FAUN stehen ja schon länger für starken Folk Metal, doch mit dem Albumtitel „Pagan“ setzt man ein neues Ausrufzeichen in der Karriere und auch musikalisch kann man hier ein echtes Highlight erwarten. Da FAUN schon viele Höhenflüge, aber auch ein paar Tiefs hatten, nahmen wir uns das neue Album zu Anlass um genauer Fronter und Multi-Instrumentalist Oliver Satyr nachrufragen.
Hallo! Ich freue mich sehr über die Gelegenheit euch ein paar Fragen zu stellen! Wie geht es euch so kurz nach dem Release des neuen Albums?
Oliver Satyr: Vielen Dank, es könnte nicht besser gehen. Der Release des neuen Albums war sehr arbeitsreich, weil wir dies ja zum ersten Mal auf unserem eigenen Label gemacht haben. Aber alles lief gut und wir haben es sogar auf Platz #3 der deutschen Albumcharts geschafft. Nun steht eine Phase an, mit viel weniger Büroarbeit und schönen Sommerkonzerten und Festivals.
Das neue Werk heißt schlicht „Pagan“! Warum habt ihr diesen Titel gewählt?
Oliver Satyr: Wir haben uns auf diesem Album auf sehr alte heidnische Mythen fokussiert. Dies war immer schon unser Interesse und so war es an der Zeit nun viel tiefer in diese Thematik einzutauchen.
Wenn man die Titelliste des Albums durchliest, fühlt man sich in längst vergangene Zeiten versetzt. Beschäftigen sich alle von euch gerne mit der Nordischen Mythologie?
Oliver Satyr: Das wunderbare an der nordischen Mythologie ist, dass hier Christentum und Heidentum eine lange Zeit friedlich koexistieren konnten. Auch wurden viele alte Mythen in wunderbaren Büchern wie zum Beispiel der EDDA aufgeschrieben. Solch einen direkten Einblick in die alten Mythen haben wir beispielsweise bei den Kelten sehr selten.
Durch diverse Filme und Serien sind altnordische Themen populärer denn je. Glaubt ihr, dass die dort dargestellten Wertvorstellungen manchen beeinflussen?
Oliver Satyr: Natürlich. Es wäre naiv zu denken, dass dieses grösste aller Medien keinen Einfluss auf die Szene hat. Um so mehr bin ich dankbar, dass Serien wie zum Beispiel „Vikings“ sich sehr ernsthaft mit dem alten Glauben auseinandersetzen und sogar versuchen eine Weltbild aus einer paganen Perspektive zu veranschaulichen.
„Pagan“ steht ja an und für sich für Heidentum. Was bedeutet diese Lebensanschauung für euch?
Oliver Satyr: Mein Weg zum Paganismus hat mich eine animistische Weltanschauung entwickeln lassen. Ich glaube es ist für uns ein wichtiger Aspekt unseren Hörern durch unsere Balladen solch einen Animismus zu veranschaulichen, dass unsere Umwelt lebendig und beseelt ist.
Denkt ihr, die Welt wäre eine bessere wenn es nur Heiden gäbe?
Oliver Satyr: Mit Sicherheit, wenn jeder daran glauben würde, dass unsere Umwelt, Wälder, Pflanzen, Meere, Wind und Erde lebendig und beseelt sind, dann hätten wir einen viel grösseren Respekt für diesen und würden sie schützen, statt sie auszubeuten und zu zerstören.
Das Artwork sieht sehr mystisch aus! Wo habt ihr das riesige Hirschgeweih aufgetrieben, oder ist das nur virtuell?
Oliver Satyr: Ich habe mir ein echtes Hirschgeweih in einer Hirschzucht gekauft, welches als Modell gedient hat und nun in meinem Studio hängt.
Wir sind sehr glücklich, dass wir auf PAGAN mit wirklich tollen Künstlern zusammenarbeiten durften, die zum Beispiel auch das Geweih auf dem Cover entworfen haben.
Wie lange habt ihr am Album gearbeitet und wie läuft das Songwriting bei euch ab? Beteiligen sich alle oder nur einzelne?
