Ohne Rücksicht auf Verluste den Planeten ausbeuten

Mit „Pereat Mundus“ gibt das 2016 gegründete Duo BERZERKER rund um Bughuul und Imbrifier, die gemeinsam bereits bei TEARS OF WRATH und SITH dem Metal gefrönt haben, ein erstes Lebenszeichen ab. Grund genug mit Mastermind Andreas „Bughuul“ Erker über das neue Album sowie die anstehenden Pläne zu sprechen.


Wir leben in ziemlich düsteren Zeiten wo der einzelne globalen Problemen scheinbar hilflos gegenüber stehtBughuul


Hey! Wollt ihr euch und BERZERKER kurz vorstellen?

Bughuul: Berzerker ist ein BlackMetal-Projekt aus Wien, das 2016 – ursprünglich als Solo-Projekt – von mir gegründet wurde. Der Wunsch unabhängig, ganz nach den eigenen Vorstellungen, Musik zu machen war hierbei auschlaggebend. Wie sich allerdings bald herausstellte, sind meine Fähigkeiten am Mikrofon enden wollend und so hat es nicht lange gedauert bis sich Imbrifer dankenswerterweise der Vocals und dem Schreiben von Lyrics angenommen hat

Aktuell erscheint BERZERKER ja noch als 2-Mann Projekt, ist geplant, daraus eine klassische (Live)-Band zu machen, oder soll das Ganze eher ein Studio-Projekt bleiben?

Bughuul: Ja definitiv. Mit der Fertigstellung des ersten Albums kam logischerweise der Wunsch auf, die Musik auch Live darbieten zu können. Somit läuft momentan die Suche nach geeigneten Mitstreitern um das Projekt BERZERKER zu einer Band umzubauen. Für Interessierte aus dem Großraum Wien: Bitte um Bewerbung mittels Privatnachricht via Facebook, Bandcamp oder Mail direkt an berzerker@erker-online.at

Wie seid ihr auf euren Band-Namen gekommen bzw. gibt es dazu eine Geschichte?

Bughuul: Den Namen „Bers Erker“ habe ich schon in den Tagen von TEARS OF WRATH als Alter Ego benutzt und ist eine Anspielung auf meinen „bürgerlichen“ Namen. Das Solo-Projekt dann ebenfalls „Berserker“ zu nennen war dann kein weiter Weg mehr, zumal sich das Bild eines im Wahn kämpfenden Kriegers gut mit Metal verbinden lässt. Zum „Z“ in BERZERKER kam es, um sich von der deutschen Band „Berserker“ abzugrenzen bzw. Missverständnisse zu vermeiden.

BERZERKER wurde ja schon 2016 gegründet, bis zum Debüt hat es ja etwas gedauert. Warum?

 Bughuul: Das ist dem Umstand eines Quasi-Solo-Projektes geschuldet. Ich mache abgesehen von den Vocals und Lyrics bei Berzerker alles selber. Das umschließt den kreativen Songwriting-Prozess über das Aufnehmen bzw. Programmieren aller Instrumente, sowie Mix/Mastering und Produktion. Das alles ist natürlich sehr zeitaufwendig und erfordert immer wieder auch Pausen um Abstand zum eigenen Material zu gewinnen und beurteilen zu können was gut ist und was nicht.

Das ist auch ein Mitgrund, warum ich aus BERZERKER nun eine vollwertige Band machen möchte. Man tut sich mit Input von außen oft einfach leichter. Ich bin also nicht auf der Suche nach Session-Musikern die einfach nur „mein“ Ding umsetzen sollen. Nachdem wir die Songs des ersten Albums eingeprobt haben, ist zukünftig kreativer Input der anderen Bandmitglieder explizit willkommen.

Was wollt ihr mit dem Titel „Pereat Mundus“ ausdrücken?

