The Legend of the XII Saints
(Power Metal)
Label: Scarlet Records
Format: (LP)
Release: 24.04.2020
Vor knapp eineinhalb Dekaden begeisterten mich die Italiener von TRICK OR TREAT mit ihrem Debüt „Evil Need Candy Too“, das zwar einige Ecken und Kanten mitbrachte und die Anfänge als HELLOWEEN-Cover Band nicht verheimlichen konnte, dank viel Elan und Spielfreude vollends. Mittlerweile war der Fronter Teil eines der RHAPSODY Ableger und ist beim fünften, regulären Album angekommen. Das hat zwar keine Ecken und Kanten mehr, aber absolut nichts an Spiefreude, Witz und Energie verloren. Ganz im Gegenteil, die Italiener scheinen kreativer denn je und haben mittlerweile ihren Stil perfektioniert.
Ein „normales“ Album gab es von TRICK OR TREAT eigentlich sowieso nie. Das Debüt verband Spaß und Horror, der Nachfolger schaffte es ihr Idol Michael Kiske für einen Gastauftritt zu gewinnen, der Zweiteiler „Rabbits´ Hill“ überraschte mit tiefgründigem Konzept über „Watership Down“ und auf „Re-Animated“ coverte man sich durch diverse Anime-Soundtracks.
Auch „The Legend Of The XII Saints“ ist ein Konzeptalbum geworden und basiert auf der erfolgreichen Manga-Seria „Saint Seya“. So handelt jeder Song von einem dieser Saints, die alle einem Sternzeichen zugeordnet sind. Zudem startete man das Ganze via Crowdfunding und spendierte den Backern über ein Jahr verteilt jeden Monat einen der Songs vorab. Nun erscheint das Album aber regulär und ist für alle Fans erhältlich.
Dass man sich hier viel Zeit gelassen und sich viele Gedanken gemacht hat merkt man. „The Legend…“ ist auf jeden Fall das detaillierteste und durchdachteste Album der Italiener und zudem auch verdammt abwechslungsreich. Jeder der Saints hat somit seine ganz eigene Hymne. Mag sein, dass „Aries: Stardust Revolution“ im Verhältnis etwas sperrig ausgefallen ist, doch die verspielten Solo, Leads und Riffs sind bereits eine wahre Freude. Flott, kreativ und stets mit happy Unterton führen die Herren durch die Songs und bieten eine Power Metal Wundertüte par excellence. „Taurus: Great Horn“ ist dann etwas zerfahren, bietet aber auch großartige Momente, dichte Atmosphäre und gelungene Chöre. Zudem zeigt sich Alessandro Conti noch vieleiseitiger als zuvor, auch wenn bei ihm stimmlich immer wieder Kiske durchbricht, was aber eh gern gehört ist. Mit „Gemini: Another Dimension“ bei dem BEAST IN BLACK Fronter Yannis mitmischt, folgt dann aber der erste Hit. Donnernde Doublebass, sägende Riffs und grandiose Melodien eröffnen, dynamisch geht es weiter ehe man in den bombastischen Chorus leitet, den auch HELLOWEEN in ihrer besten Zeit nicht besser hätten machen können. Eine wahre Hymne. „Cancer: Underworld Wave“ sollte ebenfalls Kürbisköpfe genauso begeistern wie Freunde von GAMMA RAY und FREEDOM CALL, „Leo: Lightning Plasma“ zeigt sich als weiteres UpTempo Geschoss mit zahlreichen Spielereien, während „Virgo: Tenbu Horin“ mit düsteren Keys und mehr Bombast eher in Richtung RHAPSODY tentiert.
So könnte ich ewig weiter machen, denn hier reiht sich echt Hit an Hymne und Hymne an Hit. Die Songs fräsen sich in die Gehörgänge, laden zum Mitsingen ein und machen einfach unendlich Spaß. So lässt einen das mit lockeren Melodien ausgestattete „Libra“ bald nicht mehr los, „Sagittarius“ setzt auf getragenen Pathos und das abschließende „Pisces“ verzaubert mit wunderschönen Melodien.
TRICK OR TREAT können mit „The Legend Of The XII Saints“ hoffentlich ihren Status als Geheimtipp ablegen und in der Oberliga mitspielen. Das Potential dazu haben die Südländer eh schon länger, doch mit diesem Werk zementieren sie ihren Status auf jeden Fall und bieten ihren Kickstarter-Backern eine starke Power Metal-Wundertüte mit zahlreichen Hits und Hymnen.
Tracklist „The Legend of the XII Saints“:
1. Ave Athena
2. Aries: Stardust Revolution
3. Taurus: Great Horn
4. Gemini: Another Dimension
5. Cancer: Underworld Wave
6. Leo: Lightning Plasma
7. Virgo: Tenbu Horin
8. Libra: One Hundred Dragons Force
9. Scorpio: Scarlet Needle
10. Sagittarius: Golden Arrow
11. Capricorn: Excalibur
12. Aquarius: Diamond Dust
13. Pisces: Bloody Rose
14. Last Hour (The Redemption)
Gesamtspielzeit: 66:01