Im Jahr 1948 als Vincent Damon Furnier in Detroit als Sohn eines evangelischen Priesters geboren, begann er seine musikalische Laufbahn in den frühen 1960ern. 1966 schließlich wurde die Band ALICE COOPER gegründet, deren Namen er später auch rechtlich zu seinem eigenen machte. Viele erfolgreiche Tourneen und Alben später liefert uns Alice sein aktuelles Werk „Welcome 2 My Nightmare“. Es ist das nunmehr 26. Studioalbum von ALICE COOPER. Der heute 63 jährige Gruselrocker liefert sozusagen die Nachfolge Scheibe des 1975 erschienenen Klassikers „Welcome To My Nightmare“.
Los geht es mit dem Titel „I Am Made Of You“, bei dem ich mir im ersten Moment dachte, ich hätte eine CD von LINKIN PARK in meiner Anlage. Sehr poppiger und auf radiotauglich getrimmter Titel der durch die verzerrte Stimme von Alice erst nach ein paar Durchläufen hängen bleibt. Sehr mutig diesen Song als Opener zu wählen. Erst bei „Caffeine“ bin ich mir sicher es mit dem Erfinder des Düster-Rocks zu tun zu haben. Stimmlich wie zu seinen besten Zeiten werden die Lyrics rotzfrech gesungen. Klingt im Refrain ein wenig nach SLADE und orientiert sich eindeutig an den Werken aus den 70ern. Mein persönlicher Favorit, der womöglich den Weg in die Setlist zur nächsten Tour findet.
Bei dem sehr kurzen „The Nightmare Returns“ wird es zum ersten Mal düster und Mr. Cooper harmoniert sehr schön mit dem Klavier. Wie beim 1975er Erstling wurde Bob Enzin wieder an Bord geholt um am Keyboard ordentlich in die Tasten zu hauen und um den Flair von damals wieder aufleben zu lassen.
Bei „Last Man On Earth“ werden die Geschmäcker mit Sicherheit auseinander gehen. Der düstere Gesang von Alice gemischt mit Endzeit Texten trifft auf eine Art Polka-Sound. Irgendwie cool, und überraschend, da man so einen Titel vom Altmeister wohl nicht erwarten durfte. Aber anscheinend schert man sich um solche Kleinigkeiten wie Stilrichtungen nicht viel und wenn sich wer solche Experimente leisten darf, dann ALICE COOPER. Die Bezeichnung Hard Rock traue ich mich das erste Mal bei Titel Nummer sechs in den Mund zu nehmen. „The Congregation“ überzeugt durch solide Gitarrenarbeit und lässt uns endlich mal ein paar Riffs hören. Stimmlich, wie auch bei allen anderen Songs auf „Welcome 2 My Nightmare“ kann der Altmeister immer noch aus dem Vollen schöpfen und hat nichts an Kraft und Intensität verloren. So wäre hier noch „I’ll Bite Your Face Off“ zu erwähnen, das mich ebenso überzeugen konnte.
Was man sich bei „Disco Bloodbath Boogie Fever“ dachte, weiß wohl nur Alice selbst. Selten ist es mir so schwer gefallen zu beurteilen ob mir ein Song gefällt oder nicht. Aber nach einigen Durchläufen traue ich mich doch zu sagen, dass er etwas geniales hat. Wie oben erwähnt, wieder so ein Lied mit dem man bei Gott nicht rechnen konnte. Textlich sehr gewagt, präsentiert uns der Sänger richtig bösen Sprechgesang der am Schluss mit feinster Gitarrenarbeit garniert wird. Schwer zu erklären, daher einfach selbst anspielen. Nun zu dem weniger erfreulichen Material. „Ghouls Gone Wild“ das von BLINK 182 hätte sein können, hätte man sich genauso sparen können wie „What Baby Wants“ bei dem diverse österreichische nicht namentlich erwähnenswerte Radiosender ihre Freude hätten. Den weiblichen Anteil an diesem Song hat die 24-jährige Rapperin KESHA, die dann doch lieber bei ihrem Dance Pop bleiben sollte. Geht leider gar nicht. Die Schnulze „I Gotta Get Outta Here“ langweilt nach ein paar Durchläufen und fällt der Skip-Taste zum Opfer.
Zum Abschluss wird es wieder etwas besser, und so kann man sich von dem musikalischen Schock bei dem Instrumental Stück „The Underture“ wieder etwas beruhigen. Beim Bonus Titel „We Gotta Get Out Of This Place“ geht es etwas rockiger zur Sache und der Refrain lädt zum mitsingen ein. Stimmt, der Song könnte dem ein oder anderen Insider bekannt vorkommen, war er ja eigentlich von BLUE ÖYSTER CULT, doch auch die Jungs haben geklaut und zwar bei Eric Burden (THE ANIMALS, WAR). Entstehungsjahr 1965 – und klingt immer noch richtig geil. So kann man doch noch auf ein versöhnliches Ende zurück blicken. Ein paar positive Worte seien hier noch über das Artwork zu verlieren. Sehr schön die gezeichnete Innenseite von Carin Cronacher die als überarbeitete 75er Version gesehen werden kann.
ALICE COOPER traut sich in seinem fortgeschrittenen Alter immer noch neue Wege zu gehen und kümmert sich nicht um Regeln. Ein bisschen Provokation liegt dem Schock-Rocker sowieso im Blut, daher ist es wenig überraschend, dass die Musik von Alice nicht jedem gefallen soll und wird. Das man fast gänzlich auf Härte verzichtete überrascht dann doch. Aufgrund der vielen musikalischen Ausfälle kann man bei „Welcome 2 My Nightmare“ zwar nicht von einem Meisterwerk á la „Billion Dollar Babies“ sprechen, doch auch Alpträume wird man nicht bekommen.
Experimentierfreudige werden mit dieser Scheibe ihren Spaß haben. Auch eingefleischte Fans von ALICE COOPER werden nach ein paar Durchgängen bei einigen Songs auf den Geschmack kommen, doch wer es lieber gerne etwas härter hätte, der sollte die Finger davon lassen und bei den Klassikern bleiben.
Tracklist „Welcome 2 My Nightmare“:
1. I Am Made Of You
2. Caffeine
3. The Nightmare Returns
4. A Runaway Train
5. Last Man On Earth
6. The Congregation
7. I´ll Bite Your Face Off
8. Disco Bloodbath Boogie Fever
9. Ghouls Gone Wild
10. Something To Remember By
11. When Hell Comes Home
12. What Baby Wants
13. I Gotta Get Outta Here
14. The Underture
15. We Gotta Get Out Of This Place
Gesamtspielzeit: 55:54