Bughuul: „Pereat Mundus“ ist lateinisch für „Möge die Welt zu Grunde gehen“ und fast ganz gut den Inhalt der Lyrics zusammen. Diese thematisieren u.a. die großen Probleme unserer Zeit, darauf wird aber später noch Imbrifer im Detail eingehen.
Wir leben in ziemlich düsteren Zeiten wo der einzelne globalen Problemen scheinbar hilflos gegenüber steht. Diese Tatsache und die scheinbare Rückkehr der Macht der Religionen, die ich persönlich schon fast für überwunden hielt, machen „Pereat Mudus“ in meinen Augen zum perfekten Titel eines BlackMetal-Albums unserer Zeit.

Und wie passt da das Artwork dazu?

Bughuul: Hier gibt es keinen tieferen Sinn oder Zusammenhang mit dem Titel. Das Artwork entstand aus einem Foto von einer Installation einer Kunstaustellung und wurde aus rein ästhetischen Gründen für das erste Album gewählt.

BERZERKER - Bughuul & Imbrifer

Was inspiriert euch bei den Texten?

Imbrifer: Die Hauptinspiration ist wohl sicher meine Vorliebe für Horror-Filme und Geschichten. Durch diesen Einfluss kommen alle meine Texte zustande. Zum einen sind es nur fiktive Erzählungen wie bei „The Art Of Slaughter“, in dem es um eine Serienkillerin geht, die ihre Opfer zu Kunstwerken verarbeitet oder auch in „Immanentization Of Eschaton“ in dem ich den Cthulhu-Mythos von H.P. Lovercraft aufgegriffen habe. Zum anderen benutze ich diese bildhafte Sprache und Horror-Motive aber auch für Sozialkritik. Die Bigotterie von Gesellschaft und Religion („Sacred Putrescence“), oder auch wo wir hinkommen werden, wenn wir weiter ohne Rücksicht auf Verluste den Planeten ausbeuten (Endzeit, From Darkness We Came). Natürlich geht auch die aktuelle Situation nicht an mir vorbei.

Die Thematik der Vereinsamung und psychischer Probleme, welche durch die Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns vermehrt und verstärkt aufgetreten sind, haben sich in „Isolation“ niedergeschlagen. Es sind überzeichnete und sehr bildhafte Erzählungen, die nicht direkt den Zeigefinger erheben sollen, sondern meine Meinung zu verschiedenen Dingen widerspiegeln.
Zusammen mit den reinen Horrorstories kann man sie also einfach hören und als solche sehen, oder ein bisschen zwischen den Zeilen lesen. Zumindest hoffe ich das.

Für ein Black Metal Album, inspiriert von der 90er Szene, ist das Debüt schon recht mutig und abwechslungsreich, verlässt aber nie wirklich die eingeschlagene Richtung. Setzt ihr euch Grenzen oder ist quasi in Zukunft alles möglich?

 Bughuul: Durch das hoffentlich künftige Mitwirken von Mitmusikern gehe ich schon davon aus, dass sich der Sound von BERZERKER weiter entwickeln wird. BERZERKER wird sich aber jedenfalls weiterhin innerhalb dessen bewegen was Black Metal ausmacht.

Und welche Bands der Szene haben euch vorrangig geprägt und was fasziniert euch so daran?

Bughuul: Meine musikalische Entwicklung ist von wesentlich mehr als nur Black Metal geprägt. Wenngleich diese Musik immer einen großen Stellenwert bei mir eingenommen hat, ist meine Arbeit vor allem auch stark durch Thrash- & Death Metal beeinflusst. Nicht zuletzt war ich ja über 10 Jahre in einer Death Metal-Band. Ich glaube ein wenig davon ist bei BERZERKER nach wie vor heraus zu hören.

Wichtige Bands in meinen jungen Jahren waren neben den alten Sachen von METALLICA, MEGADETH und SLAYER, Bands wie EVENFALL, THE KOVENANT, VADER, KREATOR oder THIRDMOON. Später dann die ganzen „Second Wave“-Klassiker wie SATYRICON, MAYHEM, DARKTRHONE, usw.

