Die Erwartungen waren hoch für diese Double Headliner United Forces Tour, in der beide Bands ein volles Set abspielten. Für die Ungeduldigen und jene Leser, die nicht so viel Zeit haben, kann ich jetzt schon verraten: meine (und nicht nur die) Erwartungen wurden weit übertroffen. Pünktlich um 20 Uhr starteten HAMMERFALL ihr Set mit „Brotherhood“ aus ihrem neuen Album „Hammer Of Dawn“, das auch namensgebend für die aktuelle HAMMERFALL-Tour ist. Das mich die Schweden nicht enttäuschen würden, war mir klar, hatte ich sie bereits Anfang Juni auf der Full Metal Cruise IX live erleben dürfen.
Mit „Any Means Necessary“ gab es dann schon den ersten, aber bei weitem nicht letzten Mitgröhler fürs Publikum! Joacim Cans und seine Mitstreiter feuerten einen bunten Strauß ihrer beliebtesten Weisen ins Publikum und diese wurden euphorisch aufgenommen und Mitgesungen. Teilweise war die Band überrascht, wie sehr sie abgefeiert wurden und wie lautstark das Publikum immer wieder den Bandnamen skandierte. Nach einem Set mit Gassenhauern wie „Renegade“, „Bloodbound“, dem Innungssong der Handwerkergilde um 15:30 Uhr „Let The Hammer Fall“, die vereinzelt mit neuen Songs sowie einem „Crimson Thunder“-Medley gespickt wurden, war nach den beiden Zugaben „Hammer High“ und dem unverwüstlichen Mitsinger „Hearts On Fire“, dann nach knappen eineinhalb Stunden erstmals Schluss mit Lustig.
Kurze Zwischenbilanz: HAMMERFALL haben grandios abgeliefert, dem Publikum und der Halle, im wahrsten Sinne der Worte, eingeheizt und im Anschluss sollte dann noch HELLOWEEN live auf die Bühne kommen. Besser kann so ein Konzertabend nicht beginnen.
Setlist HAMMERFALL:
Brotherhood
Any Means Necessary
The Metal Age
Hammer Of Dawn
Bloodbound
Renegade
Last Man Standing
Hero’s Return / Riders Of The Storm / Crimson Thunder
Let The Hammer Fall
Glory To The Brave
(We Make) Sweden Rock
–
Hammer High
Hearts on Fire
Die Umbaupause ist kurz, reicht aber um frische Luft zu schnappen, abzukühlen und sich ein neues Getränk zu besorgen.
Nach kurzem Intro („Halloween“ &“Orbit“) und lautem Jubel betreten die drei Urkürbisse Kai Hansen, Michael „Weiki“ Weikath und Markus Grosskopf die Bühne und starten mit dem Song „Skyfall“ in ihr Set. Michael Kiske eröffnet den Gesangspart und Andi Deris stößt als zweiter Sänger dazu.
Das 16. Studioalbum „Helloween“ (2021) markiert die Rückkehr von Kai Hansen sowie Michael Kiske, die zusätzlich zur bisherigen Besetzung hinzustießen. Damit ist HELLOWEEN nicht nur mit drei Sängern bestückt, auch fast alle Gründungsmitglieder sind wieder an Bord. Schlagzeuger Ingo Schwichtenberg beging ja 1995 leider Selbstmord.
Das Dreigestirn im Gesangsbereich funktioniert sehr gut, wobei sich Kiske und Deris die meiste Arbeit teilen. Kiske die Klassiker seiner Alben wie „Eagle Fly Free“ oder „Future World“, Deris hingegen die Neueren Songs, wie „Mass Pollution“ oder „Where The Rain Grows“. Hansen ist eher im Background Chor mit dabei. Seine große Stunde schlägt wenn er das „Walls Of Jericho“ Medley anstimmt. Hier lässt er stimmlich und auf der Gitarre alles raus, was ihn im steckt und da ist immer noch ziemlich viel in ihm drinnen. „Metal Invaders“, „Victim Of Fate“ „Gorgar“ und „Ride The Sky“ werden von Hansen perfekt dargeboten und die Uhren im Gasometer stehen auf 1984.
Mit einer Vollversion von „Heavy Metal (Is The Law)“ wird dieser Part abgeschlossen und man nimmt wieder Fahrt in die 90er auf. Sascha Gerstner darf ein Gitarrensolo spielen (der Arme muss am Ende vom ersten Encore alle von der Bühne abgehenden Musiker namentlich verabschieden, nur er bleibt übrig und wer nicht weiß wer er ist, erfährt auch hier seinen Namen nicht) und mit und mit „Best Time“, „Dr. Stein“ und „How Many Tears“ geht es in den ersten Encore Part, auf den die Zuschauer nicht lange warten müssen. Eine wunderschöne Version von „A Tale That Wasn’t Right“ gesungen von Michael Kiske, „Power“ von Deris und natürlich „Keeper Of The Seven Keys“, beinhaltet der erste Zugabenteil. Danach folgt noch als Rausschmeißer „I Want Out“, der mit einem annehmbaren Singspiel garniert ist.
Setlit HELLOWEEN:
(Halloween Intro)
Orbit
Skyfall
Eagle Fly Free
Mass Pollution
Future World
Save Us
Where the Rain Grows
(Walls Of Jericho)
Metal Invaders / Victim O Fate / Gorgar / Ride The Sky
Heavy Metal (Is The Law)
Forever And One (Neverland)
Angels
Guitar Solo (Sascha Gerstner)
Best Time
Dr. Stein
How Many Tears
–
A Tale That Wasn’t Right
Power
Keeper Of The Seven Keys
–
I Want Out
Fast zweieinhalb Stunden stehen HELLOWEEN auf der Bühne und beglücken das eher überschaubare Publikum. Der Gasometer ist bei weitem nicht ausverkauft, wie es sich für so ein Paket an Metal eigentlich gehört. Denjenigen, die im Gasometer anwesend waren, wurde aber ein metallener Abend der Güteklasse 1A beschert. Der Sound war überraschend gut für den Gasometer (da hab ich schon anderes erlebt), beide Bands waren Top drauf und der einzige kleine Wermutstropfen waren die Ansagen von Andi Deris. Der muss mit DORO oder den COBRA SPELL Mädels verwandt sein. Aber darüber kann man Angesichts der grandiosen Show und den vielen Flashbacks in die 80er Metal Jahre, sehr leicht darüber hinwegsehen.