„Happy, Happy Halloween“, heißt es alle Jahre wieder, doch in regelmäßigen Abständen von zwei bis drei Jahren ist dies nicht nur ein Fest, bei dem Kürbisse häßliche Fratzen bekommen, Süßigkeiten abgesahnt werden und Kinder zu Untoten, Hexen und Mumien werden, sondern man hat auch die Freude ein neues Album der Power Metal Legende HELLOWEEN in Händen zu halten. Ich muss aber zugeben, dass meine Erwartungen an „7 Sinners“ nach dem schwachbrüstigen „Gambling With The Devil“ und dem zwar guten, aber nicht weltbewegenden neuen „Keepers“ Teil, nicht gerade groß waren.
Also einfach mal das gelungene Artwork gemustert und das Teil eingelegt und… – Wow, was für ein harter und druckvoller Gitarrensound, aber ist das nicht der Ex-Kürbis Kai Hansen, der dieses exotische Riff spielt? Aber als Andi Deris einsetzt ist klar, es sind die Hamburger Kürbisköpfe, die einmal mehr in die Trickkiste greifen und ihren Sound neu definieren. Klar vom HELLOWEEN-Spirit ist noch nicht viel zu spüren, aber dennoch erkennt man schnell die Trademarks. Der zweite Track „Are You Metal?“ geht auch ungewöhnlich hart nach vorne und Deris übertrifft sich selbst, während Synthies den Song mit dem gewissen Etwas versorgt. Ein starker Track, ein Live-Kracher und eine gut gewählte Single, aber noch immer nicht 100% HELLOWEEN.
Es dauert also bis „Who Is Mister Madman?“, um in Happy-HELLOWEEN Stimmung zu kommen. Alleine schon die abgewandelten Keyboards von „Perfect Gentleman“, der sich eben jetzt nach 16 Jahren zum Psychopathen entwickelt hat und die kurz erzählte Geschichte sorgen für Gänsehaut. Die Rhythmik, die geniale Bridge und der eingängige Refrain, unterlegt von druckvollen Drums, sollte sämtliche Kürbisse dieser Welt eine Freudenträne entlocken.
Wer hätte gedacht, dass die Herren Weikath und Großkopf noch Songs diesen Kalibers aus den Ärmeln schütteln können und nach über 25 Jahren plötzlich wieder so frisch klingen. Dies dürfte aber auch an Jungbrunnen Sasha Gerstner liegen, der in den letzten Jahren seinen eigenen Stempel mit draufgedrückt hat. „Raise The Noise“ und „World Of Fantasy“ lassen Erinnerungen an gute alte Zeiten aufkommen, doch „Long Live The King“ brettert plötzlich mit modernem Thrash Riff und einen wütend, präzise auf den Fellen arbeitenden Dani Löble aus den Boxen. Auch die typische Deris-Ballade „The Smile Of The Sun“ ist überaus gelungen und macht süchtig.
Und erneut geht es zurück in der Geschichte. Die UpTempo Nummer „If A Mountain Could Talk“ erinnert nicht umsonst an Werke wie „Times Of The Oath“, ist aber weit moderner und härter ausgefallen. Das Fingertapping am Anfang des Songs ist zum Niederknien. Die Gesangslinien könnten auch auf den ersten „Keepers“–Alben entstanden sein und die Hooks und der Refrain lassen einem den Song nach nur wenigen Durchläufen schon nie wieder vergessen. Wo soll ich nur aufhören? Bei dem Übertrack „My Sacrifice“, der sich sowohl verdammt hart, als auch sehr bombastisch zu einem Meisterwerk entwickelt oder doch dem überlangen Abschlusstrack „Far In The Future“, der zwar Zeit braucht, aber sich stetig entwickelt. Oder vielleicht sollte doch einfach wieder mit der Repeat-Taste den Kreis schließen?
Eigentlich egal, denn HELLOWEEN haben hiermit definitiv ein Meisterwerk abgeliefert und ich traue mich auch zu sagen, dass dies das beste und härteste Album der Ära Deris ist. Hier stimmt einfach (fast) alles. Warum fast? Ich persönlich hätte gerne noch mehr HELLOWEEN-patentierte zweistimmige playalong Soli und einen etwas verspielteren Drummer, aber das ist nur meine persönliche Einstellung. Das Power Metal Album des Jahres!
Tracklist „7 Sinners“:
1. Where The Sinners Go
2. Are You Metal?
3. Who Is Mr. Madman?
4. Raise The Noise
5. World Of Fantasy
6. Long Live The King
7. The Smile Of The Sun
8. You Stupid Mankind
9. If A Mountain Could Talk
10. The Sage, The Fool, The Sinner
11. My Sacrifice
12. Not Yet Today
13. Far In The Future
Gesamtspielzeit: 60:44
