Die Liste der Rock Legenden, die nach wie vor aktiv sind, wird leider immer kürzer und kürzer. Doch ein paar Aushängeschilder der Szene musizieren noch immer und solange das so ist, sollte man es genießen. Einer dieser Rock-Dinos hört auf den Namen DEEP PURPLE, agiert seit 49 Jahren, verkaufte über 130 Millionen Alben und schaffte es auch im neuen Jahrtausend noch starke Scheiben abzuliefern. 2016 wurde man in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und ihr letztes Album erreichte Goldstatus, doch wer denkt die schon etwas in die Jahre gekommenen Herren würden sich auf ihren vergoldeten Hintern ausruhen, der irrt.
Das 20. Studioalbum der Engländer umfasst zehn Songs, die nur so vor Spielfreude und Ideen sprudelt. Der Opener „Time For Bedlam“, beginnt mystisch mit verzerrter Stimme von Ian Gillan, und steigert prompt deutlich die Geschwindigkeit. Eingängiger Song mit einigen typischen DEEP PURPLE Momenten wie der feine Gitarrensound von Steve Morse oder Don Airey, der auf der Hammond-Orgel den unverkennbaren Stil der Band prägt. Was auffällt ist, dass die Jungs sehr Blues lastig sind, sie finden jedoch die richtige Mischung um noch als Hard Rock durchzugehen. Bestes Beispiel ist „Roadhouse Blues“, mit Ian an der Mundharmonika und Klaviergeklimper in bester Saloon Manier.
Ian Gillan mit seinen 72 Jahren trifft immer noch die Töne, auch wenn die höheren schon gemieden werden. Doch wer so lange am Mikro Erfahrung hat wie dieser Ausnahme-Könner, der kann auch mit dem Alter umgehen und passt sich den Gegebenheiten an.
„All I Got Is You“ bleib mit seinem verspielten Solis schnell hängen und schickt einen zurück in die 70er. „One Night In Vegas“ kommt recht unbeschwert daher, während „The Surprising“ die Latte deutlich höher legt. Grandiose Nummer, die man den Herren wohl nicht mehr zutrauen durfte. Fast progressiver melancholischer Start, und dann orientiert man sich stilistisch an IRON MAIDEN mit fettem Drum Sound. David experimentiert an der Gitarre im akustischen Mittelteil, ehe nach Minuten Ian erneut zeigt, warum er zu den besten Sängern aller Zeiten gehört. Eine Gänsehaut in der letzten Spielminute des Songs ist garantiert.
„Johnny’s Band“ ist ein netter Rock N Roll Song der zum Tanzen animiert, „On Top Of The World“ wurde für die Orgel zugeschneidert mit kurzem gesprochenem Teil in der Mitte und „Birds Of Prey“ kann mit seinen Riffs als ausschweifender Rocker bezeichnet werden.
Auch optisch ist „InFinite“ ein echter Augenschmaus mit seiner arktischen Landschaft. Das Album ist auch als Sonderedition zu haben mit zwei Bonusnummern oder als Limited Edition mit DVD und T-Shirt.
DEEP PURPLE beweisen mit „InFinite“, dass sie lange noch nicht zum alten Eisen gehören und nach wie vor starke Werke abliefern können. Keine Ausfälle, jede Menge Abwechslung und Spaß an der Musik hört man heraus. Man sollte Studioalbum Nummer 20 genießen, denn es dürfte wohl das letzte der Briten sein. Bleibt nur noch das Live Erlebnis, denn die Jungs starten im Mai ihre „The Long Goodbye Tour“.
Tracklist „Infinite“:
1. Time For Bedlam
2. Hip Boots
3. All I Got Is You
4. One Night In Vegas
5. Get Me Outta Here
6. The Surprising
7. Johnny’s Band
8. On Top Of The World
9. Birds Of Prey
10. Roadhouse Blues (THE DOORS Cover)
11. Black Night(Live)
12. Smoke On The Water(Live)
Gesamtspielzeit: 73:50