So emsig wie die Ameisen sind auch die Finnen von LORDI, wenn es um Neuveröffentlichungen geht. Fast im Zweijahrestakt erscheint ein neues Werk von Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu und seinen Mitmonstern. Nach dem 2016 erschienenen „Monstereophonic: Theaterror vs. Demonarchy“ folgt nun Studioalbum Nummer neun mit dem speziellen Namen „Sexorcism“ und dem dazu passenden anrüchigen Cover. Provokation ist alles und so kann man schon einen zweiten Blick auf die gefesselte üppige Monsterdame werfen.
Besetzungstechnisch ist keine Veränderung festzustellen, was bei den Nordländern keine Selbstverständlichkeit darstellt. Eröffnet wird das 13 Songs enthaltene Album vom gleichnamigen Titeltrack mit etwas Keyboardgeklimper ehe Mana an den Drums den Takt vorgibt und Mr. Lordis markante Stimme die Horrorshow startet. Wie gewohnt setzt die Formation auf eingängige Refrains gepaart mit jeder Menge Pop Rock-Elemente. Der Metal Faktor rückt in den Hintergrund und Kracher wie „Devil Is A Loser“ oder „Would You Love A Monsterman?“ aus den alten Tagen sucht man leider vergebens.
Das Thema Sexualität zieht sich durch das ganze Album, wenn man auf Titel wie „Naked In My Cellar“ mit passendem Gruselvideo, „Hot & Satanned“ oder „Rome Ate Juliet“ achtet. Auch wenn man versucht mit diesem Thema zu Punkten, können gewisse Verschleißerscheinungen nicht überspielt werden. Selbst nach mehrmaligen Durchläufen können sich eigentlich kaum Gustostückerl heraus kristallisieren. Die meisten Nummern klingen nur nach durchschnittlicher Ware oder als ob sie schon mal auf einem vorigen Album drauf gewesen wären.
Auch stimmlich ist Tomi Putaansuu sehr limitiert, obwohl er immer wieder versucht für Abwechslung zu sorgen und verschiedene Stimmlagen ausprobiert. „Naked In My Cellar“ mit seinem fast aggressiven Refrain nervt, während man bei „The Beast Is Yet To Cum“ nur mehr davonlaufen möchte. Hier versucht sich das Obermonster als Rob Halford und scheitert kläglich. Es ist schon gut, wenn Bands versuchen sich neu zu entwickeln oder andere Wege zu gehen, aber Schuster bleib bei deinen Leisten.
Bei „Polterchrist“ darf endlich auch mal die Instrumentenfraktion ihr Können zeigen, genau wie beim einzigen überdurchschnittlichen Song „Slashion Model Girls“, bei dem LORDI Leidenschaft und Spielfreude zeigen. Ruhiger Start, ehe Tomi die Stimme anzieht und einen Mitsingrefrain startet, wie man ihn von den Finnen gerne haben möchte. Partynummer mit SABATON Ansätzen und einem feinem Riff von der Gitarrenmumie Amen.
Ein kurzer Ausfall in die 80er bringt „Hot & Satanned“ mit den für damals typischen Keyboardklängen von Hella, während „Sodomesticated Animal“ mit klassischem Hard Rock punktet.
War ich im letzten Jahr schon etwas schockiert von der Minikulisse in Traun wo LORDI auftraten, schaffen es die Finnen auch auf „Sexorcism“ nicht zu alter Stärke zu finden. Mehr als Durchschnitt mit gelegentlichen Lichtblicken gelingt den ehemaligen Songcontest Gewinnern leider nicht. Nach 26 Jahren Bandgeschichte dürfte das Thema Horror wahrscheinlich doch schon etwas überholt sein, bleibt jedoch die Frage, wie könnte man sich die Finnen sonst vorstellen.
Tracklist „Sexorcism“:
1. Sexorcism
2. Your Tongue’s Got The Cat
3. Romeo Ate Juliet
4. Naked In My Cellar
5. The Beast Is Yet To Cum
6. Polterchrist
7. Scg9: The Documented Phenomenon
8. Slashion Model Girls
9. Rimskin Assassin
10. Hell Has Room (No Vacancy In Heaven)
11. Hot & Satanned
12. Sodomesticated Animal
13. Haunting Season
Gesamtspielzeit: 62:04