Das Album ist komplett ist in Eigenregie erschienen und gratis auf Bandcamp (LINK) zu bekommen, war das so geplant bzw. sind Label-Deals für euch eine Option?

Bughuul: Natürlich wäre die Unterstützung eines Labels wünschenswert. Aber die Erfahrungen mit meiner alten Band haben gezeigt, dass es heutzutage schwierig ist, das Interesse eines Labels durch Bewerbung zu wecken. Aufgrund der schieren Masse an Bewerbungen, mit denen diese oft konfrontiert sind, ist es ausgesprochen schwierig sich vom Mitbewerb abzuheben. Ich glaube, dass es eher darum geht medial und live möglichst präsent zu sein, um an einen seriösen Labelvertrag zu kommen. Als absoluter Newcomer braucht es dafür erstmal eine Veröffentlichung. Außerdem wollte ich nach über vier Jahren Arbeit nicht noch weitere Zeit mit einer (möglicherweisen erfolglosen) Suche nach einem Label verlieren.

Auch ist der wirtschaftliche Erfolg von BERZERKER nicht das primäre Ziel. Es geht mir vielmehr darum meine eigene musikalische Vision umzusetzen und damit möglichst viele Menschen erreichen und vor allem in Zukunft eben auch wieder live zu spielen.

BERZERKER - Bughuul & Imbrifer

Der Sound ist bewusst so Old-School gewählt? Ich finde, gerade die atmosphärischeren und melodischeren Nummern, hätten durchaus etwas mehr an Volumen vertragen, aber das ist gerade in dem Genre bekanntlich Geschmackssache.

Bughuul: Der Sound ist bewusst Old-School gehalten, nicht jedoch die Produktion. Ich habe hierbei versucht einen möglichst druckvollen und transparenten Mix zu erzielen ohne die für Black Metal essentielle Rauheit und Ungeschliffenheit zu beschneiden. Das sind natürlich zwei Zielsetzungen die einander bis zu einem gewissen Grad wiedersprechen. Ich denke aber dass es mir mit der Produktion durchaus gelungen ist, heutigen Standards gerecht zu werden ohne dem Material die Zähne zu ziehen.

Wie sieht es aktuell eigentlich bei TEARS OF WRATH aus. Tut sich da was?

Bughuul: Als wir TEARS OF WRATH 2014 auf Eis gelegt haben, haben wir bewusst nur die Pause-Taste gedrückt, da wir, zumindest einige von uns, mit dem Thema noch nicht ganz durch waren. Wir halten uns also nach wie vor die Möglichkeit offen die Band wieder zu beleben, wenn die Umstände wieder dafür sprechen. Momentan sieht es allerdings nicht sehr danach aus, da wir uns alle zur Zeit in anderen Projekten engagieren.

Gibt es denn auch schon konkretere Live-Pläne?

Bughuul: Tatsächlich hat es schon konkrete Anfragen gegeben, was natürlich sehr erfreulich ist. Klarerweise erfordert das aber zuerst ein eingespieltes und komplettes LineUp. Also gibt es derzeit noch keine konkreten Konzerttermine. Je nachdem wie gut wir vorankommen, möchte ich aber so schnell wie möglich zurück auf die Bühne.

Gibt es noch etwas, das ihr loswerden möchtet? Ansonsten danke ich für die Zeit und das Interview und wünsche euch viel Erfolg!

Bughuul: Vielen Dank für euer Interesse und den Support! Ich hoffe das Interview bzw. die Review zu „Pereat Mundus“ konnten das Interesse einiger Leser an BERZERKER wecken. Wer über die weitere Entwicklung up to date bleiben möchte checkt am besten auf unserer Facebook-Seite und/oder auf Bandcamp ein. See you!

 


www.facebook.com/berzerkerblackmetal
berzerker-blackmetal.bandcamp.com

 

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