Die Hamburger Power Metal Urgesteine HELLOWEEN sind wieder da, und das direkt aus der Hölle, wenn man dem Titel des neuen Werkes glauben darf. Wie schon beim Vorgänger „7 Sinners“ wählte man einen düsteren, eher negativ klingenden Albumnamen, was ja eigentlich nicht ganz HELLOWEEN-like ist, aber dazu später mehr.
HELLOWENN liefern mit diesem Album eins der schnellsten Werke der Bandgeschichte ab und das auf einem hohen Niveau, das ich ihnen heutzutage nicht mehr zugetraut hätte. Bereits der epische Opener „Nabataea“, der aufgrund seiner Länge und der Abwechslung fast progressiv anmutet, bietet beste Kost und alles, was HELLOWEEN die letzten Jahre ausmachte. Schnelle Riffs, schöne Leads und Melodien, einen hymnischen Refrain und viele Spielereien. „World Of War“ ist da schon direkter und kompakter ausgefallen. Doublebassgewitter und eine Lead zum Niederknien leiten den Song ein, danach wird es stampfend und mit mehrstimmigen Gesangspassagen bittet Andi Deris zum Tanz. Nach einer tollen Bridge wird es im starken Refrain aber wieder schnell und man spürt den Spirit der längst vergangen Tage dieser Band. Apropos Spirit von HELLOWEEN: „Live Now!“ ist im Stile von „I Want Out“ ein kurzer und positiver Song. Natürlich hat der nicht wirklich etwas mit den Kürbisköpfen der 80er zu tun, aber irgendwie fühlt es sich leicht so an.
Mit vier Songwritern haben HELLOWEEN auch dieses Mal wieder viele Trümpfe in der Hand. Ob es das packende „Burning Sun“ von Weikath ist, ein treibendes „Straight Out Of Hell“, welches nicht mehr aus dem Ohr will aus der Feder von Großkopf oder die Gänsehautballade „Hold Me In Your Arms“ von Gerstner, für jeden ist etwas dabei. Aber auch Deris hat mit „Nabataea“ und „Make Fire Catch The Fly“ einiges zu bieten. Leider gibt es mit „Waiting For The Thunder“, welches durch die Keyboards etwas an „If I Could Fly“ erinnert und dem nervigen „Wanna Be God“ zwei durchwachsene Songs von ihm. Weiters hat man mit „Asshole“ eine etwas fragwürdige Nummer im Programm. Das Teil ist ein Ohrwurm vor dem Herren, doch der Text, der großteils aus Schimpfwörtern besteht, ist nicht wirklich als gelungen zu bezeichne. Sascha Gerstner macht diesen lyrischen Ausrutscher mit dem genialen Rausschmeißer „Church Breaks Down“ wieder mehr als gut. Eine Kirchenorgel und dazu passender Frauen-Sing-Sang leiten das Werk ein, bis man dann im Hypertempo einsteigt und ein tolles Melodiefeuerwerk abfeuert und eine hypnotisierende Strophe bietet, um im Chorus wieder Vollgas zu geben. Welch ein Abschluss.
Aber bei den ganzen Schwärmereien muss ich noch etwas Dampf ablassen. Warum betiteln HELLOWEEN ihre Alben in letzter Zeit immer mit so negativen Titeln? „Live Now!“ oder „Far From The Stars“ wären doch viel passendere Bezeichnungen für ein doch recht positiv klingendes Album. Und warum im Namen des großen Kürbis schaffen es die Herren seit „Times Of The Oath“ nicht mehr, ein anständiges Artwork zu liefern? Dieses animierte Ding passt nicht nur überhaupt nicht zu HELLOWEEN, sondern schaut auch wirklich scheußlich aus. Schade um die Verpackung, denn der Inhalt ist wirklich sehr stark und hat vielleicht sogar das Zeug zum Klassiker.
Tracklist „Straight Out Of Hell“:
1. Nabataea
2. World Of War
3. Live Now!
4. Far From The Stars
5. Burning Sun
6. Waiting For The Thunder
7. Hold Me In Your Arms
8. Wanna Be God
9. Straight Out Of Hell
10. Asshole
11. Years
12. Make Fire Catch The Fly
13. Church Breaks Down
Gesamtspielzeit: 61:20