HYPOCRISY - End Of Disclosure
HYPOCRISY
End Of Disclosure
(Death Metal)

 


Label: Nuclear Blast
Format: (LP)

Release: 2013


Es gibt ja bekanntlich Leute, die nie zur Ruhe kommen, die immer etwas um die Ohren haben müssen. In der skandinavischen Metal-Szenerie ist Peter Tägtgren wahrscheinlich der bekannteste Fall solch einer emsigen Umtriebigkeit. Sollte er nicht gerade bei einem Album als Produzent fungieren, nimmt er entweder selber gerade ein Album mit einem seiner musikalischen Projekte auf oder tourt fleißig durch die Weltgeschichte. Diesen März verschreibt sich Herr Tägtgren mit HYPOCRISY also wieder ganz dem Melodic Death Metal. Mit an Bord sind auch bei diesem Album wieder Reidar „Horgh“ Horghagen (IMMORTAL) an den Drums und der langjährige Mitstreiter Mikael Hedlund am Bass. So weit, so vielversprechend.

Die Werbetromme für „End Of Dislosure“, das inzwischen zwölfte Studioalbum der Schweden, wurde natürlich ordentlich gerührt. Das ging schon mit der Veröffentlichung der Single-Auskopplung des eröffnenden Titel-Tracks samt Video los. Es ist ja jetzt schon mal ein bisschen ein Unding ein Album a priori als Meistwerk zu deklarieren, denn es als solches einzustufen obliegt ja dann wohl doch noch den Fans und Hörern. Das Ganze aber dann noch im Schatten einer solchen öden Nummer zu machen kann einem dann halt schon berechtigen Grund zur Sorge geben, ob die Single nicht vielleicht stellvertretend für das Ganze Album steht. Dann wäre es aber ein Machwerk und kein Meisterwerk. Ein nicht ganz so unwesentlicher Unterschied möchte man sagen. HYPOCRISY kommt auf „End Of Disclosure“ nämlich in den ersten Minuten eher wie ein müder Abklatsch ihrer selbst daher, mit einem Song, der ein bisschen so klingt, als hätte man krampfhaft versucht den Klassiker „Eraser“ von der 2004er Scheibe „The Arrival“ zu revitalisieren. Nun gut, nach diesem anfänglichen Schock fangen sich HYPOCRISY wieder und mit der zweiten Nummer, „Tales Of Thy Spineless“ machen sie dann auch wieder Boden gut. Es klingt dann alles wieder frischer, kreativer und brutaler und das nicht zuletzt deshalb, weil Herr Tägtgren bei seinen Growls auch wieder in die tieferen Tonlagen findet. Die Dualität aus Gekreische und Growls macht sich auf dem restlichen Album auch recht gut. Im direkten Vergleich zu den Vorgängern „Virus“ (2005) und „A Taste Of Extreme Divinity“ gibt man sich auf „End Of Disclosure“ vielleicht etwas weniger brachial und experimentierfreudiger.

Am Erfolgsrezept der letzten Jahre wird aber nicht wirklich gedreht oder geschraubt; man setzt ja schließlich gern auf Bewährtes. Doublebass-Orgien treiben eingängige Gitarrenriffs vor sich her, dazwischen wird mal ein Blastbeat in die Snaredrum gehämmert oder ein schön langsamer Part mit Synthies untermauert und zur Abrundung streut man so dann und wann auch mal Sprachsamples ein. Geschwindigkeitstechnisch bewegt man sich dabei im Mid- bis Uptempo. Über das lyrische Konzept kann ich jetzt leider nicht wirklich was sagen, da mir keine Texte vorliegen, aber, wenn ich meinen Ohren vertrauen kann, dürften sich da einige sprachliche und grammatikalische Fehler in die Texte eingeschlichen haben. Das wäre dann eigentlich etwas peinlich für ein Release auf diesem Niveau.

Die Produktion der Scheibe ist, wie von Herrn Tägtren eigentlich auch zu erwarten war, natürlich recht gelungen. Einziger strittiger Punkt könnte der Bass sein, der hat nämlich einen ordentlich metallischen Klang verpasst bekommen, so als ob man die Saiten ordentlich mit einem Plektron malträtieren würde. Das klingt an einigen Stellen zugegebenermaßen auch ziemlich fetzig, neigt aber manchmal dazu von den Gitarren abzulenken, da der Bass folglich nicht nur die tiefen, sondern dann ja auch hohe Frequenzen für sich beansprucht. „The Eye“ ist zum Beispiel durch ein solches akustisches Duell gezeichnet. Aber ansonsten gibt’s wirklich nichts auszusetzen. Fett, wuchtig und an den richtigen Stellen auch mal ein bisschen rotzig.

Wie man’s eben im Death Metal mag. „End Of Disclosure“ ist unterm Strich ein ordentliches HYPOCRISY Album ohne große Überraschungen geworden, wenn man über den Einstands-Schrecken des Openers hinweg sieht. Ab der zweiten Nummer wird ein gutes Niveau aufgezogen, das auch bis zum Schluss durchgehalten wird, aber ein wirklicher Höhepunkt fehlt leider doch. Es ist also weder ein Meisterwerk, noch ein Machwerk. Es ist einfach ein gutes Stück HYPOCRISY, das sich schön in den Schaffenskatalog der Band einfügt und auch keinen Fan vergraulen sollte.

 

 


Tracklist „End Of Disclosure“:
1. End Of Disclosure
2. Tales Of Thy Spineless
3. The Eye
4. United We Fall
5. 44 Double Zero
6. Hell Is Where I Stay
7. Soldier Of Fortune
8. When Death Calls
9. The Return
Gesamtspielzeit: 43:51


www.hypocrisy.cc

 

HYPOCRISY - Into The Abyss
HYPOCRISY – End Of Disclosure
LineUp:
Peter Tägtgren
Mikael Hedlund
Horgh
7.5
Share on: