt bei mir trotz seiner 23 Jahre und unzählbaren Durchläufen noch immer Gänsehaut. Wenn auch diese neu in Szene gesetzte Veröffentlichung das nicht vermag, so hat es dank der Orchestrierung dennoch seinen eigenen Charme.
Man merkt, ich bin hin und her gerissen. Einerseits blutet mir das Herz, weil manche Songs so grausam verunstaltet wurden, andererseits bewundere ich den Mut und die Ideen. Sogar den Blindkauf-HELLOWEEN-Hardcore-Sammlern sei gesagt, dass hier vorher ein intensives Probehören unumgänglich ist.
Tracklist „Unarmed – Best Of 25th Anniversary“:
1. Dr Stein
2. Future World
3. If I Could Fly
4. Where The Rains Grows
5. The Keepers Trilogy
6. Eagle Fly Free
7. Perfect Gentleman
8. Forever & One
9. I Want Out
10. Fallen To Pieces
11. A Tale That Wasn’t Right
Gesamtspielzeit: 59:11