Oliver Satyr: Wenn ein Bandmitglieder eine Songidee hat dann schickt er diese an die Anderen. Wenn die Idee gefällt, dann sammelt jeder eigene Ideen dazu, bis man sich gemeinsam trifft und daraus im besten Fall ein Song wird. Mit vier Sängern und unzähligen Instrumenten haben wir wunderbar viele Möglichkeiten im Ausdruck, was wahrscheinlich unsere Alben sehr abwechslungsreich und kurzweilig werden lässt.
Möchtet ihr mir sonst noch etwas über das neue Album erzählen?
Oliver Satyr: Wichtig ist uns auf die Deluxe Edition hinzuweisen, welche für uns das eigentliche Album darstellt. Statt der Standard Edition im Digipack mit 13 Songs, sind hier 15 Songs in einem 100 seitigen Hardcoverbuch zu finden. Uns war es wichtig, auf die sehr spannenden Hintergründe der Songs und Mythen einzugehen. Somit haben wir mit Hilfe von wunderbaren Illustrationen von bekannten Künstlern wie zum Beispiel Brian Froud, The Raven from the North, Gina Wetzel und vielen weiteren und tollen erklärenden Texten von zum Beispiel Wolf-Dieter Storl und Vivianne Crowley hier eine Reise in den Paganismus zu ermöglichen.
Ich habe euch ja auch schon live erlebt und ihr konntet die Leute immer mitreißen. Wie sehr hat euch das die letzten zwei Jahre gefehlt?
Oliver Satyr: Natürlich immens, denn wir verstanden uns immer als Live Band.
Ihr hattet ja in eurer langen Bandgeschichte auch einige LineUp-Wechsel. War die Band jemals am Rande der Auflösung?
Oliver Satyr: Leider schon mehrmals, als sich zum Beispiel unsere erste Sängerin von uns trennte oder als wir zu Universal gegangen waren. Schlimmer als diese Änderungen war meist die öffentliche Kritik im Internet. Dies hatte damals einige Bandmitglieder sehr belastet und dazu bewogen aufhören zu wollen. Zum Glück haben wir diese Krisen gemeistert und sehen mittlerweile einen Line Up Wechsel auch als Möglichkeit an, auch neue Aspekte dazu zu gewinnen. Jedenfalls ist PAGAN das erste Album auf unserem eigenen Label und den Major Vertrag haben wir nicht verlängert. So könnte es gerade nicht besser sein. Wir haben uneingeschränkte künstlerische Freiheit und könnten auch mit dem Line Up nicht glücklicher sein.
Nun gibt es ja wieder die Möglichkeit zu Konzerten. Wie war das Gefühl für euch, endlich wieder auf der Bühne zu stehen?
Oliver Satyr: Endlich konnten wir uns wieder lebendig fühlen und vor allem unsere Musik und auch die neuen Lieder lebendig werden lassen.
Was war bisher das Highlight in eurer Karriere? Und was die Lowlights?
Oliver Satyr: Oh, Highlights gibt es sehrt viele und mit Sicherheit waren dies wunderbare Konzerte. Hier gehören sicherlich auch die weiten Konzertreisen dazu, wenn man vor einem Publikum steht, welches schon sehr viele Jahre auf einen gewartet hat und wirklich jeden Ton feiert, wie zum Beispiel in Brasilien, USA oder England.
Ein Tiefpunkt war mit Sicherheit die grosse Welle der Kritik als wir die erste Platte bei Universal rausgebracht haben. Ich verstehe zum Teil die Kritik, weil ich die Hälfte der Lieder dieses Albums auch nicht für gelungen finde, aber sich deshalb komplett von uns loszusagen oder Kondolenz-seiten ins Internet zu stellen, das hat uns doch hart getroffen.
Was möchtet ihr zum Abschluss noch euren Fans und unseren Leser sagen?
Oliver Satyr: Niemals zu vergessen, dass alles um uns herum lebendig und beseelt ist.
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und viel Erfolg mit dem neuen Album