Im Oktober werden es genau 30 Jahre, seitdem HELLOWEEN ihr Genre-prägendes Debüt „Walls Of Jericho“ präsentierten, damals noch mit Kai Hansen (GAMMA RAY) an Gesang und Gitarre, der aber bald durch einen gewissen Michael Kiske abgelöst wurde. Natürlich hat sich seitdem einiges getan und so gibt es schon seit langer Zeit nur noch Miachel Weikath und Markus Großkopf als Original-Mitglieder, aber auch Sänger Andi Deris ist trotz viel Kritik in vergangener Zeit bereits über 20 Jahre an Bord. Das nunmehr 15. Album der Hamburger Kürbisköpfe hört auf den Titel „My God-Give Right“. Das grauenhafte Artwork lädt jedoch noch nicht sonderlich zum Frohlocken ein.
Das Recht zu machen, was man will – das haben sich HELLOWEEN in den letzten Jahrzehnten wirklich genommen und nie großartig auf Trends gehört oder sich was sagen lassen und so klingt kein Album wie das andere – so auch „My God-Given Right“. Dennoch gab es immer Zitate aus der Vergangenheit und so steigt man mit „Heroes“ HELLOWEEN-typisch sehr fröhlich und lyrisch, trotzdem tiefgründig ein – jeder Mensch kämpft sicht täglich mit seinen Feinden durchs Leben – und liefern gleich einen Refrain zum Mitsingen. „Battle´s Won“ ist im Anschluss der wohl traditionellste und hochmelodischer HELLOWEEN-Song, der das Album stilistisch jetzt schon irgendwo zwischen „Rabbit Don´t Come Easy“ und „Master Of The Rings“ einordnet. Im flotten Titeltrack schreckt Deris auch nicht davor zurück alte Vocallines nochmal auszugraben. Alles schöne und solide Ohrwürmer, das erste Mal horche ich aber erst bei dem unterhaltsamen „Lost In America“ auf. Cooles Riffing, entspannte und ausgelassene Atmosphäre und Andi erzählt ein unterhaltsames Erlebnis aus Amerika. Der Refrain lädt zum Mitbrüllen ein und hat gewisses Suchtpotential. Weitere Fun-Schmankerl sind das mit Augenzwinkern zu genießende „If God Loves Rock´n´Roll“ und der Großkopf-Kracher „Living On The Edge“, der mit coolem Drumming und Party-Feeling daher kommt. Experimente gibt es natürlich auch wieder und so spielt man sich in „Russian Roulé“ – einem netten Wortspiel – mit russischen Melodien, die etwas an Tetris erinnern und bringt mit dem etwas anstrengenden Stampfer „The Swing Of A Fallen World“ Abwechslung in das Album. Balladen haben HELLOWEEN auch noch nie versaut und so ist auch „Like Everybody Else“ ein willkommener Ausflug in die Gefühlswelt, während „Claws“, „Stay Crazy“ und „Claws“ verschiedene, aber typische Facetten der Kürbisköpfe aufzeigen. Den überlangen Abschluss macht der 7-Minüter „You, Still Of War“, der ungewöhnlich lange braucht um zu zünden und ein kleines „Halloween“ Zitat in Form des Songaufbaus sowie den „Waaahhh“ –Schreien von Deris beinhaltet.
Mit „My God-Given Right“ überraschen HELLOWEEN vielleicht nicht so wie mit dem furiosen „Straight Out Of Hell“, polarisieren sicher nicht so wie mit „Rabbit Don´t Come Easy“ oder „The Dark Ride“, sondern besinnen sich auf ihre Stärken und bieten eine Art Best-Of ihres Schaffens mit ein paar Experimenten und Spielereien. Dass die Deutschen Veteranen auf Nummer Sicher gegangen sind, will ich ihnen trotz des relativ traditionellen Albums auch nicht unterstellen und somit bleibt ein Album, dass sich leicht im oberen Mittelfeld der umfangreichen Diskografie ansiedelt, aber wohl kein Klassiker wird, aber das wird sich noch zeigen. Fans der neueren HELLOWEEN können rundum zufrieden sein. Wer auf diverse Special Editions zurückgreift, kann sich zudem noch auf ganze vier Bonus Titel freuen.
Tracklist „My God-Given Right“:
1. Heroes
2. Battle´s Won
3. My God-Given Right
4. Stay Crazy
5. Lost In America
6. Russian Roulé
7. The Swing Of A Fallen World
8. Like Everybody Else
9. Creatures In Heaven
10. If God Loves Rock´n´Roll
11. Living On The Edge
12. Claws
13. You, Still Of War
Gesamtspielzeit: 61:20